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Launen und Allüren. Die Primadonnen der Barockoper waren berühmt für ihre tragikomischen Ausbrüche.

© I Confidenti

Barocker Theatersommer: Zickenkrieg an der Schiffbauergasse

Das Opernensemble „I Confidenti“ kooperiert mit dem Theaterschiff - die erste Premiere ist „Der Virtuose“.

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Das Schlosstheater im Neuen Palais ist seit Mitte 2013 geschlossen. Wegen Sanierung. Mehrere Jahre lang kann an diesem wunderbaren Ort kein Theater gespielt werden. So manche Potsdamer Veranstalter zwang die Schließung zu einem Umdenken und einer Neuorientierung in der Spielortsuche. Davon ist auch das Potsdamer Ensemble „I Confidenti“ betroffen, das sich seit zwölf Jahren unter der Leitung der Malerin und Bühnenbildnerin Christine Jaschinsky immer wieder mit neuen Mitgliedern formiert und den „Barocken Theatersommer“ erfolgreich ausrichtet.

Für „I Confidenti“ gab es wohl in den Räumen und Parkanlagen der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg – etwa im Heckentheater – keine Möglichkeiten, zu spielen. Die Naturbühne am Neuen Palais ist 2012 auch deswegen wiedereröffnet worden, um sommerliche Theatererlebnisse zu schaffen. Doch die technisch-akustische Realisierung scheint vor allem für freie Theater ein schwieriges Problem zu sein.

Das Ensemble hatte im Dezember des vergangenen Jahres obendrein eine finanzielle Niederlage zu überwinden. Die Stadtverwaltung strich die Förderung von 10 000 Euro. Das Geld wurde dem Theaterschiff zugesprochen. Lediglich 4000 Euro hat die Stadt danach der regional wie überregional anerkannten Musik-Theater-Reihe zugesprochen. Christine Jaschinsky hat sich von dieser Maßnahme, die von wenig Wertschätzung kündet, jedoch nicht beirren lassen. Sie kam mit Martina König, der künstlerischen Leiterin des Theaterschiffs und Regisseurin, ins Gespräch. Beide vereinbarten eine Kooperation. „Wir überspringen Gräben und lassen uns nicht davon abbringen, auf dem Theaterschiff Musiktheater mit einer internationalen Besetzung zu ermöglichen“, betonen die Theatermacherinnen in einer gemeinsamen Erklärung.

Neben dem Theaterschiff wird auch in der geschichtsträchtigen Schinkelhalle gespielt. Beide Orte sind am Areal der Schiffbauergasse zu finden. Das Theaterschiff ist erst Anfang des Jahres am Tiefen See vor Anker gegangenen. „Wir hoffen natürlich, dass der neue Standort genauso gut angenommen wird wie das Schlosstheater und die Sanssouci-Orangerie. Die beiden Spielorte eröffnen uns neue künstlerische Möglichkeiten und Kooperationen“, betont Christine Jaschinsky zuversichtlich.

Mit „Il teatro alla moda“ in der Schinkelhalle und „Der Virtuose“ auf dem Theaterschiff gibt es zwei Stücke, die sich den Sänger-Stars der Barockoper widmen. Die Launen und Allüren von Primadonnen und Kastraten waren Legende, ihre Gagen verschlangen eine Unsumme an Geld. Noch heute kennt man teilweise ihre Namen: Senesino, Farinelli, Caffarelli, Giovanna Astrua, Francesca Cuzzoni, Faustina Bordoni, Elisabeth Schmeling. Die Musik von Georg Friedrich Händel, Johann Adolph Hasse, Antonio Vivaldi, oder Carl Heinrich Graun wurde durch sie unsterblich. Ein zeitreisender Opernliebhaber besucht in „Il teatro alla moda“ europäische Hauptstädte des 18. Jahrhunderts und wird von den Zickenkriegen und ihren tragischen und komischen Auswüchsen erzählen. Neben dem syrischen Countertenor Razek-Francois Bitar wirken junge Sängerinnen und Sänger mit, die an der Universität der Künste studieren. Das Berliner Barockorchester Stella Maris unter der Leitung von Christine Trinks wird ebenfalls mit von der Partie sein. Regie führt der Schweizer Schauspieler David Matthäus Zurbuchen, der in Potsdam längst kein Unbekannter ist. Die Premiere findet am 3. Juli statt.

Bereits am 17. Mai ist eine Premiere auf dem Theaterschiff vorgesehen. In der Reihe „Theaterstars an Bord“ betritt der junge Opernsänger Gasparo die kleine Bühne. Mit ihm wird seine Liebesgeschichte mit der Contessa Carlotta erzählt. Die Schriftstellerin Margriet de Moor hat sie in ihrem Roman „Der Virtuose“ aufgeschrieben. Martina König hat die Geschichte für die Bühne bearbeitet. Der Countertenor Razek-Francois Bitar ist wieder dabei. Er wird den Gasparo darstellen und die Schauspielerin Andrea Brose die Carlotta.

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