
© Andreas Klaer
Kultur: Zukunftsfestival ohne Zukunft
Wegen fehlender öffentlicher Förderung geben die Organisatoren des Kunst-Events in Potsdam auf
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Der Funke hat nicht gezündet. Das Zukunftsfestival, das der freie Regisseur, Literatur- und Theaterwissenschaftler Freo Majer gemeinsam mit dem eigens für diesen Zweck gegründeten Trägerverein Götterfunken e. V. in Potsdam durchführen wollte, wird es nicht geben. „Es hat mit der öffentlichen Förderung nicht geklappt“, sagte Majer auf Nachfrage gegenüber den PNN. „Wir sind natürlich sehr enttäuscht“. Ohne eine öffentliche Anschubfinanzierung sei ein solches Festival aber nicht zu stemmen.
Erstmals hatte der Berliner Freo Majer seine Pläne für das 14-tägige Spektakel vor einem Jahr in der Villa Schöningen vorgestellt. Im September 2014 sollten an mehreren Orten der Stadt genreübergreifende, interdisziplinäreVeranstaltungen stattfinden, interkulturell und barrierefrei in jeder Hinsicht. Majer wollte Grenzen aufweichen und Platz für einen neuen Zeitgeist schaffen. Wissenschaftler und Künstler aller Altersgruppen sollten aufeinandertreffen. Diskurse und Workshops statt Kunstkonsum. Majer wollte Begegnung und bürgerliches Engagement. Ganz konkret sollten sich im Rahmen des Zukunftfestivals zwölf Mentoren – namhafte Künstler – während der zwei Wochen um ausgewählte Nachwuchskünstler in Potsdam kümmern.
Das alles war nicht zum Nulltarif zu haben. 1,6 Millionen veranschlagte Majer für das Zukunftsfestival, als er seine Pläne im März dieses Jahres erstmals im Kulturausschuss vorstellte. Seine Hoffnung beruhte auf einer großzügigen Mischförderung von Bund, Land und Stadt. 500 000 Euro beantragten die Organisatoren bei der Kulturstiftung des Bundes. Als von dort eine Absage kam, platzte auch die ergänzende Förderung vom Land und von der Stadt. Ende August flatterten dem Verein abschlägige Bescheide ins Haus.
Das sei sehr schade, aber man werde es nicht noch einmal in Potsdam versuchen, so Majer. Es sei auch den Künstlern nicht zuzumuten. Verein und Kuratoren überlegen allerdings, das Zukunftsfestival woanders zu etablieren, so der Festivalchef weiter.
Dass es – wenn auch mit viel Kraftaufwand – möglich ist, ein neues Veranstaltungsformat in Potsdam auszuprobieren, haben die Organisatoren eines neuen Literaturfestivals gezeigt. Nach einer Vorbereitungsphase von wenigen Monaten fand in diesem Jahr erstmals vom 30. August bis zum 1. September das Literaturfestival „lit:potsdam“ statt, Lesungen und literarische Veranstaltungen, Buchmärkte, Diskurse. Auch hier gründete sich, ähnlich wie beim Zukunftsfestival, ein Trägerverein. „Lit:pots e. V.“ gab die Organisation in professionelle Hände und engagierte die Berliner Agentur Graf & Frey zur Durchführung des Festivals.
Wackelig war es auch hier bis zum Schluss, obwohl dem Verein ein Budget von 100 000 Euro, davon etwa 75 000 Euro Förderung von Stadt und Land, zur Verfügung stand. Schließlich entschied man sich für eine abgespeckte Variante, um das Festival nicht ausfallen lassen zu müssen. Statt wie gewünscht eine ganze Woche lang Literatur gegen das Sommerloch anbieten zu können, blieb es dieses Jahr vorerst bei einem Wochenende. 3000 Besucher kamen, laut Schätzung der Agentur Graf & Frey, zu den unterschiedlichen Veranstaltungen in der Schiffbauergasse und auf dem RBB-Gelände. Im kommenden Jahr soll es bei der zweiten Auflage von „lit.potsdam“ an zehn Tagen Lesungen, Gespräche und vieles mehr um Literatur geben. In Sachen Literatur zumindest lassen sich die Festivalorganisatoren in Potsdam nicht so schnell entmutigen.
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