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Kultur: Zur Malerei geronnene Musik

Die Berliner Malerin Vera Koch stellt ab morgen in der Dorfgalerie Töplitz aus

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Die Berliner Malerin Vera Koch stellt ab morgen in der Dorfgalerie Töplitz aus Von Heidi Jäger Die Ausstellung hat viele Gesichter. Das strahlend sonnige nimmt natürlich als erstes gefangen. Leuchtende Raps- und Sonnenblumenfelder streicheln wohlig die Seele. Der Sommer scheint in die Töplitzer Galerie seine Strahlen zu werfen. Vis-á-vis werden jedoch andere Töne angeschlagen: ein dunkles Aufbegehren und Ringen mit Abgründen verschafft sich hier aufwühlend Platz. Vera Koch ist eine Malerin, die aus dem Bauch heraus zum Pinsel greift. Geht es ihr schlecht, hört sie sich ein Requiem an und manövriert sich noch tiefer in die Depression hinein. Dann hilft nur noch die Malerei, um sich von diesem Trübsal zu befreien. Eine ganze Nacht malt sie dann durch, und fällt morgens befreit von den schwarzen Gedanken in wohligen Schlaf. Malen ist für sie Therapie und zugleich auch ein fröhliches Jublilieren. Denn wenn sie vor Freude ganz taumelig ist, auch dann lässt sie dies in frischen Farben heraus. Als sie jetzt im Sommer mit dem Fahrrad die Provence durchquerte, sprangen sie die kilometerweiten Sonnenblumenfelder förmlich an. „Sie versetzten mich geradezu in einen Farbrausch“, den sie dann auf der Leinwand ausleben musste. Die im Rheinland aufgewachsene Malerin beschritt nicht den akademischen Weg zu den Höhen der Kunst, sie wandelte lustvoll nach eigenen Intentionen. „Zwar wäre ich gern nach dem Abitur zu einer Kunstschule gegangen, Tänzerin oder Pianistin geworden, aber mein Vater hatte etwas Handfesteres für mich im Sinn.“ Also wurde sie Lehrerin, allerdings neben Englisch auch für Kunsterziehung. Über 20 Jahre unterrichtete sie, und das durchaus mit Leidenschaft. Dann wurde sie frühzeitig berentet, und füllte fortan den Tag mit Malerei. „Mit Naturstudien habe ich begonnen und mich dann in Malkursen, Workshops und Seminaren immer tiefer an die vielen Möglichkeiten herangetastet.“ Mit Lehrern wie Joe Hadége, Evelyn Kuwertz und Jürgen Schulz schlug die Wahl- Berlinerin sich immer neue Schneisen ins Dickicht der Kunst. Und so probiert sich Vera Koch nach wie vor neugierig aus, in der Technik ebenso wie in verschiedenen Stilen. Offensichtlich zur Freude der Betrachter, denn 50 ihrer Werke konnte die 65-Jährige bislang bereits verkaufen. Mal bleibt sie der Natur dicht auf den Versen, um dann wieder alle Gegenständlichkeit rigoros abzuwerfen. Auch Menschen gibt es auf ihren Bildern, tanzende und sich aneinander schmiegende. Mal sind sie klar konturiert, dann nicht mehr als ein zarter Hauch. „Viele meiner Bilder entstehen zur Musik. Vor allem Bach und Brahms treten in ihrem Inneren etwas los, aber auch zu Jazz fühlt sie sich hingezogen.“ Als sie für ihre jetzige Ausstellung im Havelland malte, summte sie vielleicht ihr eigenes Lied: ihre Seerosen vom Zernsee, das Rapsfeld Töplitz und die Sonnenuntergänge an der Havel lassen fröhliche Klänge vernehmen. Und diese mischen sich zur Eröffnung – wie immer, wenn Havel-Land-Art zu einer neuen Schau einlädt – mit Live-Musik in der benachbarten Kirche. Erneut sind Stipendiaten der Paul-Hindemith-Gesellschaft, die mittellose, hochbegabte Musikstudenten fördert, zur Vernissage zu hören: Adi Malka aus Israel und Shih-Chun Chen aus Taiwan auf der Querflöte. Rebekka Wittig aus Potsdam komplettiert mit ihrem Cello das Trio. Sie spielen u. a. Werke von Haydn und Bach. Eine schöner Prolog für die zur Malerei geronnene Musik Vera Kochs. Eröffnungskonzert in der Dorfkirche Töplitz: morgen 16 Uhr, Vernissage in der Galerie nebenan um 17 Uhr, Eintritt frei.

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