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Kultur: Zurück zum Stummfilm
Eine Künstlerfusion vom Jugendkulturzentrum Freiland stellt am Montag im Filmmuseum ihre Reihe „Das Laboratorium“ vor
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Es ist eine lange Geschichte, die zwischen Potsdam und dem Film. Die Prominenz aus Hollywood zieht es nach Babelsberg, auf ihren Spuren kann man dort wandeln. Nicht umsonst wurde schließlich im Jahr 2009 auf dem Gelände der Studios in Babelsberg die Heiner-Carow-Straße in Quentin-Tarantino-Straße umbenannt. Man will in Potsdam zeigen, was man hat, oder besser: wer schon auf den Straßen dieser Stadt wandelte. Der Schritt von Hollywood, dem Mekka aller Schauspiel- und Filmkunst, nach Babelsberg ist geografisch gesehen ein großer, filmtechnisch jedoch kein allzu bedeutender.
Vom Freiland in Potsdam bis zum Filmmuseum ist zwar nur eine kleine Strecke zurückzulegen, der künstlerische Schritt, der damit getan wird, jedoch ein umso größerer. Am kommenden Montag zieht es die Künstler des „Laboratorium Haus 1“ aus dem Jugendkulturzentrum Freiland hinüber in das Filmmuseum. Ihre Stummfilmreihe „Das Laboratorium“ feiert dort im großen Rahmen Premiere.
„Das Laboratorium“ hat alles, was ein spannender Abend im Kino so braucht: Eine kleine Spur Geheimnisvolles, eine Prise Horror und natürlich die grenzenlose Liebe eines Mannes zu einer Frau. Der verrückte Professor, der in Liebe zu der bekannten Sängerin Edith entbrennt, versucht diese mithilfe einer Maschine ewig an sich zu binden. Die junge Edith verliert durch die Experimente des Professors ihre Natürlichkeit und kann diese nur noch in ihren Liedern ausleben.
„,Das Laboratorium’ war als Horrorfilm in Schwarz-Weiß geplant“, sagt Bianca Baalhorn, die nicht nur als Darstellerin der jungen Edith vor der Kamera steht, sondern auch hinter der Kamera als Regisseurin die Fäden zieht. Zunächst als Beitrag zu dem Filmwettbewerb „99 Sekunden“ geplant, entwickelte das Projekt jedoch seine ganz eigene Dynamik. Im Thema zu eingeschränkt strebte die junge Künstlerfusion, die im Freiland ihr Zuhause hat, etwas anderes an. Etwas Großes, etwas Freies.
„Wir haben die Reihe weder für ein spezielles Publikum noch für die breite Masse produziert“, erklärt Phillip Langer, der in der Filmreihe als mysteriöser Handlanger des Professors auftritt. „Wir haben uns bei den Charakteren an den Menschen des Freilandes orientiert“, sagt Baalhorn. Es sei leichter, den eigenen Charakter zu spielen. Vor allem im Stummfilm, bei dem auf viel mehr geachtet werden muss. Langsamere Bewegungen und eine andere Art des Spielens, die Herausforderungen waren groß. Die Musik von Soundhunterin Asia Walusko trägt dazu bei, dem Film die richtige Stimmung zu geben. Bei einem Stummfilm keine leichte Aufgabe.
Gehört der Stummfilm zwar eher zu den aussterbenden Kunstarten, lassen die Künstler seine Tradition in „Das Laboratorium“ wieder aufleben. „Wir haben uns nicht strikt an den Stil der 20er Jahre gehalten. Die Reihe ist aktuell und besitzt aber auch etwas Zeitloses“, so Langer. Jedem soll so der Zugang zu der Filmreihe eröffnet werden.
Die Leichtigkeit der Macher, die hinter der ganzen Produktion steckt, hat viel dazu beigetragen, das Filmprojekt in nur wenigen Monaten entstehen zu lassen. Viele Probleme gab es nicht, lediglich das Zeitmanagement hackte ab und an. „Es war schwer, alle Leute zu allen Terminen zusammenzukriegen“, berichtet Bianca Baalhorn.
Am Montag ist das Ergebnis ihrer Arbeit im Filmmuseum zu erleben. Dann tritt die junge Künstlerfusion nicht nur hinaus in das Rampenlicht, sondern fügt der langen Potsdamer Filmgeschichte ein neues, wenn auch kleines Kapitel hinzu.
Premiere am Montag, 17. September, 20 Uhr Filmmuseum, Breite Straße 1/Am Marstall, Anschließend Publikumsgespräch mit den Filmemachern
Chantal Willers
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