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Kultur: „Zusammenschau“ über brandenburgische Musiker

Vera Grützner gab Lexikon im Jaron Verlag heraus

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Vera Grützner gab Lexikon im Jaron Verlag heraus Die Kleinmachnower Musikwissenschaftlerin Prof. Vera Grützner hat sich an die komplizierte Aufgabe gewagt, eine, wie sie selbst sagt, „Zusammenschau der Persönlichkeiten des Brandenburger Musiklebens“ zu verfassen. Das Ergebnis ist soeben als Buch im Jaron Verlag Berlin erschienen: „Musiker in Brandenburg vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart“. Vera Grützner beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der regionalen Musikgeschichte. Arbeiten beispielsweise über die Komponisten Waldemar von Bausznern und Gerhard Rosenfeld sind in letzter Zeit erschienen. Ihr Anfang der neunziger Jahre im Arani-Verlag herausgekommenes Buch „Potsdamer Musikgeschichte“ war damals ein Novum, denn zu DDR-Zeiten gab es darüber keine Zusammenschau. Die Autorin legt nun das erste Lexikon zur brandenburgischen Musikgeschichte vor. Mehr als 400 Namen findet man in ihm, oftmals solche, die man heute nicht mehr kennt. Komponisten, Dirigenten, Instrumentalisten, Sänger, Kirchenmusiker, Opernregisseure oder Musikwissenschaftler hat Vera Grützner in ihrem Buch aufgenommen. Das Lexikon setzt im 16. Jahrhundert ein, als auch im Brandenburgischen, vor allem in den städtischen, kirchlichen und höfischen Zentren die Musikkultur sich bereits einer intensiven Pflege erfreute. Beispielsweise erfährt der Leser einiges über Gregor Lange (1540-1587), der in Frankfurt an der Oder Kantor war, und in seiner Profession - wie damals üblich – komponierte, oder über den Musiktheoretiker Ambrosius Lacher (gest. 1540), der ebenfalls in Frankfurt wirkte. Die Stadt an der Oder genoss durch ihre Universität, die Viadrina, in deutschen Landen große Popularität. Dem musikalischen Leben im Brandenburgischen wurde im 18., 19., aber auch im 20. Jahrhundert starke Aufmerksamkeit zuteil. Neben den Musikern, die in der Potsdamer Residenz – am Hof und in den Kirchen wirkten –, fanden bei Vera Grützner vor allem auch jene Musiker Interesse, die in der Provinz in Lohn und Brot standen, zumeist als Organisten und Kantoren. Überhaupt wird in diesem Buch den Kirchenmusikern erfreulicherweise viel Platz eingeräumt. Es ist erstaunlich, wie viel Biografisches die Wissenschaftlerin über die Musiker erforschte. Schwierigkeiten bereitete wohl die Auswahl der in das Lexikon aufzunehmenden Namen, besonders was die Gegenwart betrifft. Individuelle Gesichtspunkte blieben dabei anscheinend bestimmend. So manchen Künstler vermisst man, beispielsweise Dirigenten und Sänger, die mit ihrem Engagement am Hans Otto Theater und in der Brandenburgischen Philharmonie das musikalische Leben Potsdams viele Jahre hindurch bestimmten. So erfreulich es auch ist, dass die Autorin Musikwissenschaftlerkollegen in ihrem Buch aufnahm, doch sucht man den Namen Andrea Palents vergeblich, die seit 1992 die Musikfestspiele Potsdam-Sanssouci zu einem internationalen Ereignis machte. Auch Ungenauigkeiten schleichen sich bekanntlich in Lexika immer wieder ein. Zum Beispiel ist das Todesdatum des Potsdamer Opernregisseurs Peter Brähmig nicht angegeben. Dieses verdienstvolle Buch könnte bei einer weiteren Neuauflage dem Ideal einer noch umfassenderen Gesamtschau näher kommen. Klaus Büstrin Vera Grützner, Musiker in Brandenburg, Jaron Verlag Berlin, 16 Euro.

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