zum Hauptinhalt

Spende für die Kunst: Zwei neue Spätimpressionisten

Die Fielmann-AG finanziert zum dritten Mal einen Kunstankauf für das Potsdam Museum.

Stand:

Besucher des Potsdam Museums wird es freuen, dass der Fielmann-AG offensichtlich nicht nur der guten Durchblick ihrer Kundschaft am Herzen liegt, sondern dass es sie auch interessiert, was diese an Kulturvollem zu sehen bekommen sollten. Kultursponsering gehört für den, der es sich leisten kann, heute fast schon zum guten Ton und ist eine feine Sache. Und so unterstützte der Optiker-Branchenriese in den vergangenen drei Jahren mit einem fünfstelligen Euro-Betrag im unteren Bereich, so deren hauseigener Kunstsachverständiger Jürgen Oswald, das Museum der Stadt bei der Finanzierung von Neuanschaffungen. 2009 erwarb das Unternehmen eine Vase mit Stadtschloss-Motiv aus der Königlichen Porzellan Manufaktur, ein Jahr später kamen mit Hilfe der Fielmann-AG ein Aquarell sowie fünf Ölskizzen dazu. Seit dem gestrigen Dienstag hängen im ersten Raum neben dem Eingangsbereich zwei weitere Ölgemälde, die es ohne dieses Sponsoring nicht geben würde: Die investiven Mittel des Museums ins Höhe von einer Million Euro seien an die Gedenkstätte Lindenstraße 54/55 gebunden und somit für Kunstkäufe in diesem Jahr keine Kapazitäten vorhanden, bedauerte Museumsdirektorin Jutta Götzmann. Um so mehr freue sie sich, dass nun beide Bilder von Otto Heinrich (1891-1967) und Johannes Rudolphi (1877-1950) Eingang in ihr Haus gefunden haben.

Otto Heinrich ist in Potsdam kein Unbekannter. In Berlin geboren, studierte er bei Philipp Franck, wurde Theatermaler und wechselte schließlich in die Landschaftsklasse der Berliner Akademie. Ab 1920 lebte er in Potsdam und wurde hier schnell zum Künstlerinventar, man kannte den fleißigen Maler, der bei jedem Wetter am Stadtkanal saß. „Kanalotto“ soll sein Spitzsame gewesen sein, und vermutlich hätte er auch heute genug Motive zum Zeichnen, wagte Johannes Haerkötter, Niederlassungsleiter der Fielmann AG Potsdam-Berlin, eine Prognose.

Der produktive Künstler hinterließ nach seinem Tod über 700 Werke, Gemälde, Aquarelle, Pastelle und Skizzen, darunter 97 Ölgemälde, die Potsdamer Ansichten zeigen. 1968 entschloss sich die Stadt zum Erwerb des Nachlasses, der heute im Depot des Potsdam-Museum lagert. „Es wäre wichtig, sich endlich einmal dem ganzen Werk zu widmen, aber für die Erstellung eines vollständigen, kritischen Werkverzeichnisses braucht es Zeit und vor allem Geld“, sagt Götzmann. Sie hofft auf Förderer und Partner, mit denen sie bald dieses Mammutprojekt beginnen kann. Einzelne Arbeiten von Otto Heinrich soll es im neuen Domizil ab 2013 zu sehen geben, eine größere Ausstellung zum fünfzigsten Todestag 2017 wäre wünschenswert. Das neue Gemälde ist ein ermutigender Anfang: Die „Landschaft mit Regenbogen“ (1910) entstand vermutlich während einer Studienreise auf Rügen oder Hiddensee. Ein extrem tief liegender Horizont ähnlich der Harlemer Schule lässt viel Platz für den dominierenden Himmel mit einem zarten, feinen Regenbogen. Der spärliche Farbauftrag spreche dafür, dass er in der Natur gemalt habe, so Museumskonservator Oliver Max Wenske, der Regenbogen sei in Konturen eingeritzt, aber erst nach dem Trocknen der ersten Farbschicht nachgetragen worden. Ein frühes Bild von Heinrich, der nach einer Kriegsverletzung an der rechten Hand ab sofort mit der linken malen musste.

Ein Potsdam-Motiv im weitesten Sinne ist auch das Gemälde von Rudolphi. „Am Golmer Luch“ (1923) ist mit 70 mal 100 Zentimetern das größere der beiden. Eine stimmungsvolle, warme Landschaft, Spätsommer, der sich noch in dieser versteckten Senke am Wasser hält, in dem kleinen blauen Flecken, in dem sich der Himmel widerspiegelt. Auch Rudolphi habe direkt aus der Landschaft heraus auf die Leinwand gemalt, anders könnten solche klaren Farben und Effekte gar nicht entstehen, meint Wenske. Rudolphi habe gern und oft die brandenburgischen Landschaften und Seen gemalt, und besonders oft zog es ihn in die Gegend um Golm. Der in Potsdam Geborene heiratete die Kunstmalerin Margarete Haeberlin, doch nach Studium in München und Berlin bleibt die Familie in Berlin. Er schließt sich der Gruppe um Max Liebermann an, stellt auf den Berliner Kunstausstellungen aus. Bis zu seinem Tod lebt er in einem Haus mit Atelier in Berlin-Schlachtensee. In den letzten Jahren macht ihm ein Augenleiden zu schaffen, 1950 stirbt er im Oberlinhaus. Die Familie ist auf dem Bornstedter Friedhof begraben. Leider sei sein Nachlass von einem Freund in den Kunsthandel gelangt, so dass sich die Bestände heute größtenteils in Privatbesitz befinden, so Jutta Götzmann. Gute Kontakte zu Galerien mit entsprechenden Schwerpunkten sowie die Vernetzung mit anderen Museen seien auf der Suche nach solchen Kostbarkeiten sehr hilfreich, sagte Götzmann, die beide Gemälde in Berlin aufgespürt hatte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })