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Schön leer. Der 1790 errichtete Stall war seit 2003 nicht so zu bewundern.

© Sebastian Gabsch

Intermezzo am Haus Brandenburgisch-Preußischer Geschichte: Zwischenspiel im Potsdamer Kutschstall

Digitaler, partizipativer: Vieles soll anders werden am Haus Brandenburgisch-Preußischer Geschichte. Bis 2020 auch die Dauerausstellung. Damit der Ort bis dahin nicht verwaist, beginnt morgen ein „Intermezzo“ zur Geschichte des Kutschstalls.

Leer sieht es im Kutschstall aus – so leer wie seit 2003 nicht. Damals eröffnete das Haus Brandenburgisch-Preußischer Geschichte (HBPG) hier die Dauerausstellung „Land und Leute“. 15 Jahre später ist sie jetzt wieder abgebaut. Momentan zu sehen: Ein paar hölzerne Rahmen für Aufsteller, Bauhelme, das große „Willkommen Land Brandenburg“-Schild, das im Jahr 1990 die Einfahrtswege ins gerade gegründete Bundesland schmückte. In der hintersten Ecke das interaktive Modell der Landeshauptstadt, auf dem man sich durch Potsdams Facetten klicken kann: Standorte für Militär, Monarchie oder Bildung leuchten auf, je nach Interessengebiet.

Das Stadtmodell, das auch in der bisherigen Dauerausstellung zu sehen war, hält hier die Stellung – während drum herum ein Museum dabei ist, sich neu zu erfinden. Aus der veralteten Dauerausstellung soll eine neue, zeitgemäße werden. Die Eröffnung ist erst für Oktober 2020 angekündigt. Damit das HBPG bis dahin nicht in Dornröschenschlaf verfällt, wurden Überbrückungsmaßnahmen eingeleitet: ab 6. Juni 2019, angemessen opulent zum Jubiläumsjahr, eine Fontane-Schau. Und damit auch die Zeit bis dahin gut genutzt ist, hat das HBPG jetzt ein „Intermezzo“ angekündigt: eine kleine Schau zur Geschichte des Kutschpferdestalls 1790 bis 2020. Eröffnet wird am morgigen Freitag im Rahmen der Großveranstaltung „Hinter den Kulissen am Neuen Markt“.

Erst Stall für Kaisers Tiere, dann Ort für Obst und Gemüse

Drei Tage davor ist davon noch nicht viel zu sehen. Dafür aber die 688 Quadratmeter des Kutschstalls in karger Pracht – immerhin der einzige Teil des ehemaligen Stadtschlosses, der auch innen noch im Ursprungszustand erhalten ist, wie Museumsdirektor Kurt Winkler betont. Auch was während des Intermezzos hier zu sehen sein wird, erzählen Kurt Winkler und Brigitte Faber-Schmidt, Geschäftsführerin von Kulturland Brandenburg, plastisch herbei: Eine Stellwand zur Geschichte des 1790 errichteten Stalls zum Beispiel. Einst waren hier etwa 100 Tiere des Kaisers untergebracht. 1918 änderte sich der Arbeitgeber, die Polizei zog mit ihren Tieren ein. Mit der Motorisierung ging diese Funktion verloren, die Räume wurden für Tennis genutzt, als Garagen, Werkstätten und ab 1940 als Markt für Obst und Gemüse.

Auch um die Zukunft des Kutschpferdestalls soll es im „Intermezzo“ gehen, um die Pläne für die künftige Ausrichtung des Hauses: multimedial, partizipativ. Wie das aussehen kann, macht ein interaktiver Aufsteller im „Intermezzo“ deutlich. „Kutschpferdestall“ oder lieber „Kutschstall“?, die Frage können Besucher hier beantworten. Beides ist im Sprachgebrauch vorhanden, Letzteres vor allem in Potsdam – aber irreführend, denn Kutschen haben hier nie gestanden. Dennoch: Winkler und Faber-Schmidt wollen sich dem Mehrheitsvotum beugen und den Begriff verwenden, den die Besucher bevorzugen.

Die Zukunft des HBPG: interaktiv, multimedial, zeitgemäß

Maßnahmen wie diese soll es künftig öfter geben, sie sind Teil der Zukunftsvision, die das HBPG von sich hat: interaktiv, multimedial, zeitgemäß. Als Testballons dafür können die digitale Heimatkunde-Ausstellung im März und, anders, auch die aktuelle Rauminstallation „Beiderseits der Oder“ im ersten Stock des Hauses gelten. 

Ausstellungen im Internet, „Rauminstallation“ statt konventioneller Aufsteller: das HBPG will künftig neue Wege beschreiten, ein neues Erleben von Museumskultur möglich machen. Und die Brandenburger sollen, siehe Kutschpferdestall, einbezogen werden. Ein Teil der neuen Dauerausstellung stellt sich Winkler als „Depot von Alltagsgeschichten“ vor: Besucher sollen eingeladen werden, ihre Erinnerungen zu teilen – an „30 Jahre Brandenburg“ und somit an die 30 Jahre, die seit der Wiedervereinigung vergangen sind. Am 3. Oktober 1990 wurde auch das Bundesland Brandenburg wiedergegründet. Was daraus geworden ist, was es bedeutet, es heute seine Heimat zu nennen – das sind die Fragen, denen sich das Haus inhaltlich weiterhin verschreibt. Auch wenn die Form sich gerade ändert. Lena Schneider

„Intermezzo“, Eröffnung am 21. September um 16 Uhr im Rahmen des Veranstaltungstages „Hinter den Kulissen am Neuen Markt“, zu sehen bis April 2019 im Kutschstall, Am Neuen Markt 9

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