Potsdam-Mittelmark: 2004: Von Alleenschutz bis Maia-Start
Was war wichtig im abgelaufenen Jahr in Werder · Havelland: Die PNN haben 30 Tops und Flops zusammengestellt
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Was war wichtig im abgelaufenen Jahr in Werder · Havelland: Die PNN haben 30 Tops und Flops zusammengestellt Das Jahr wird eines des Nachdenkens über das Verhältnis von Landschaft, Tourismus und Verkehr: Der Weg wird frei für die Ortsumgehung Michendorf, eine Golfplatz AG kümmert sich um den Seddiner See. Es wird über eine Landebahn für einen Wasserflieger auf dem Schwielowsee debattiert und eine Sommerrodelbahn in Phöben. Den zwei sensibelsten Abschnitten der Netzverknüpfung wird vom Bund die Finanzierungsgrundlage entzogen. Vielleicht erledigt sich manches künftig durch die demographische Kurve: Ein Seniorenheim nach dem anderen wird eröffnet, während Schulen die Schließung droht. Die Botschaft wird verstanden. Es gilt, die Region attraktiver zu machen: In den Havelauen Werder geht es voran, beim Baumblütenfest wird Werder-Bier ausgeschenkt, die Sanierung des Einsteinhauses beginnt, es gibt einen Pächter für Werders Mühle, Kemnitz bekommt eine Reitakademie. Alleenschutz in Caputh 23. Januar: Der Umweltverband BUND klagt gegen die geplante Fällung von 28 Linden in Caputh. Landesgeschäftsführer Axel Kruschat erklärt, das es für mindestens 14 Fällungen keinen Grund gibt. Widerstand gibt es auch von einer Bürgerinitiative und der SPD. Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU) argumentiert mit der Nachhaltigkeit für den Wegfall der 100-jährigen Bäume, die bei der Sanierung der Straße der Einheit im Weg stehen. Am 22. Oktober einigen sich BUND und Gemeinde im Vergleich: Man trifft sich mit 20 Fällungen etwa in der Mitte. Orgelpfeifen aus Werder 1. Februar: Die traditionsreiche Firma Schuke Orgelbau zieht von Potsdam in die Havelauen Werder. Auch darüber hinaus nehmen die Havelauen eine positive Entwicklung. Im Januar eröffnet die Kreisabfallwirtschaft APM ein neues Wertstoffzentrum. Die Flexstone GmbH wird als neuer Mieter begrüßt. Besonders wichtig für die weitere touristische Entwicklung der Havelauen: Schiffsbaumeister Burchardi kaufte das komplette, 86000 Quadratmeter große Hafenbecken und will dort 100 Liegeplätzen und Rundum-Service sowie eine Werfthalle bauen. Verzögerter Neustart 25. Februar: Das Strandbad Ferch bekommt einen neuen Pächter. Der Betreiber des Fercher Campingplatzes, Manfred Rejall, geht als Sieger aus einer Ausschreibung hervor. Doch die alten Strandbadpächter, das Ehepaar Kristiansen, weigern sich, das Gelände zu räumen. Als die Gemeinde eine Räumungsklage einreicht, scheitern Kristiansens im Oktober vor dem Landgericht. Die Hintergründe des Pächterwechsels werde nie ganz erhellt: Kristiansens hatten das Strandbad erfolgreich betrieben. Kräftig gestutzt 25. März: Die Netzverknüpfung ist gestorben, die Templiner Spange lebt weiter. Von der Verbindung der Nuthestraße am Bahnhof Drewitz mit der A 10 in Phöben bleibt im neuen Bundesverkehrswegeplan nur der Mittelzipfel – eine Klammer zwischen B1 und B2 über den Templiner See. Die Grünen verbreiten die Kunde bei einem Treffen von Bürgerinitiativen. Der Landkreis beginnt Gespräche mit Potsdam zur Neuaufnahme eines Raumordnungsverfahren. Konfliktstoff bleibt: Der Widerstand von Gemeinden und Initiativen geht weiter. Kampf um jeden Schüler 1. April: Für die Schulen fallen die Würfel: In der Gesamtschule Neuseddin, der Realschule Caputh und im Gymnasium Beelitz können aufgrund der geringen Anmeldezahlen keine siebenten Klassen eröffnet werden. Das Schulamt kündigt an, dass mindestens eine der Sek-I-Schulen in der Region in den nächsten Jahren geschlossen werden muss. Auch ein Gymnasiums steht zur Disposition. Golfplatz filtert Seddiner 19. April: Engagement eines Seeanrainers soll in den nächsten Jahren bis 3,50 Meter Sichttiefe für den Seddiner See bringen. Eine Peliconalage geht in Betrieb, spendiert vom Golf- und Country Club Seddiner See AG. Sie soll Phosphate aus dem See filtern und den Algen ihre Nahrung entziehen. Der Golfplatz darf als Gegenleistung Seewasser zur Bewässerung der Greens entnehmen, spendiert dafür auch sein Grundwasserkontingent. Wachgeküsst 17. April: Aufatmen der Filmfreunde aus Werder und Umgebung: Der Berliner Cineast Knut Steenwerth hat die altehrwürdigen Fontane-Lichtspiele aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst und neu aufpoliert, unter anderem mit moderner Ton- und Lichttechnik. Über dem Eingang des Hause prangt jetzt der Schriftzug „Scala“. Zur offiziellen Eröffnung kommt eine große Gästeschar. Hart errungener Erfolg 22. April: Die Beelitzer Bekina GmbH überlebt, doch der Erfolg ist hart erkämpft. Bekina-Prokuristin Karin Höpfner gibt bekannt, dass es einen neuen Investor für die Firma gibt, die vom niederländischen Babynahrungshersteller Numico aufgegeben wurde. Numico verkauft, aber nicht an einen neuen Konkurrenten. Babynahrung aus Beelitz darf es nicht mehr geben. Über 50 der 85 Mitarbeiter werden entlassen. Im Oktober stellt sich der neue Eigner vor: Die niederländische Struik Foods will die Suppen- und Konservenproduktion ausbauen und später wieder Leute einstellen. Blütenfest mit Werder-Bier 24. April bis 2. Mai: 500000 Gäste vergnügen sich beim 125. Baumblütenfest in Werder. Der traditionelle Umzug zum Auftakt war mit rund 2000 Mitwirkenden der längste in der Geschichte des Festes. Ein besonderer Höhepunkt: Nach vielen Jahren gibt es erstmals wieder Werdersches Bier, gebraut nach alten Rezepten und mit Wasser aus der Blütenstadt. Gefährlich wird es am 1. Mai, als bei bestem Wetter Tausende Gäste über die Inselbrücke wollen und ein Superstau entsteht. Um eine solche Situation künftig zu vermeiden, will die Stadt das Veranstaltungskonzept überarbeiten. Kurs auf Landesgartenschau 13. Mai: Einstimmig beschließen Werders Stadtverordnete das Bewerbungskonzept für die Landesgartenschau 2009. Bismarckhöhe und Stadtpark sollen zentrale Veranstaltungsorte werden, wenn die Blütenstadt den Zuschlag erhält. Zwei weitere Eckpunkte im vorgestellten Leitbild sind die historische Inselstadt und der Weinberg. Gemeinsam mit Werder gehen elf weitere Bewerber ins Rennen. Über den Austragungsort wird die Landesregierung wahrscheinlich im Januar 2005 entscheiden. Neuer Glanz für Einsteinhaus 3. Juni: Kulturministerin Johanna Wanka gibt den Startschuss für die Sanierung des Einsteinhauses in Caputh. Im Einsteinjahr 2005 will man fertig sein, Wiedereröffnung ist im Mai. Eine halbe Millionen Euro stehen zur Verfügung. Die Summe bringen je zur Hälfte die Cornelsen Kulturstiftung und der Bund auf. Selbst der Garten kann dafür nach altem Vorbild wieder hergerichtet werden. Kein Baustopp für Ortsumgehung 9. Juni: Die Ortsumgehung Michendorf kann ohne Einschränkung weiter gebaut werden. Die Klagen gegen die Straße werden durch das Bundesverwaltungsgericht Leipzig zurück gewiesen. Nur der Umweltverband BUND verbucht einen Teilerfolg: Das Gericht trifft eine Grundsatzentscheidung, nach der Naturschutzverbände bei den Ausgleichmaßnahmen künftig Mitspracherecht haben. Großbrand im Werderpark 28. Juni: 75 Feuerwehrleute mit 17 Fahrzeugen sind im Einsatz, um einen Brand im Kaufland-Lager des Werder-Parks am Strengfeld zu löschen und ein Übergreifen auf andere Teile des Einkaufscenters zu verhindern. Dicker Rauch und starke Hitzeentwicklung lassen anfangs Schlimmes befürchten, doch nach einer Stunde hat die Feuerwehr die Flammen in Griff. Dabei entsteht erheblicher Sachschaden. Personen werden nicht verletzt. Die genaue Brandursache ist bis heute nicht bekannt. Beelitzer Sonnenhoffnung 15. Juli: Der Gesellschaftervertrag für die erste Bürgersolaranlage in Brandenburg wird unterschrieben. Im November geht die Anlage auf dem Dach der Beelitzer Solar-Gesamtschule in Betrieb, zur Freude der Initiatorin Elke Seidel und der 53 Gesellschafter, die 58000 Euro eingebracht haben. Zwei Haushalte können mit dem Strom versorgt werden, in den nächsten 20 Jahren soll die Einspeisung ins Edis-Netz 95000 Euro einspielen. Bahnhof zu verkaufen 20. Juli: Die Deutsche Bahn AG bietet den Bahnhof Werder der Stadt zum Kauf an. Ziel ist die Wiederbelebung des seit Jahren leer stehenden Gebäudes, zumal die Blütenstadt jetzt im Halbstundentakt von der attraktiven Regionalexpresslinie 1 bedient wird.Die Stadt ist bereit, einen symbolischen Preis für den Bahnhof zu zahlen. Die Deutsche Bahn prüft nun, ob sie das Gebäude tatsächlich entbehren kann. Bruchlandung in Wildenbruch 2. August: Ein Drei-Mann-Helicopter muss auf dem Rückflug von Potsdam nach Schönhagen auf einem Maisfeld am Wildenbrucher Ortseingang notlanden. Das Manöver geht schief, der Hubschrauber völlig zu Bruch. Der 55-Jährige Freizeitpilot und seine 15-jährige Insassin kommen nur knapp mit dem Schrecken davon. Während des Rundflugs war ein Heckrotor ausgefallen. Vier Sterne am Schwielowsee 14. August: Am Schwielowsee wird Richtfest für Axel Hilperts Ferienresort gefeiert. In Petzow entstehen ein Vier-Sterne-Hotel und 13 Ferienhäuser. Der Investor plant zudem den Bau von acht Pfahlhäusern im Uferbereich. Für hitzige Diskussionen sorgt der Antrag des Investors, künftig mit einem Wasserflugzeug auf dem Schwielowsee zu landen. Einen Testanflug gibt es zum Richtfest, weitere danach. Doch die endgültige Entscheidung der Luftfahrtbehörde steht noch aus. Ebenfalls im Besitz Hilperts befindet sich das Schloss Petzow, es wird als exklusives Hotel ausgebaut. Heidelbeeren satt 20. August: Der Mix aus Sonne, Regen und mildem Frühjahr trägt Früchte: Die Ernte der Kulturheidelbeere im Stadtwald von Beelitz übertrifft alle Erwartungen. Statt der erwarteten 40 bis 45 Tonnen werden nach sieben Wochen schon 60 Tonnen geerntet. Beelitzer Spargelbauern vollbringen noch weitere Wunder: In Klaistow wird im April ein Bauernmarkt eröffnet, der nicht nur in der Spargelsaison seine Freunde findet. Die größte deutsche Kürbisausstellung zieht im Oktober Tausende in den Beelitzer Sander. Hoffnung für Ziegelei 25. August: In die Glindower Ziegelei zieht mit dem neuen Geschäftsführer und Eigentümer Harald Dieckmann wieder Hoffnung ein. Im April war das Feuer im Ofen wegen finanzieller Engpässe der bisherigen Muttergesellschaft gelöscht worden. Dieckmann will den Hoffmannschen Ringofen am Ufer des Glindower Sees erhalten. Daneben soll die Ziegelei zu einer guten Adresse für Kunst, Kultur und Tourismus werden. Teurer Brückenschlag 17. September: Es ist doch noch Geld in den Kassen: Für 450000 Euro entsteht ein Radweg zwischen Ferch und Petzow. Eine Brückenkonstruktion am Fercher Ortseingang ruft Kopfschütteln hervor. Eine der beiden Brücken ist 67 Meter lang und führt über die Bullenwiese gegenüber der Löcknitz – angeblich, um ein Biotop zu schützen. „Völlig überdimensioniert und unangemessen“, wird vor Ort kommentiert. Im Frühjahr 2005 soll der Radweg freigegeben werden. Damen-Duell 19. September: Mit einer Millimeterentscheidung endet das Duell der beiden mittelmärkischen Kreischefinnen von CDU und SPD um das Landtags-Direktmandat im Wahlkreis 19 (Werder, Schwielowsee, Michendorf). Auf der Ziellinie hatte die Christdemokratin Saskia Funck mit 71 Stimmen die Nase vorn vor ihrer Kontrahentin Susanne Melior. Wiederbelebung der Bismarckhöhe 4. Oktober: Es beginnt die Rekonstruktion der im Jahr 2002 von der Stadt erworbenen, legendären Werderaner Bismarckhöhe. Zunächst wird das Dach des Großen Saales erneuert. Der bereits im Januar gegründete Freundeskreis „Bismarckhöhe“ übernimmt den Aussichtsturm in „persönliche Patenschaft“. Im Bewerbungskonzept Werders für die Landesgartenschau 2009 spielt die einst berühmte Höhengaststätte als zentraler Veranstaltungsort ein Hauptrolle. Sommerrodeln ohne Affen 13. Oktober: Heftiges Pro und Contra gibt es während einer Einwohnerversammlung in Phöben zum vorgestellten Projekt einer Sommerrodelbahn am Wachtelberg. Als Ergänzung will der Investor ein Wildgehege einrichten, zuvor war noch von einem Affengehege die Rede gewesen. Der Streit wird 2005 in die nächste Runde gehen. Reitakademie bekrönt 15. Oktober: Auf ehemaligen Ackerflächen zwischen Autobahn und Phöbener Wachtelberg wird Richtfest für die Reitakademie Werder gefeiert. Bauherrin Evelyn Gutmann aus Berlin will ein internationales Trainingszentrum für klassische Reitkunst sowie eine staatlich geprüfte Besamungsstation etablieren. Es entstehen Stallungen für 60 Pferde sowie zwei Reithallen . Investiert werden rund 3 Millionen Euro. Kein Schutz mehr für die Kiefer 25. Oktober: Der Kreistag verzichtet darauf, eine Baumschutzverordnung für den Landkreis zu verabschieden und damit Lücken in der neuen Landesverordnung zu schließen. Vom Land geschützt sind nur noch Eichen, Ulmen, Platanen, Linden und Rotbuchen mit einem Durchmesser von mehr als 60 Zentimetern. Einige Gemeinden haben bereits eigene Satzungen, um den Ortscharakter zu bewahren. Fichtenwalde und Michendorf ziehen im November und Dezember nach. Der Pate von Langerwisch 11. November: Die Potsdamer Polizei nimmt einen der brutalsten Verbrecher der Brandenburger Kriminalgeschichte fest. Dem Langerwischer André S. werden mehr als 300 kaltblütige Straftaten angelastet. Der arbeitslose 40-Jährige soll in Wäldern um Potsdam minderjährige Jungen gefoltert, sexuell missbraucht und u.a. zum Drogenhandel gezwungen haben. Selbst erfahrenen Ermittlern ist ein solcher Fall noch nicht untergekommen. Senioritis 22. November: Die demographische Kurve macht sich auch bei der Eröffnung von Seniorenheimen bemerkbar: Die ersten Bewohner ziehen in das neue AWO-Seniorenheim am Schwalbenberg in Werder ein. Im August gingen fast zeitgleich zwei neue Heime in Michendorf und Wilhelmshorst in Betrieb. Das seit Jahren geplante Seniorenheim im Strengfeld soll mit neuem Betreiber im Februar oder März 2005 eröffnet werden. Werderaner „Insel-Kur“ 9. Dezember: Werders Hauptausschuss gibt grünes Licht für die Verpachtung der Inselmühle an ein Berliner Müller-Ehepaar. Die beiden Experten wollen die anstehende Sanierung der Mühle sachkundig begleiten und sie wieder zu einem funktionierenden Denkmal machen. Auch der Ausbau des alten Bootshauses auf der Insel hat 2004 begonnen. Für den Umbau des Schützenhauses wurde im Dezember ein konkretes Projekt vorgestellt. Chicago am Schwielowsee 20. Dezember: Potsdamer Ermittler heben in Caputh am Schmerberger Weg eine komplette Geld-Fälscher-Werkstatt aus. Die Polizei präsentiert den Ermittlungserfolg der Presse. Erstmals seit Einführung des Euros wird eine deutsche „Blüten-Druckerei“ entdeckt. Drei Tatverdächtige werden festgenommen. Caputher fühlen sich an Fontane erinnert, der mal vom „Chicago des Schwielowsees“ geschrieben hatte. Maia-Startschuss 21. Dezember: Der Landkreis Potsdam-Mittelmark und die Potsdamer Agentur für Arbeit unterzeichnen eine Vereinbarung zur Gründung der Mittelmärkischen Arbeitsgemeinschaft zur Integration in Arbeit (Maia). 113 Mitarbeiter betreuen ab Januar etwa 8700 Arbeitslosengeld-II-Empfänger.
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