Potsdam-Mittelmark: 25 Jahre Pfarrer und Musiker in Werder Heiner Ullmann mit 77 Jahren gestorben
Werder (Havel) – Wie eine Familie wirkte die Alte-Musik-Szene zu DDR-Zeiten. Die Sänger und Instrumentalisten, die sich mit der Musik vom Mittelalter bis zum Frühbarock beschäftigten, waren relativ wenige.
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Werder (Havel) – Wie eine Familie wirkte die Alte-Musik-Szene zu DDR-Zeiten. Die Sänger und Instrumentalisten, die sich mit der Musik vom Mittelalter bis zum Frühbarock beschäftigten, waren relativ wenige.
In diesem Kreis war der Werderaner Pfarrer Heiner Ullmann einer der wichtigsten Musiker, voller Engagement, Spielfreude und Musikalität. Vor allem als Trompeter – er lernte autodidaktisch das Spielen – hat er sich im gesamten Osten Deutschlands einen Namen gemacht. Kirchenmusiker luden ihn zu Konzerten ein, zur Mitwirkung in Kantaten- und Oratorienaufführungen. Mit der Potsdamer Sopranistin Adele Stolte war er beispielsweise oft unterwegs, um die Bach-Kantate „Jauchzet Gott, in allen Landen“ zu musizieren.
Heiner Ullmann verfügte über eine große Sammlung von Blech- und Holzblasinstrumenten. Sie erweckte er immer wieder zum frischen Leben, wenn er Werke des 12. bis 16. Jahrhunderts zum Besten gab, so mit der Alte-Musik-Gruppe, die sich um die Belziger Kantorin Thea Labes scharte, oder mit dem populären Ensemble Cappella Fidicinia, die in Leipzig beheimatet war. Dessen Leiter Hans Grüß holte ihn immer wieder zu Konzerten und zu Schallplattenaufnahmen. Humorvoll wie Heiner Ullmann war, zitierte er des öfteren Martin Luther, der gesagt haben soll: „Wär ich nicht ein Theolog“ geworden, so wär ich ein Musicus.“ Ullmann konnte beides in Einklang bringen. Der gebürtige Chemnitzer, der in Berlin und Rostock und Theologie studierte, war von 1960 bis 1985, also 25 Jahre, Pfarrer in Werder. Danach betreute er neun Jahre seelsorgend die Gemeinde in Borne bei Belzig.
Das Musizieren, das ihn bis zu seiner schweren Krankheit begleitete, verstand er stets als Dienst an seine Mitmenschen, als Seelsorge. Und das Lob Gottes stand für ihn dabei sowieso an erster Stelle. Am 16. Juli ist Heiner Ullmann mit 77 Jahren in Belzig gestorben. Klaus Büstrin
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