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Potsdam-Mittelmark: 5 000 Kilometer für unheilbar kranke Kinder

Erich Rudzinski läuft für ein Kinderhospiz quer durch Deutschland / Gestern Werder, heute Potsdam

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Werder (Havel) - Ein gutes Stück von seinem Fußmarsch hat er bereits zurückgelegt: Seit dem 6. März ist der Hannoveraner Erich Rudzinski quer durch Deutschland unterwegs. Insgesamt 5 000 Kilometer will er auf Schusters Rappen zurücklegen – denn so viele Kinder sterben jährlich an einer unheilbaren Krankheit. Sein Ziel ist es, ihnen und ihren Eltern Gehör zu verschaffen und darüber hinaus Spenden für ein Kinderhospiz zu sammeln. Bei Kilometer 3235 machte er gestern in Werder Station.

„In Deutschland sterben Kinder nicht“, so beschreibt der 49-Jährige den allgemeinen Umgang mit diesem Tabuthema. Die Realität sehe anders aus: Zirka 23 000 Kinder und Jugendliche leiden nach seiner Schätzung hierzulande an einer unheilbaren Krankheit, die Hälfte davon ist pflegebedürftig. Die meisten werden von ihren Eltern gepflegt, ein Fulltime-Job, der Karriere, Freunde und oft sogar die Ehe kosten kann. Eine Erleichterung würden Kinderhospize bringen: Einrichtungen, die sich zeitweise oder ganz um die Kinder kümmern und den Eltern damit eine Atempause verschaffen. 85 Plätze gibt es in der Bundesrepublik insgesamt.

Weitere will Rudzinski mit seinem „Sternenzelt Mainfranken“ schaffen, das er mit Spendengeldern in Marktheidenfeld bei Würzburg bauen möchte. 250 Kilometer müssen die wenigen Einrichtungen laut einer Bundesrichtlinie auseinanderliegen, „ich musste also Fähnchen stecken und einen geeigneten Ort suchen“.

Was hatte den Anstoß für seinen Lauf gegeben? „Ich bin vor gut einem Jahr eines Morgens aufgewacht, und hatte eine Eingebung: Du musst ein Hospiz bauen“, berichtet er. Zwei Kinder aus seinem Bekanntenkreis seien nach einer unheilbaren Krankheit gestorben, an die lange und schwere Pflegezeit für sie und die Eltern erinnert er sich noch heute. Im vergangenen Jahr war dann ein Freund von ihm an Krebs gestorben, das habe den Anstoß zum Nachdenken über das Leben – auch sein eigenes – gegeben. „Ich war früher ein egoistischer Mensch“, sagt Rudzinski von sich. Heute lebe er nur noch für dieses eine Thema. Seine beiden eigenen Kinder seien sehr stolz auf ihren Vater. Er ist kein trauriger oder nachdenklicher Mensch, er lacht viel, wenn er erzählt – und die Augen strahlen, wenn es um sein Projekt geht. „Wie die Trompeten von Jericho“ wolle er die Leute darauf stoßen. Wieviel Geld er bereits gesammelt hat, wisse er nicht: die Sammelbüchse liefere er regelmäßig bei der Bank ungeöffnet ab. Erst am 6. März 2009 werde er auf den Kontoauszug schauen. Dann kommt er in Marktheidenfeld an – und feiert seinen 50. Geburtstag.

In Werder konnte Erich Rudzinski auf Einladung der Stadt übernachten, für ihn sei auch dies eine Form der Anerkennung. Heute ist er in der Potsdamer Innenstadt unterwegs. Thomas Lähns

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