
© S. Schuster
Potsdam-Mittelmark: Alles schien so sinnlos
Der Künstler Eberhard Trodler ist nach dem Tod des Sohnes auf dem Weg zurück ins Leben. Ein Besuch
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Stahnsdorf - Der frühe Tod seines Sohnes hat Eberhard Trodler aus der Bahn gerissen. Seit drei Jahren hat der Stahnsdorfer Künstler kein Bild mehr gemalt. Nun gibt es Pläne, die die Freunde seines Zeichenstrichs hoffen lassen. Wird es ein Comeback? Noch legt sich Trodler nicht fest: „Irgendwann vielleicht“, sagt er.
Im Atelier von Steffen Trodler im elterlichen Garten hat noch alles seinen Platz. Die Siebdruckmaschine steht inzwischen still, an den Wänden hängen Werke seiner Edition. Originalgrafiken von Menschik, Pfennig oder Ehrt. „Über das Internet betreibe ich den Verkauf weiter“, sagt Eberhard Trodler. Für mehr reicht die Kraft nicht. Drei Jahre nachdem sein durch seine Siebdruckarbeiten bekannt gewordener Sohn Steffen im Alter von 44 Jahren Abschied vom Leben nahm, beschäftigt dessen Tod Eberhard Trodler mehr denn je.
Seit den 80er-Jahren hat der in der Region verwurzelte Künstler unzählige Aquarell- und Ölbilder gemalt, überwiegend Landschaftsbilder, die in „Zwiesprache mit der Natur“ entstanden, wie er sagt, viele Interieurs und Porträts. Doch über die schwere Zeit half ihm die Malerei nicht. Lange erschien Trodler der Griff zum Pinsel „sinnlos“. Keine Skizze vermochte die Gedanken an den großen Verlust zu verdrängen. War es richtig, auch den Sohn an die Kunst heranzuführen, fragt sich der 74-Jährige.
Eberhard Trodler war selbst früh in die Fußstapfen seines Vaters getreten. Zu Beginn der 1950er-Jahre war die Familie nach Stahnsdorf gekommen. Sein Vater, selbst Malermeister, hatte eine Glaserei in der Kuckhoffstraße übernommen. Schon mit 12 Jahren half Trodler in der Werkstatt aus, bewarb sich später aber an der Kunstschule in Heiligendamm. Drei Jahre studierte er Farbgestaltung, verzierte Kitas, Schulen und Wohnkomplexe, bis er sich entschied, seinen eigenen Weg als Künstler zu gehen. Von Otto Niemeyer-Holstein, bei dem er die Techniken der Malerei erlernte, und Curt Querner, deren Werke ihn begeisterten, ließ er sich inspirieren. Seine Lieblingsmotive wurden die Bäke, zu der es von der eigenen Haustür nur wenige Schritte sind, und seine Zwillingsschwester Erika. 1942 waren die beiden Kriegskinder in Königsberg zur Welt gekommen. Eberhard Trodler wurde zuerst geboren, während seine Schwester zu lang im Mutterleib verblieb und bedingt durch einen mehrstündigen Sauerstoffmangel mit geistiger Behinderung zur Welt kam. „Es hätte auch mich treffen können“, sagt Trodler. Die Sorge um die bei ihm wohnende Schwester begleitete ihn ein Leben lang. Nachdem zum Ende vergangenen Jahres Erika der Tagespflegeplatz im Teltower Diakonissenhaus gekündigt worden war, stand Trodler vor zusätzlichen Problemen. Erika hatte nicht nur einen Pflegeplatz, sondern den Boden unter den Füßen verloren. Trodler klapperte Pflegeeinrichtung ab, fand schließlich Alternativen. Dass mit der Kleinmachnower Künstlerin Emma-Maria Lange im Mai zudem eine langjährige Wegbegleiterin verstarb, erschwerte die Situation. „Ich war mit Erika oft bei ihr, auf dem Weg dorthin haben wir ihr Blumen gepflückt“, erzählt Trodler. Noch im März hatte er anlässlich des 95. Geburtstages der als Mutter der Fernsehfiguren Pittiplatsch und Schnatterinchen bekannt gewordenen Künstlerin eine Ausstellung im Kleinmachnower Landarbeiterhaus initiiert. Trodler war es auch, der gemeinsam mit dem Soziokulturellen Verein „Eins A“, den er 1991 gegründet hatte, für die von Lange entworfenen Zille-Figuren am Weiher auf dem Dorfplatz kämpfte und ihr mit der Bronze-Skulptur eine bleibende Erinnerung schuf. Zuletzt zog es ihn zum Dorffest dorthin. Nach Langem hatte er auch wieder den Zeichenblock dabei, erzählt er stolz. „Der Schmerz hat eine Menge verändert, aber ich liebe die Kunst nach wie vor.“
Im Januar wird Eberhard Trodler 75 Jahre alt. In Kleinmachnow will er das Jubiläum begehen. „Es gibt größere Pläne“, erklärt er. „Mal sehen, ob das neuen Auftrieb gibt.“ Solveig Schuster
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