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Potsdam-Mittelmark: Älterwerden ist auch eine Chance

Tagung in Beelitz mit Minister-Prominenz zum Thema seniorenfreundlichster Kreis

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Potsdam-Mittelmark - Landrat Lothar Koch (SPD) nahm die Unterstellung gelassen. Es hieß, dass er sich mit seinen Bestrebungen, Potsdam-Mittelmark zum seniorenfreundlichsten Kreis im Land Brandenburg zu machen, sein eigenes freundliches Umfeld schaffen wolle. Denn der 63-Jährige geht in eineinhalb Jahren selbst in den Ruhestand. „Mit diesem Vorwurf kann ich leben“, sagte er schmunzelnd bei der Konferenz am Freitagabend in Beelitz, zu der sich eine illustre Runde versammelt hatte: Sozialministerin Dagmar Ziegler und Staatskanzleichef Clemens Appel saßen neben Koch, und auch der SPD-Fraktionschef im Landtag, Günter Baaske, hatte sich eingefunden.

Das Thema ist brisant. Es brennt den Politikern unter den Nägeln, denn Brandenburg wird immer älter. Der Landkreis Potsdam-Mittelmark, der sich schon seit 2004 intensiv mit der Problematik beschäftigt, sieht darin aber keine Bedrohung, sondern eine Chance. Wenn Brandenburg schon älter wird – dann am besten bei uns, heißt der Slogan.

Die Palette der Themen war breit gefächert: Sie reichte von alternativen Wohnformen, der Gründung eines Mehrgenerationenhauses in der Gemeinde Nuthetal, bis zur Einbindung der Senioren in Ehrenämter oder als Berater. Dazu gehörten auch Untersuchungen darüber, wie sich die Generationen gegenseitig wahrnehmen und wie sich Senioren selbst ein erfülltes Alter vorstellen.

Dazu stellte Edelgard Sachs eine Broschüre der Akademie 2. Lebenshälfte vor, die die demografische Entwicklung, das Miteinander der Generationen und bürgerschaftliches Engagement beleuchtet. Sachs hält es für wichtig, nicht erst auf die Senioren zuzugehen, wenn sie im Ruhestand sind, sondern sie schon – auch über die Firmenleitungen – davor anzusprechen, um rechtzeitig mit ihnen Vereinbarungen über ihre Einbindung in gesellschaftspolitische Prozesse zu treffen.

Sozialministerin Ziegler verwies in diesem Zusammenhang auf die Seniorenpolitischen Leitlinien des Landes, die aber nur im Zusammenwirken mit den Städten und Gemeinden verwirklicht werden könnten. „Ich hoffe“, sagte Ziegler, „dass sich immer mehr ältere Menschen aktiv einschalten und auf die stärkere Berücksichtigung ihrer Belange dringen.“

Das taten sie auf der Beelitzer Konferenz bereits ganz zielgerichtet, sprachen eine bessere Beweglichkeit der Senioren über den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) an, eine stärkere Unterstützung der Wohnungsgesellschaften bei alternativem Wohnen und forderten bei der Beschäftigung mit den Wünschen der Senioren immer auch die generationsübergreifende Zusammenarbeit mit den Jüngeren. Wolfgang Puschmann vom Landesseniorenbeirat, der bei der Erarbeitung der Landesleitlinien intensiv mitgearbeitet hat, fand es sogar besser, nicht von einem seniorenfreundlichen Kreis zu sprechen, sondern von einem familienfreundlichen, sozusagen vom Enkel bis zum Urgroßvater.

Bei besserer Beweglichkeit über den ÖPNV sei ein Anfang gemacht, betonte Koch und verwies auf den Bürgerbus in Belzig. An alternativen Wohnformen werde man weiter arbeiten. Auch die Wirtschaft beginne umzudenken und setze wieder auf das Spezialwissen der Älteren, so Koch. Das Haus der Generationen aber, für das leider noch eine Zusage vom Land fehlt, sieht er als bestes Beispiel des Zusammenführens von Jung und Alt. Hella Dittfeld

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