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Potsdam-Mittelmark: Andacht erstmals auch auf Deutsch

Remembrance-Day auf Südwestkirchhof Stahnsdorf

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Remembrance-Day auf Südwestkirchhof Stahnsdorf Stahnsdorf - Der Stahnsdorfer Karl Nack kann sich noch daran erinnern, wie er zu DDR-Zeiten die Grabstätte Britischer Soldaten auf dem Südwestkirchhof besucht hatte. Seine Anteilnahme war seitens der hiesigen Regierung nicht gern gesehen, zumal ganz in der Nähe die Berliner Mauer stand. Wie Nack riskierten auch viele Andere die Verfolgung durch das Honecker-Regime – weil sie mit den Briten der Opfer des Ersten Weltkrieges zum „Remembrance Day“ gedachten. „Wir hatten viel über diesen Tag und seine Bedeutung gelesen“, erzählt er. Daraufhin seien die Stahnsdorfer immer am zweiten Sonntag im November hergekommen, „schließlich liegen hier unserer aller Toten“. Dieses über Jahre aufrechterhaltene Mitgefühl wurde gestern, am diesjährigen Remembrance Day, in besonderer Weise gewürdigt: Im Rahmen der offiziellen Gedenkveranstaltung mit Vertretern der Britischen Botschaft und Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser (CDU) erhielten auch die Gäste die Möglichkeit, Kränze und Sträuße niederzulegen. Und die Ansprachen wurden erstmals auch auf Deutsch gehalten. „Dass damals so viele Menschen aus der DDR hier her kamen, auch unter der Gefahr, bestraft zu werden, hatte uns sehr beeindruckt“, erzählte der Heeresattaché der Botschaft, Mike Parish. Bei ihrem Besuch auf dem Südwestkirchhof Anfang dieses Monats hatte auch Queen Elizabeth II. diese Menschen gelobt (PNN berichteten). In Stahnsdorf liegen insgesamt 1176 Soldaten aus den Staaten des Britischen Commonwealth: Großbritannien, Australien, Kanada, Indien, Südafrika und Neuseeland. Sie starben zwischen 1914 und 1919 in Deutscher Kriegsgefangenschaft an Verletzungen und Seuchen. 1924 wurden sie hier her umgebettet. Für die Pflege der Gräber war in der DDR die evangelische Kirche Berlin-Brandenburg in Zusammenarbeit mit der „Commonwealth War Graves Commission“ zuständig. Anders als vor 1990 sind die Bürger aus Stahnsdorf und Umgebung heute nicht mehr nur Zaungäste, zusammen wurde das Vaterunser gebetet, gemeinsam der Toten gedacht. Jeder der knapp hundert Menschen hatte eine Plastikmohnblume am Revers. Diese Blume war im ersten Weltkrieg zum Symbol der Hoffnung geworden, war sie doch das einzig Farbige im Grau der Schlachtfelder des „Großen Krieges“, zum Beispiel in Flandern. „Die Nachfahren der damaligen Feinde stehen heute zusammen“, hob Pfarrer Ralf Klein aus Berlin hervor. „Heute sehen wir uns als Freunde.“ Thomas Lähns

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