Potsdam-Mittelmark: Andrea Ypsilanti und Teltower High Tech
Mit SPD-Chef Kurt Beck wurde das Techno Terrain zum Schauplatz der großen Politik
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Teltow - Große Sorge über die Lage in Georgien und freie Hand für Andrea Ypsilanti bei der Regierungsbildung in Hessen – Teltow wurde gestern Vormittag zum Schauplatz welt- und bundespolitischer Erklärungen. Das Technologiezentrum Teltow (TZT) war die erste Station von SPD-Chef Kurt Beck auf seiner Tour durch Brandenburg. Ein riesiger Pressetross umringte ihn bei seiner Ankunft an der Potsdamer Straße. Unmittelbar nach einer Telefonkonferenz der SPD-Spitze waren Informationen aus erster Hand gefragt. Ganz schnell noch ein Gruß des Pfälzers über die Straße zu einigen erstaunten Rentnern an der Bushaltestelle – das Motto der Tour lautet „Nah bei den Menschen“. Es folgte die Aufstellung für ein offizielles Foto: Die Teltower Sozialdemokraten gemeinsam mit Kurt Beck und Ministerpräsident Matthias Platzeck im Blitzlichgewitter der Pressefotografen.
Dann der Schnitt: Positive Nachrichten aus Teltow rückten in den Mittelpunkt. Die Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein hatte in das TZT eingeladen, um dem SPD-Vorsitzenden vom Gelingen des schwierigen Umstrukturierungsprozesses in der Region zu berichten. Im Techno Terrain Teltow – zu DDR-Zeiten Standort von zwei großen Kombinaten – hätten sich mittlerweile wieder mehr als 100 innovative und technologieorientierte Unternehmen aus den Bereichen Biotechnologie, Medien, Medizintechnik, Maschinen und Gerätebau angesiedelt, so Wicklein. Einen wichtigen Beitrag dazu habe das TZT geleistet, das einen Großteil der Firmengründungen begleitete. Derzeit haben hier 43 Firmen mit rund 150 Mitarbeitern ihr Domizil. Die Einrichtung des Landkreises Potsdam-Mittelmark biete für den Start in die Selbstständigkeit maßgeschneiderte Räume mit einer Größe von 25 bis 900 Quadratmetern und gezielte Beratung unter anderem zu Finanzierungsfragen, berichtete TZT-Projektmanager Udo Rettweiler. Etwa sechs Firmen vor allem aus dem IT-Bereich könnten so durchschnittlich im Jahr ausgegründet werden.
Ein gelungenes Beispiel ist die Firma Powertron, die sich auf die Produktion von Präzessionswiderständen spezialisiert hat. Entstanden ist sie nach Wende durch Management-Buy-Out mit drei Beschäftigten. Mittlerweile zähle die Firma 28 Mitarbeiter und habe sich auch international fest etabliert „auf einem kleinen Markt mit einem sehr hohen Level“, berichtete Produktmanager Frank Weise. Gefertigt werden spezielle Bauelemente unter anderem für die Raum- und Luftfahrttechnik. Zwischen all den kleinen Widerständen fühlte sich der gelernte Elektroniker Kurt Beck sichtlich wohl, ließ sich von einem Mitarbeiter auch Details genau erklären – die große Politik schien für einen Moment in weite Ferne gerückt.
Eineinhalb Stunden waren im Protokoll für die Teltow-Stippvisite eingeplant – genug Zeit, auch noch die Firma Telco Tech zu besuchen, die vor genau 15 Jahren gegründet wurde. Sie ist einer der wenigen deutschen Entwickler und Produzenten von Internet-Security-Systemen. Dabei gehe es um Angriffsverhinderung, Datenfilter, Datenmüllerkennung und Virenschutz, erläuterte Geschäftsführer Dirk Lochter.
Zum Einsatz kommen die Internet-Filter aus Teltow unter anderem in 400 Schulen, um den Zugang auf unerlaubte Webseiten zu verhindern. Zudem betreue die Firma Telco Tech mit ihren derzeit 20 Mitarbeitern die Internetsysteme großer Firmen oder auch das gesamte Verwaltungsnetzwerk in Thüringen. Im eigenen Land zähle der Prophet leider manchmal noch zu wenig, sagte Lochter. Bisher hat seine Firma den brandenburgischen Landesbehörden ihre Dienste ohne Erfolg angeboten (PNN berichteten). Vielleicht gelingt es jetzt bei den Verwaltungen von Rheinland-Pfalz. Kurt Beck ließ sich zumindest erst einmal eine Visitenkarte geben.
Dann stieg der SPD-Vorsitzende in seine Limousine und düste weiter nach Angermünde, später nach Oranienburg zu einer öffentlichen Diskussionsrunde. Die Teltower Einwohner sahen ihn erst am Abend in den Nachrichten der großen Fernsehsender.
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