Potsdam-Mittelmark: Anfassen und probieren
Ein Wissenszimmer in der Kita „Morgensonne“
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Teltow - Staunend betrachtet ein Mädchen einen Modelltorso mit Lungen und Leber. „So sieht ein Mensch aus?“, fragt sie zaghaft, während ein Junge beherzt an den Organen rumfingert, um festzustellen: „Kann man aufmachen.“ Anfassen und Ausprobieren ist ausdrücklich erwünscht im neuen Wissenszimmer der Kita „Morgensonne“ auf dem Gelände des Evangelischen Diakonissenhauses Berlin-Teltow-Lehnin. Der neue Raum im zweiten Stock der Einrichtung weckte zur gestrigen Eröffnung den Forscherdrang der Jüngsten. Dicht umdrängt war vor allem die Weltkarte, auf der die Kinder mit charakteristischen Tieren Kontinente und Länder markieren konnten. Zwar war Moskau noch dicht umzingelt von Elefanten, aber dass eine Giraffe in Afrika wohnt, wussten die meisten. Auch ein Indianer wurde richtig im südlichen Zipfel Amerikas platziert und am Atlantik pappten Delphine. Neugier weckte ebenso eine Holzkiste mit Buchstaben aus Schaumstoff. Schnell fanden die Kinder den jeweiligen Anfangsbuchstaben ihres Vornamens, und die vierjährige Sophie schaffte es sogar, alle Buchstaben ihres Namens aneinander zu reihen. Zwei kleine Techniker, die konzentriert Teile eines Elektrobaukastens zusammenstöpselten, erklärten: „Wir bauen Strom“.
Während die Kinder bauten und tüftelten, teilten sie ihre Entdeckungen auch anderen mit. „Diese Kommunikation ist neben dem spielerischen Entdecken sehr wichtig“, sagte Erzieherin Nicole Häusler. Doch nicht nur Deutsch wird in der Kita gesprochen, sondern an manchen Tagen auch Englisch. So lernen die Kinder die Murmelfarben der Glückstrommel auf Englisch. Einmal in der Woche kommt eine Lehrerin aus Berlin, um ihnen „spielend“ ihre erste Fremdsprache beizubringen. Dabei wird nicht gegängelt, sondern die Kinder nutzen ihren natürlichen Forscherdrang, um sich neue Worte anzueignen.
Den kleinen Forschern steht auch ein Videoskop zur Verfügung, mit dem sie kleinen Dingen wie Pflanzen auf den Grund gehen können, und wer es ganz genau wissen möchte, schaut in der neuen Sachbuchbibliothek nach. 500 Euro kosteten die Bücher, und demnächst werden weitere angeschafft. 500 Euro hatte auch die Deutsche Bank für das Projekt Wissensraum gespendet. „Doch nicht immer müssen gute Ideen viel Geld kosten“, sagt Kita-Leiterin Claudia Müller-Strauch und verweist auf eines der nächsten Projekte: Tastkästen. Mit ihren Händen können die Kinder in diesen Kästen dann verschiedene Materialien erkunden. An Ideen mangelt es dem Team der „Morgensonne“ nicht seit die Kita vor zwei Jahren in ein neues Gebäude umgezogen ist. Auch zum Träumen bleibt noch Zeit, und als Ruhepol können sich die Kinder bald selbst ihre Traumhöhle einrichten, in der je nach Stimmung sogar die Farben verändert werden können. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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