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Potsdam-Mittelmark: Auch Bienen warten auf den Frühling

Kalter Winter, kühles Frühjahr: Imker im Werderaner Raum mussten erstmals seit Jahren nachfüttern

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Werder (Havel) - Auch die Bienen leiden unter dem schleppenden Frühlingsbeginn. „Die Futtervorräte vom Herbst sind aufgebraucht, und für lange Ausflüge ist es noch zu kalt“, sagt Lothar Lucke, Vorsitzender des Glindower Imkervereins. Zudem lässt die Weidenblüte auf sich warten, die Frühblüher kommen nicht in Tritt. Und von der Haselnussblüte hätten die Bienenvölker wegen des kalten März’ fast nichts gehabt.

„Wir hatten uns in den vergangenen Jahren an die milden Winter und den warmen März schon gewöhnt“, sagt Lucke. Doch in diesem Frühjahr musste er – erstmals seit Jahren – fünf seiner 20 Völker nachfüttern. Seinen Kollegen im Werderaner Raum sei es ganz ähnlich gegangen. Soweit es Verluste gibt, ließen sie sich erst Anfang April beziffern. „Die Bienenvölker beginnen noch während des Winterausklangs mit der Bruttätigkeit. Dann werden auf den besetzten Waben 35 Grad Celsius gehalten, egal wie kalt es draußen ist“, sagt Lucke. Das koste viel Energie und der Futterverbrauch steigt.

Landesweit bestehen ähnliche Probleme. „Es gab schon Imker, die Totalverluste melden mussten – ihnen sind die Bienen schlicht verhungert“, sagt der Vorsitzende des Landesverbandes Brandenburgischer Imker, Reiner Gabriel. Verluste gab es laut Gabriel auch wieder durch die gefährliche Varroa-Milbe und Pflanzenschutzmittel. Problem Nummer zwei: In Brandenburg gibt es laut Gabriel rund 25 000 Bienenvölker und etwa 1800 Berufs- und Hobby-Imker. „Uns plagen seit Jahren massive Nachwuchssorgen, das Durchschnittsalter beträgt 64 Jahre.“ Im vergangenen Jahr konnten gerade einmal 158 neue Imker gewonnen werden. Auch die Zahl der Bienenvölker ist eher mager. „Derzeit haben wir rund 0,9 Völker pro Quadratkilometer, nötig wären mindestens 4,5 Völker.“

Im Werderaner Raum sieht der Trend ähnlich aus, sagt Lothar Lucke. Gab es im Glindower Imkerverein vor der Wende 42 Mitglieder, so sind es heute elf . Das Defizit wirke sich auch auf die Obsternte aus. „Ohne Bienen ist Obstbau gar nicht möglich, Landwirtschaft insgesamt kaum vorstellbar.“ Immerhin könnten die Insekten etwa auf Rapsfeldern für Ertragssteigerungen von bis zu 35 Prozent sorgen. Doch es gebe kaum Anreize, als Imker anzufangen, „das Geschäft lohnt sich kaum“, sagt Lucke. Für das Pfund Honig gibt es auf dem Markt kaum vier Euro, die Preise für die Gerätschaften hätten sich seit der Wende vervierfacht.

„Die Imkerei ist heute fast ein Nullsummengeschäft.“ Aus Luckes Sicht müssten von der europäischen Agrarsubvention auch die Imker profitieren. „Ihre Bedeutung für die Landschaftspflege ist genauso groß wie die der Bauern und Obstgärtner.“ Ein Zuschuss von 80 Euro pro Bienenvolk im Jahr könnte einen Anreiz bilden, sich der Imkerei zuzuwenden, und wäre ein Zeichen der Anerkennung.

„Begrüßenswert“ nannte Lucke, dass das Land im vorigen Jahr Existenzgründungen aus Lottomitteln bezuschusste. Auch im Werderaner Raum sei auf diesem Wege ein junger Imker in Ferch hinzugekommen. Die Förderung, die es schon 2004 und 2005 gegeben hatte, wird in diesem Jahr fortgesetzt. Nach Landesangaben konnten die rückläufigen Imkerzahlen zumindest aufgehalten werden, seit 2004 werde sogar ein Plus von zehn Prozent verzeichnet. Henry Klix (mit dpa)

Henry Klix (mit dpa)

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