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Edelgemüse von nebenan: Auch Wissenschaftler empfehlen, lieber beim Bauern als im Supermarkt zu kaufen.

© dapd

Potsdam-Mittelmark: Auf den Inhalt kommt es an

Forschungsinstitut kritisiert Papier-Banderole an Importspargel. Auf die setzen aber auch die Beelitzer

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Beelitz - Die Nachricht dürfte bei einheimischen Bauern für Befriedigung sorgen: Das Bayerische Fernsehen hat zusammen mit dem Fraunhofer-Institut Billigspargel in den Discount-Supermärkten ins Visier genommen. Bei einer stichprobenartigen Untersuchung in fünf Märkten haben die Wissenschaftler in allen Fällen Schimmelpilze am vermeintlichen Edelgemüse gefunden. In drei Fällen war der Befall der Stangen, die aus dem Ausland importiert worden waren, sogar massiv. Mögliche Folgen beim Verzehr: Allergien oder sogar Organschäden.

„Für die Lagerung sind zwei Dinge entscheidend: die Temperatur und die Verpackung“, sagt Kajetan Müller vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung im bayerischen Freising. Wenn der Spargel aus Griechenland kommt, habe er in der Regel schon eine Weile im Lkw verbracht. Nur wenn er unter Temperaturen von null bis einem Grad gelagert und befördert wurde, habe er die Reise unbeschadet überstanden. Das war beim Discounter-Gemüse offenbar nicht der Fall gewesen. Ebenfalls problematisch sei die Papier-Banderole, in welcher die Stangen geliefert und verkauft werden: Sie würden das Gemüse nicht ausreichend schützen. Ideal wäre laut Müller eine Komplettverpackung, die jedoch auch ein gewisses Maß an Luft hindurchlässt.

Auch die Beelitzer Bauern verwenden die Spargelbanderole, doch das sei bei den kurzen Wegen kein Problem, wie Manfred Schmidt vom Spargelverein unterstreicht. „Der Spargel kommt von den Höfen frisch geerntet und kühl gelagert bei den Supermärkten an“, sagt er. Eine Rundum-Verpackung, wie sie von den Wissenschaftlern empfohlen wird, hätten die Händler sogar abgelehnt: Darin würde sich dann Wasser sammeln und dem Schimmel Vorschub leisten.

Die Bilanz, die auch Wissenschaftler Müller zieht: Am besten, man kauft den Spargel von nebenan. Dabei solle man sich vor allem das Ende der Stangen anschauen und darauf achten, dass es nicht trocken ist. Weitere Indikatoren: Der Spargel sollte sich nicht zu leicht biegen lassen und außerdem auch noch frisch riechen.

Mit fünf bis sechs Euro pro Kilo ist auch in der Region um Beelitz der Spargel von nebenan zurzeit erschwinglich. Insgesamt laufe die Ernte gut, sagt Manfred Schmidt, vor allem weil das Wetter zum Saisonauftakt mitgespielt hatte. Es hatte ihnen sogar einen Wettbewerbsvorteil verschafft: Denn während hierzulande Ende April die Sonne geschienen hatte, herrschte in anderen deutschen Spargelbaugebieten in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen eher Kälte. Dadurch sei der Druck auf den heimischen Markt nicht so groß gewesen. Die Kälte dieser Tage habe die Ernte etwas gedämmt, von einer „Spargelschwemme“, wie sie zeitweilig in den Medien verkündet worden war, könne man nicht reden, unterstrich Schmidt. Den nächsten Verkaufsschub erwarten die Beelitzer Landwirte zu den anstehenden Wochenenden um Muttertag, Himmelfahrt und Pfingsten. Bis zum Ende der Saison am 24. Juni sollen auf den 1250 Hektar in und um Beelitz nach Erwartungen des Spargelvereins 6000 bis 8000 Tonnen geerntet werden.

Bis dahin will der Verein auch mit dem Verfahren zur Zertifizierung der Beelitzer Stange mit der EU-Marke „Geografisch geschützte Angabe“ (GGA) ein Stück weitergekommen sein. In der kommenden Woche wollen die Bauern beim Brandenburgischen Landwirtschaftsministerium um Unterstützung werben – denn das Antragsverfahren dürfte einige bürokratische Hürden bereithalten. „Wir müssen unser Gebiet klar abgrenzen, wir müssen eine historische Bestimmung unseres Spargels liefern – und wir müssen die Produktspezifikation beweisen“, so Schmidt. Die „Besonderheit“ des Beelitzer Spargels sollte sich jedoch schnell finden lassen.

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