
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Auf der Suche nach Identität
Neues Leitbild: Landkreis will bis 2022 als Energieproduzent, Wohnort und Wirtschaftsstandort punkten
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Potsdam-Mittelmark – In zehn Jahren will der Landkreis die Energiewende geschafft haben. Das ist eines der zentralen Ziele des neuen Leitbildes für Potsdam-Mittelmark. Demnach soll 2022 der Strombedarf zwischen Havel und Hohem Fläming vollständig und vor Ort aus erneuerbaren Quellen wie Biomasse sowie Wind- und Sonnenkraft gewonnen werden. Bislang ist es schon gut die Hälfte. Auch was die Wärmegewinnung aus regenerativer Energie angeht, soll in den nächsten Jahren zugelegt werden.
Wie sich dieses und weitere ambitionierte Ziele wie Vollbeschäftigung oder eine flächendeckende Bildungslandschaft erreichen lassen, wurde am Samstag auf dem Kreisentwicklungsforum diskutiert. Eingeladen hatte die Verwaltung, die im Vorfeld den Entwurf für das künftige Leitbild erarbeitet hatte. Vertreter aus Kommunen und Verbänden sowie Unternehmer und Einwohner waren gefolgt.
Aus dem allgemein gehaltenen Papier, das der Kreistag Ende Juni beschließen soll, will man künftig Strategien ableiten, wie der Landkreis zum Beispiel auf den demografischen Wandel und sinkende finanzielle Mittel reagieren kann. „Potsdam-Mittelmark ist zwar sehr gut aufgestellt, wir dürfen aber nicht übermütig werden“, mahnte Landrat Wolfgang Blasig (SPD). So werde der Zuschussbedarf für den öffentlichen Nahverkehr künftig steigen, auch Personal würde durch die Tarifentwicklung teurer werden.
Am wichtigsten sei es, eine mittelmärkische Identität zu stiften, forderte Blasig – ein Heimatgefühl, das die Bindung an die eigene Stadt oder Gemeinde durch die an den eigenen Landkreis ergänzt. Als probates Mittel dafür nannte er das Kreisentwicklungsbudget: Aus dem Fördertopf, der erstmals vor zwei Jahren aufgelegt worden ist und in diesem Jahr mit 750 000 Euro gefüllt wurde, soll strukturschwachen Kommunen im Landkreis finanziell unter die Arme gegriffen werden. Das stärke das Zusammengehörigkeitsgefühl, argumentierte der Landrat.
Zu den Themenkomplexen Wohnen, Bildung, Wirtschaft, Tourismus, Natur und Kultur wurden allerhand Ideen geäußert. Als eine der Vorzüge, mit denen die Mittelmark auch künftig bei Wohnortsuchenden – am liebsten Fachkräften – punkten will, ist die gute Anbindung an Berlin und Potsdam. Bauwillige sollten sich künftig schon über das Smartphone ausgiebig über potenzielle Grundstücke informieren können, so ein Vorschlag.
Für Familien sollte ein flächendeckendes Netz von Eltern-Kind- und Familienzentren im Kreis entstehen, diese sollten auch mit der Kreisvolkshochschule kooperieren, hieß es zum Kernziel Bildung. Auch der Naturschutz solle großgeschrieben werden und bei allen Entscheidungen auf Kreisebene berücksichtigt werden. Ein Beispiel stellte Jürgen Kettler, Chef des Kreisstraßenbetriebes, vor: So beginne man in diesem Jahr mit der Wiederaufforstung von Alleen. Der Anfang wird im Süden des Kreises zwischen Zeuden und Lobbese gemacht. Und auch was das kulturelle Erbe angeht, will der Kreis in den nächsten zehn Jahren mehr tun: So soll die Sanierung von Denkmalen nicht nur einseitig gefördert, sondern zusammen mit den Kommunen gepackt werden.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die wirtschaftliche Entwicklung. Die Verwaltung würde den Kreis gern stärker auf die Technologiebranche ausrichten, wie aus dem Leitbild deutlich wird. Allerdings dürften dabei auch Handwerk und Landwirtschaft nicht zu kurz kommen, hielten die Teilnehmer des Forums dagegen. In der Wirtschaft soll auch die Energietechnologie eine wesentliche Rolle spielen. So sollten vor allem Flächen des Kreises – zum Beispiel frühere Deponien – zum Bau von Sonnen- oder Windkraftanlagen genutzt werden. Dass davon auch die Kultur profitieren kann, erklärte der Kreistagsabgeordnete Axel Mueller (Grüne): Statt mit Geld aus der Kreiskasse eine Kulturstiftung zu gründen, wie sie derzeit vorbereitet wird, könne man es in erneuerbare Energien investieren. Die Einspeisevergütung, erklärte er, würde als Förderung für Kulturprojekte noch üppiger ausfallen.
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