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Potsdam-Mittelmark: Auf gepackten Koffern

Der Verein „Germany - Ost Afrika“ sammelt seit fünf Jahren Spenden für eine Berufsschule in Kenia

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Seddiner See – Von der Toilettenbürste bis zum großen Betonmischer. Klaus Liebsch hat alles gesammelt: Fliesen, Lampen, Schulbänke, Krankenbetten, Computer. Sogar Dächer und Stahlgerüste hat er für sein Ausbildungszentrum samt Krankenhaus zusammengetragen. In alten DDR–Typenbauten, nur wenige Meter vom Verwaltungssitz der Gemeinde Seddiner See entfernt, stapeln sich die Materialien. Und genau das ist sein Problem: All die Dinge sind hier und nicht in Kenia, erklärt der 58-jährige Metallbaumeister, aber da sollen sie hin. Liebsch ist Vorsitzender des Vereins „Germany - Ost Afrika“. Seit fünf Jahren versucht er kenianischen Jugendlichen eine Lebensperspektive zu bieten – eine ordentliche Ausbildung nach deutschem Standard in einer Berufsschule. Was ihm fehlt, sind 392 000 Euro, um Ziegel, Zement und Monteure vor Ort bezahlen zu können.

In Gedanken sieht er es schon vor sich, das Ausbildungszentrum nördlich von Mombasa in den sechs alten Wohnhallen der DDR-Volksarmee. Die Gemeinde schenkte die „mobilen“ Häuser dem Verein vor einigen Jahren. Sie sollen abgebaut werden und in Afrika eine neue Verwendung finden. Liebsch gerät geradezu ins Schwärmen, wenn er von seinen Plänen berichtet: 100 Jugendliche will er in Kenia ausbilden: Kfz-Mechaniker, Tischler, Metallbauer und Werkzeugmacher. Doch die besagten 392 000 Euro fehlen noch. Der Rest sei geklärt: Das Grundstück ist da, die deutschen Monteure wollen freiwillig anpacken, sechs Lehrmeister gibt es auch schon, und die deutsche Entwicklungshilfe-Gesellschaft GTZ will den Transport der Sachspenden übernehmen. Erst kürzlich spendierte die Firma Philips Lampen im Wert von 70 000 Euro. Die könnten dann das Krankenhaus beleuchten, das Liebsch plant. Eine kleine Praxis samt einigen Betten initiierte er bereits vor Ort.

1996 hatte sich Liebsch selbst aufgemacht, in Kenia sein Glück zu finden: Er eröffnete eine Werkstatt, bildete Lehrlinge aus und half beim Aufbau des kleinen Krankenhauses. Nun will er beides ausbauen. Der Kenia-Liebhaber will es anders machen – richtig, wie er sagt und nicht wie die großen Hilfsorganisationen, die zwar Millionen sammeln aber unbedacht verteilen würden, klagt Liebsch: „Was hat denn der afrikanische Bauer davon, dass er mit Spendengeldern amerikanischen Mais kauft, statt selbst anzubauen?“, fragt der Vereinschef. Am Ende würden die reichen Staaten von ihren Spenden selbst profitieren und nicht die Afrikaner. Liebsch will indes alle Umwege vermeiden. Sogar die gesammelten Stifte und Kugelschreiber schickt er direkt an die Schüler.

Sobald die Anschubfinanzierung geklärt sei, soll sich das Projekt in Kenia selbst tragen: Autos sollen in der Berufsschule repariert, Möbel gebaut und Maschinen wieder zum Laufen gebracht werden. Nur rund 40 Prozent der kenianischen Schüler sollen für seine Schule zahlen. „Sonst zahlt dort jeder für eine Ausbildung“, erklärt Liebsch. Verträge mit der Berufsschule in Götz habe er bereits geschlossen, um später den besten Schülern einen Austausch anzubieten. Auch deutsche Medizinstudenten könnten in Kenia Praxiserfahrungen sammeln, schwärmt er. Bei vielen Politikern habe er um Unterstützung geworben. Oft ohne Erfolg. Dabei sei das Projekt in Brandenburg das einzige in dieser Größenordnung, erklärt Liebsch. „Es bringt eben keine Wählerstimmen“, sagt der engagierte Vereinschef. Im Prinzip haben es sich die Kenianer selbst zu verdanken, dass sich Liebsch so sehr für sie einsetzt: Sie imponierten ihm: „Mit Lust und Liebe“ hätten sich die jungen Kenianer in seiner Werkstatt in Mombasa an die Arbeit gemacht, sagt Liebsch: „Die Jugendlichen dort wollen was lernen, denn geschenkt wird ihnen nichts.“

Wer zu dem Projekt beitragen möchte, kann sich bei Klaus Liebsch unter Tel. (033205) 242565 melden. Infos auch unter www.germany-ostafrika.de

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