Potsdam-Mittelmark: Auf vielen Wegen zur Energie-Wende
Auf der Michendorfer Klimakonferenz wurden Initiativen aus der Bürgerschaft vorgestellt
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Nuthetal/Michendorf – Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden, Strom aus Wasserkraft – und Straßenbeleuchtung mit sparsamen LED-Laternen: Es gibt viele Wege, das Klima zu retten. Die Kommunen im Potsdamer Umland haben längst ihr grünes Gewissen entdeckt und treiben lokale Initiativen voran. Nachdem sich in Nuthetal bereits Mitte Mai eine „Aktionsgruppe Klimaschutz“ gegründet hat, werden zurzeit die vielen Ideen weiterentwickelt. Dazu gehört zum Beispiel eine kommunale Kompostieranlage. Oder die Stiftung eines Nuthetaler Klimaschutzpreises. Koordiniert wird das alles nicht etwa von einem gut bezahlten Berater – sondern von den Bürgern selbst. „Klimaschutz geht nur über die Köpfe“, sagt Bürgermeisterin Ute Hustig (Linke).
In Michendorf fand am Mittwochabend die nunmehr zweite kommunale Klimakonferenz statt. Die beiden Nachbargemeinden wollen die Energiewende gemeinsam anpacken und ihre Erfahrungen austauschen – unter anderem auf solchen Veranstaltungen. Ein erster Schritt, den Michendorf und Nuthetal bereits gemeinsam genommen haben, ist die Umstellung auf Ökostrom für die öffentlichen Gebäude. Zusammen wurden die Verträge mit dem Lieferanten EonEdis ausgehandelt (PNN berichteten).
Ansonsten bleibt noch viel Vorarbeit zu leisten. So erfolgt im Michendorfer Rathaus zurzeit eine Bestandsaufnahme des Energieverbrauches in den über hundert kommunalen Gebäuden. Dafür werden Bauunterlagen ausgewertet und die Nutzer, also zum Beispiel Schulen, befragt. Erste Ergebnisse sollen im Oktober präsentiert werden, kündigte Bürgermeister Reinhard Mirbach (CDU) an. Sobald die Daten erfasst sind, solle ein Aktionsplan aufgestellt und von den Gemeindevertretern beschlossen werden, erklärte Umweltberaterin Sandra Erlach, die das Projekt begleitet.
Einig sind sich die beiden Gemeinden darin, dass man keinen extra Beauftragten für den Klimaschutz braucht. Den kann man sich zwar vom Bund bezuschussen lassen, „doch nützt es wenig, etwas für die Schublade auszuarbeiten“, so der Nuthetaler Gemeindevertreter Rainer vom Lehn (CDU/Grüne). Darüber hinaus reiche auch eine Momentbetrachtung nicht. Wenn man zum Beispiel Gebäude aufwendig mit Dämmmaterial auskleidet, müsse man sich über die Folgelasten im Klaren sein. Denn Wärmedämmung bedeute in ferner Zukunft auch Sondermüll, der irgendwie entsorgt werden muss.
Eine Initiative, die zurzeit aus der Michendorfer Einwohnerschaft erwächst, ist die Gründung einer Bürgersolargesellschaft. Die Mitstreiter um den Wildenbrucher Physik-Professor Diedrich Möhlmann wollen kommunale Gebäude mit Photovoltaikanlagen bestücken – und davon auch finanziell profitieren. Dächer, die man sich ausgeguckt hat, sind die der Wildenbrucher Grundschule und des Gemeindezentrums in Langerwisch. Die Gemeindeverwaltung plant zudem den Bau eines Blockheizkraftwerkes am Wilhelmshorster Oberschulcampus – und denkt über den Betrieb einer Biogasanlage zusammen mit der Agro Saarmund nach, wie der Bürgermeister erklärte.
Die vielen Ansätze sollen zu einem gemeinsamen Ziel führen, das der Landkreis bereits im Frühjahr vorgegeben hat: Bis 2022 soll in Mittelmark laut Leitbild nahezu der gesamte Stromverbrauch vor Ort gedeckt werden – und zwar aus erneuerbaren Quellen wie Wind, Sonne und Biomasse. Im Moment ist es immerhin schon über die Hälfte, wie der im Landratsamt zuständige Koordinator Wolfgang Lorenz erklärte. Thomas Lähns
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