Potsdam-Mittelmark: Aus rostigem Elend ans Licht gebracht
Geltower Oldtimerclub plant Museum im Ortszentrum / Frühlingsausfahrt mit Partnervereinen am 9. Mai
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Geltower Oldtimerclub plant Museum im Ortszentrum / Frühlingsausfahrt mit Partnervereinen am 9. Mai Von Henry Klix Schwielowsee-Geltow. Wenn alles zerlegt, gereinigt, nachgebaut und wieder zusammen gesetzt ist, wenn die Rostlöcher verschweißt, die Lager geschmiert, der Lack erneuert, Polster und Bezüge ersetzt sind, dann kommt für Manfred Balk, nach zwei Jahren mit ölverschmierten Händen, der spannende Moment: Er nimmt den Zündschlüssel, dreht ihn und hofft. „Und wenn dann der Motor anspringt, der erste Gang einrastet und das Gas annimmt, ist das ein ganz unbeschreiblicher Adrenalinstoß“, sagt er. Balk ist Chef des gemeinnützigen Vereins „Historische Fahrzeuge Berlin und Brandenburg Selbsthilfe e.V“ (HFB), der seinen Sitz im Ortszentrum von Geltow hat. Schon mehrfach hat er diesen besonderen Moment erlebt, zuletzt bei seinem 190er Mercedes SL Baujahr 1956, mit dem er auch seine Geschäfte als freischaffender Diplom-Kaufmann erledigt. Und schaut man sich die Vereinswerkstatt hinter dem Geltower Ortszentrum an, so möchte man dem 56-Jährigen glauben, dass ihm dieser spannende Augenblick noch öfter bevor steht. Ob der Goliath von Borgward (Baujahr 1956), die Ariane Simka (Baujahr 1961), der Triumph Adler (Baujahr 1936) oder der Heckflossen-Mercedes 8 aus den 60er Jahren, Balk und seine 15 Vereinsmitglieder haben sich noch eine Menge vorgenommen. Und auch der Peugeot 403, die berühmte Klapperkiste von TV-Kommissar Colombo, befindet sich unter den sanierungsbedürftigen Mobilen, die in den nächsten Jahren wieder „summen sollen“. Seit vier Jahren besteht der Verein, die 15 vor allem aus Berlin stammenden Vereinsmitglieder haben mit ihren bereits restaurierten 20 Oldtimern ebenfalls große Pläne: Die aus rostigem Elend befreiten Gefährte sollen künftig in Geltow ausgestellt werden. Ort für das Museum soll der ehemalige Tante-Emma-Laden werden. Da Einzelhandel im Ortszentrum offenbar keine Chance hatte, soll es nun durch die Ausstellung mehr Aufmerksamkeit bekommen, hofft Manfred Balk. Irgendwann könnte daraus, gemeinsam mit der einige Schritte entfernten Werkstatt, auch eine überbetriebliche Ausbildungsstätte für Kfz-Mechaniker werden, schwebt ihm vor. „Man kann das gar nicht besser lernen, als beim Zerlegen und Fahrtüchtigmachen alter Autos.“ Das Ziel steht auch in der Vereinssatzung. Erste Vorbereitungen dazu seien im Gange. Als früherer Finanzvorstand der Kirchlichen Pensionskasse war Balk nach der Wende am Bau des Geltower Ortszentrums mit etwa 100 Sozialwohnungen, den vorgelagerten Gewerbeflächen und dem hübschen Platz mit Springbrunnen maßgeblich beteiligt. Die 800 Quadratmeter Verkaufsfläche des früheren Einkaufszentrums, links vom Restaurant „Börsianer“, sollen nun geräumt und für das Museum dekoriert werden. Voraussichtlich in drei Monaten, kündigt Balk an, kann die Eröffnung gefeiert werden. Wegen der alten Unternehmenskontakte Balks kann der Verein kostenlos einziehen, solange es keinen anderen Interessenten an den Flächen gibt. Führungen durch das Museum soll es nach Anfrage geben, und Balk sieht sogar thematische Ausstellungen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Technikmuseum Berlin voraus. Auf eine erste Anfrage sei positiv reagiert worden. Balks eigenes Herz hängt indes an Autos aus den westdeutschen Wirtschaftswunderjahren, der Jugend des 56-jährigen Berliners. Doch als Reminiszenz an den Vereinssitz kommt vielleicht auch bald ein „Kugel“-Trabant 500 aus der DDR in seine Sammlung. Die Oldtimer des Vereins sind in einigen Tagen auf dem Marktplatz von Geltow zu bewundern: Am Sonntag, den 9. Mai, startet hier die 5. Frühlingsfahrt des HFB. Von 9.30 bis 11 Uhr werden die Teilnehmer, auch von befreundeten Oldtimer-Clubs, eintreffen und um 18 Uhr von einer 90 Kilometer langen Suchfahrt über Caputh, Babelsberg und ins Technikmuseum Kreuzberg zurückkehren. Etwa 30 Autos werden erwartet. Bei der Fahrt zur ersten Station der Ausfahrt, dem Heimathaus Caputh, werden sie über die Fähre von den historischen Motorrädern des „MC Blütenstadt Werder“ und der „Oldtimer Pur“ Caputh knatternd begleitet. Vielleicht ist auch der rote BMW „Isetta“ darunter, den Balk vor zwei Jahren gekauft und gerade lackiert hat. Wird er anspringen? Balk macht die Probe aufs Exempel und steigt umständlich durch die vorn angebrachte Fahrertür des Smart-Ahnen ein. Einmal, zweimal nörgelt die 42 Jahre alte Maschine. Dann, beim dritten Startversuch, ertönt ein für den kleinen Flitzer überraschend sattes Brummen, geben die 600 Kubikzentimeter einen fröhlich tuckernden Bass zum Besten.
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