
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Bahn schlägt Brücke nach Michendorf
Für die neue Bahnbrücke über der Potsdamer Straße soll die Gemeinde doch nichts zahlen / Baubeginn 2014
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Michendorf - Die Pläne für eine neue Bahnbrücke in Michendorf werden konkret: Die Deutsche Bahn hat jetzt ihre ersten Entwürfe für das Bauwerk über der Potsdamer Straße in der Gemeinde vorgestellt. Demnach soll spätestens ab 2014 ein Ersatz für die fast hundert Jahre alte Stahlkonstruktion östlich des Bahnhofs geschaffen werden. Die schlechte Nachricht: Autofahrer und Pendler müssen für rund zweieinhalb Jahre Einschränkungen hinnehmen. Die gute Nachricht: Die Gemeinde muss sich nun doch nicht an den geschätzten Baukosten in Höhe von 16 Millionen Euro beteiligen.
Die Bahn AG revidierte gestern gegenüber den PNN frühere Aussagen, nach denen Michendorf einen Teil der Investition hätte tragen sollen. Stattdessen sei das Projekt Teil einer „Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung“ zwischen Bahn und Bund, erläuterte Bahn-Sprecher Gisbert Gahler. „Bei der Brücke handelt es sich um eine Ersatzinvestition“, begründete er. Wenn die Kommune keine speziellen Wünsche an das Projekt hat, würden ihr auch keine Kosten entstehen.
Bislang hatte es geheißen, dass sich durch die neue Brücke die ohnehin schon knapp bemessene Durchfahrtshöhe auf der Potsdamer Straße noch weiter reduzieren würde. Die Gemeinde hatte daraufhin gefordert, dass die Brücke entweder höher gebaut oder die Straße weiter abgesenkt wird. Die Mehrkosten hätte die Bahn der Gemeinde in Rechnung gestellt. Das sei nun allerdings nicht notwendig: Nach den Entwürfen des Ingenieurbüros Grassel mit Sitz in Berlin soll sich an der Durchfahrtshöhe nichts ändern.
Gisbert Gahler betonte, dass an dem Neubau kein Weg vorbeiführt: Bei dem 1914 errichteten Bauwerk sei eine „weitere Instandhaltung nicht mehr zweckmäßig“. Die Frage, ob Michendorf überhaupt noch eine Bahnbrücke in der jetzigen Größe braucht, wenn langfristig zwei Regionalbahnlinien gestrichen werden sollen (PNN berichteten), spielt bei den Planungen übrigens noch keine Rolle. Zum einen würde der Güterverkehr auch weiterhin hier lang fahren, zum anderen sei die Nahverkehrsplanung Angelegenheit des Verkehrsverbundes, erläuterte der Bahnsprecher.
Gemeinde und Bahn verhandeln jetzt über die Modalitäten des Großprojektes. Stück für Stück müssen die drei einzelnen Brücken durch neue Stahlkonstruktionen ersetzt werden. Dafür müssen ein Gehweg und die Potsdamer Straße halbseitig gesperrt werden. Der Verkehr soll per Ampel geregelt werden. Die Bahn würde für die Vormontage der Brückenbauteile gern den Bahnhofsvor- und den neuen Park+Ride-Platz nutzen. „Diese Plätze sind aber nur für Autos ausgelegt“, argumentiert Michendorfs stellvertretender Bauamtsleiter Joachim Schmidt gegen dieses Vorhaben. Sollten Laster und Kräne die Plätze nutzen, müssen die erst einmal entsprechend befestigt werden. Auch seien dann die Einschränkungen für Zugreisende zu groß.
Der Michendorfer Bauausschuss hat auf seiner jüngsten Sitzung Alternativen angeboten: Laut Joachim Schmidt könnten die Baufirmen auf dem nur wenige hundert Meter entfernten, ehemaligen Teltomatgelände die Brückenteile vormontieren. Eine andere Möglichkeit wäre das Gelände des Kreisstraßenbetriebes hinter dem Michendorfer Netto. Dann allerdings müsste eine entsprechende Vereinbarung mit dem Landkreis geschlossen werden. Die Gemeinde muss sich jetzt im Zuge der Genehmigungsplanung einbringen.
Ein anderes Brückenprojekt, das demnächst in Angriff genommen wird, ist der Neubau der Nesselgrundbrücke im Norden Michendorfs. Hier, wo die Bundesstaße 2 über den Berliner Bahn-Außenring führt, soll bis Ende 2012 ein neuer Überweg entstehen. Durch die Behelfsbrücke auf der westlichen Seite soll es für den Verkehr kaum Einschränkungen geben, wie Frank Schmidt vom verantwortlichen Landesbetrieb Straßenwesen gestern auf Anfrage mitteilte. Die Bahnstrecke wird im Moment nur für den Güterverkehr genutzt, ab 2012 soll hier allerdings auch die Regionalbahnlinie 22 nach Berlin-Schönefeld lang fahren.
Für den Zugverkehr soll es keinerlei Einschränkungen geben: Die Bahn legt von sich aus verkehrsfreie Sperrzeiten fest, zu denen dann die Gleise für Bauarbeiten frei bleiben. Die neue Nesselgrundbrücke zahlt der Bund: Insgesamt 2,9 Millionen Euro sind dafür veranschlagt.
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