Potsdam-Mittelmark: Bahnhöfe auf dem Abstellgleis
Die Bahn will sich von ihren Bahnhofsgebäuden in Bergholz-Rehbrücke trennen / Aus für Service-Store-Plan
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Nuthetal - Die Deutsche Bahn AG will sich nun auch von den Bahnhöfen Bergholz und Potsdam-Rehbrücke trennen – jedenfalls von den Empfangsgebäuden. Sie hat sich deshalb schriftlich an die Gemeinde Nuthetal gewandt, bot ihr aber nur den mitten im Wald liegenden, schon nicht mehr wirklich existenten Bahnhof Bergholz an.
Der Bahnhof war eine in der DDR von Berufspendlern stark frequentierte Umsteigestation zwischen der Wetzlarer Bahn in Nord-Süd-Richtung, die seit 1961 nicht mehr durch West-Berlin fahren konnte, und der Sputnikstrecke nach Berlin-Ost. Anfang 1996 hielten hier die letzten Züge. Der Bahnhof ist seitdem fast in Vergessenheit geraten. Die Natur hat sich bereits zurückgeholt, was man ihr zuvor genommen hatte. Die ehemals mit dem Auto befahrbaren unbefestigten Waldwege sind streckenweise völlig zugewachsen.
Auch das „Empfangsgebäude“ des Bahnhofs Potsdam-Rehbrücke steht nun nach Bahninformationen zum Verkauf. Anders als in Bergholz, ist das Gebäude an der Arthur-Scheunert-Allee derzeit vermietet. Die Gaststätte „Time Out“, ein Versicherungsbüro und eine Wohnung haben hier ihre Adresse.
Die Gemeinde ist nach eigenen Angaben aber weder am Ruinengrundstück Bergholz noch an dem vollständig vermieteten Bahnhof Potsdam-Rehbrücke interessiert. Sollten die Kommunen nicht zugreifen, so Bahn-Pressesprecher Burkhard Ahlert, würden die Immobilien Dritten angeboten.
Noch 2005 hatte die Bahn angekündigt, im Bahnhof in Rehbrücke zumindest einen DB-Service-Store errichten zu wollen. Das Unternehmen plante dort einen 42 Quadratmeter großen Fertigbau mit Waren rund ums Reisen – wie Fahrkarten, Zeitungen, Zeitschriften, Imbiss, Tabakwaren bis hin zu kleinen Geschenken. Dem Vorhaben musste im Sommer 2005 auch der Kiosk von Brigitte Forth weichen, der viele Jahre auf dem Stationsvorplatz an der Arthur-Scheunert-Allee stand. Die Bahn hatte ihr wegen des geplanten Service-Stores gekündigt.
Doch nun ist im April dieses Jahres dort ein Dönergrill eröffnet worden, obwohl gegenüber bereits ein Dönerstand existierte. Der schloss allerdings vor kurzem. Und der angekündigte Reisebedarf wird in Rehbrücke noch immer nicht angeboten. Der Grund: Die Bahn habe vom ServiceStore-Plan in Rehbrücke Abstand genommen, sagte DB-Sprecher Ahlert auf PNN-Anfrage. In anderen Orten werde das Konzept zwar umgesetzt, in Potsdam-Rehbrücke hätten die wirtschaftlichen Aspekte jedoch keine andere Entscheidung zugelassen. Denn der Bahnhof ist in die Kategorie 5 (von 6) eingestuft, werde von weniger als 2500 Kunden regelmäßig frequentiert.
Allerdings passieren den Bahnhofsraum nicht nur die Kunden der Bahn, sondern auch Fahrgäste des öffentlichen Nahverkehrs. Doch Straßenbahnwendeschleife und Busstationen mehrerer Linien spielten bei der Kalkulation und Entscheidung gegen ein ServiceStore offenbar keine Rolle. In einer Broschüre, in der die Bahn AG für ihr „Bahnhofsentwicklungsprogramm Brandenburg“ wirbt, heißt es: „Wir selbst können unsere Mittel nur dort investieren, wo wir das eingesetzte Geld angemessen zurückverdienen.“ Der Service sei am individuellen Bedarf orientiert, der auf die jeweilige Bahnhofskategorie zugeschnitten sei, ist dort zu lesen. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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