Potsdam-Mittelmark: Bald wieder Leben unterm Kirchendach
Umbau des Riebener Gotteshauses zum weltlich-christlichen Gemeindezentrum wird jetzt fortgesetzt
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Beelitz – Eines der ungewöhnlichsten Projekte im Land Brandenburg geht in die nächste Bauphase: Im Beelitzer Ortsteil Rieben soll jetzt mit dem inneren Umbau der evangelischen Dorfkirche zum christlich-weltlichen Gemeindezentrum begonnen werden. Gläubige und Konfessionslose werden sich damit künftig unter einem Dach begegnen: Während der geweihte Raum für Gottesdienste im nordöstlichen Bereich verkleinert wird, entsteht auf der anderen Seite ein Saal für kommunale Zwecke wie Bürgerversammlungen, Sitzungen des Ortsbeirates oder Feiern. Gestern wurde der Fördermittelbescheid des Landes in Höhe von 312 000 Euro für den Innenausbau offiziell übergeben.
Die Funktionsteilung des Riebener Gotteshauses könnte beispielgebend für viele Kirchen im Land Brandenburg werden. Denn einerseits sind die christlichen Gemeinden heute wesentlich kleiner als noch vor hundert Jahren, andererseits fehlt den Kirchen das Geld, um dringende Sanierungsarbeiten an den Bauten vorzunehmen. In Rieben hat der Bürgerverein „Treffpunkt Leben“ das Projekt auf den Weg gebracht und mit den Einwohnern, der Beelitzer Stadtverwaltung sowie der evangelischen Landeskirche schnell Verbündete gefunden.
Das Gebäude aus dem Jahre 1813 war bis vor wenigen Jahren noch vom Verfall bedroht. Für 400 000 Euro hat die Evangelische Landeskirche erst einmal die Hüllen- und Turmsanierung in die Hand genommen. Die Riebener haben kräftig mitangepackt: In unzähligen Arbeitsstunden haben sie Putz geklopft, das Dach abgedeckt, die Kirche entkernt und die Außenanlagen hergerichtet. Mit den Fördermitteln können nun die nächsten Bauabschnitte angegangen werden.
Im Inneren soll nach den Entwürfen des Planungsbüros Götz und Ilsemann der sakrale Raum künftig nur noch zwei Drittel des Gebäudes einnehmen. Er wird mit einer gläsernen Faltwand vom Gemeinderaum getrennt, dafür werden Empore und Orgel versetzt. Eigentlich sollte schon vor einem Jahr damit begonnen werden, allerdings habe es Probleme mit dem Denkmalschutz gegeben, wie Olaf Lindenau aus dem Beelitzer Bauamt gegenüber den PNN erläuterte. Denn die im Turm geplanten Funktionsräume wie Toilette, Teeküche sowie Heizungs- und Abstellraum hätten dort nun doch keinen Platz. Dafür ist jetzt ein Anbau im südöstlichen Bereich geplant, der über einen Verbinder in das Innere der Kirche führen soll. Dass Klo und Küche in ein Nebengebäude ausgelagert werden, dürfte zudem auch viele Skeptiker solcher Umbaupläne versöhnen.
Der Innenausbau soll noch einmal knapp eine halbe Million Euro kosten. Dafür gibt es nun eine 75-prozentige Förderung aus dem EU-Topf für die ländliche Entwicklung (Eler). Den Rest übernehmen Kirche und Stadt – und die Bürger, indem sie ihrem Gotteshaus noch einmal eine „Muskelhypothek“ gewähren, wie Lindenau es nennt. Thomas Lähns
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