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Höchste Zeit. Schloss Petzow steht seit Jahren leer. Doch der Denkmalschutz mahnt eine sensible Nutzung des Bestandes an.

© A. Klaer

Potsdam-Mittelmark: Bauantrag für Schloss Petzow gestellt

Erhebliche Eingriffe in Denkmalsubstanz beantragt. DDT-verseuchtes Dach soll abgerissen werden

Stand:

Werder (Havel) - Beim Umbau des Schlosses Petzow sind offenbar erhebliche Eingriffe in die denkmalgeschützte Substanz des Schinkelbaus geplant. Die Potsdamer G+G Bauträger GmbH hatte das hinfällige Kleinod im Januar von einer Hilpert-Gesellschaft erworben, inzwischen wurde ein Bauantrag gestellt. Nach PNN-Informationen ist geplant, das komplette Dach des Schlosses abzureißen. Die Dachbalken sollen mit dem Holzschutzmittel Hylotox 59 behandelt worden sein, das bis 1988 in der DDR hergestellt wurde. Es enthält das verbotene, hochgiftige Insektizid DDT.

Der neue Dachstuhl soll großzügig zum Wohnen ausgebaut und mit Dachflächenfenstern und Balkonen versehen werden, die es in der heutigen Schlossansicht nicht gibt. Weiter ist ein dritter, modern anmutender Gebäuderiegel an der Hofseite des Schlosses geplant. Auch in den Grundriss des Tudor-Schlosses sind erhebliche Eingriffe vorgesehen. Die Enfilade, die klassische Achse durch alle Räume des Herrenhauses, kann offenbar nicht erhalten bleiben, wenn in dem Gebäude exklusive Appartements eingerichtet werden.

Die G+G wollte sich zum Bauantrag auf PNN-Anfrage nicht äußern. G+G-Geschäftsführer Alexander Gottschald sagte, dass die eingereichte Planung eine von mehreren Varianten gewesen und mit der Denkmalpflegebehörde abgestimmt sei. „Weitergehende Stellungnahmen wollen wir im Moment nicht geben.“ Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg, der den Bauantrag zur Einschätzung vorzuliegen hat, nannte das Petzower Schlossparkensemble auf PNN-Anfrage einen wichtigen Bestandteil der Potsdamer Kulturlandschaft. „Aus Sicht der Denkmalpflege ist eine sensible Nutzung des Bestandes angezeigt.“ Mit Blick auf das laufende Verfahren wollte auch er keine näheren Auskünfte erteilen.

Im Petzower Heimatverein beobachtet man gespannt die Entwicklung. Heimatvereinsvorsitzender Karl-Heinz Friedrich betonte: „Das Schloss Petzow ist nicht Teil, sondern Kern des historischen Petzower Ortsensembles mit Kirche, Zelterstraße und Park.“ Dessen Wert werde gelegentlich nicht so wahrgenommen, wie es zu wünschen wäre. Der Heimatverein habe großes Interesse an den Plänen und wolle auf die Investoren zugehen. Heimatvereinsmitglied Sibylle Zehle, die als ehemalige Redakteurin der „Stuttgarter Zeitung“ und der „Zeit“ viel in der Welt herumgekommen ist, ergänzte: „Das Ensemble Schinkel-Schloss, Zelterstraße, Schinkel-Kirche ist ein einzigartiges Juwel. In England hätte der National Trust längst die Hand auf ein vergleichbares Kleinod gelegt.“ Sie hoffe, dass sich alle Beteiligten der Verantwortung bewusst sind. „Das Denkmal Petzow gilt es, auch für nächste Generationen zu bewahren.“

Das Herrenhaus steht seit Jahren leer, der Verfallszustand ist unverkennbar. Glasscheiben sind zerschlagen, die Fassade bröckelt und in die Innenräume dringt ungehindert das Wasser ein. Der Kaufpreis soll bei etwa zwei Millionen Euro gelegen haben. Die G+G hatte nach dem Erwerb im Januar erklärt, dass das Schloss gut ins Portfolio der Bauträgergesellschaft passe, die in Potsdam bereits zahlreiche Gebäude, darunter viele denkmalgeschützte Miethäuser, saniert hat.

Fünf Millionen Euro sollten investiert werden, um das Herrenhaus mit 30 hochwertigen Eigentumswohnungen zu bestücken. Von einem dritten Gebäudeflügel war anfangs nicht die Rede, dafür von einer „Symbiose von modernem Wohnen und Denkmalschutz“. Die Wohnungen sollen vorzugsweise an Einzelanleger verkauft werden, zum Preis von etwa 4000 Euro pro Quadratmeter. Auch ein damals noch unbestimmter Wasserbezug ist geplant. In Petzow hatte man sich an sich eine öffentliche Nutzung des Kleinods gewünscht, diesbezügliche Pläne waren seit der Wende allerdings gescheitert. Der Schlosspark immerhin bleibt zugänglich. Er gehört der Stadt Werder.

Das Schloss wurde in den 20er-Jahren des 19. Jahrhunderts als herrschaftliches Wohnhaus der Gutsherrenfamilie von Kähne nach Plänen Karl Friedrich Schinkels errichtet. Zu DDR-Zeiten wurde es als Schulungsheim genutzt. Der bayerische Investor Klaus Wiesner kaufte es 1991 von der Treuhand und wollte es zur Nobelherberge umbauen. Aus den Plänen wurde nichts. Im Jahr 2003 gab dann Touristikunternehmer Axel Hilpert den Erwerb bekannt.

Ursprünglich sollte aus dem Gebäude – im Kontext zum Resort Schwielowsee – ein Fünf-Sterne-Clubhotel werden. Hilpert war vor gut einem Jahr vom Potsdamer Landgericht wegen schweren Betruges, Untreue und Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Das Urteil ist wegen einer Revision nicht rechtskräftig.

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