
© Thomas Lähns
Potsdam-Mittelmark: Baubrigaden im Wettbewerb
In den Havelauen werden 175 Grundstücke erschlossen – ein Thema für den Werderaner Wirtschaftstag
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Werder (Havel) - Freitag 15 Uhr auf einer Baustelle im Norden Werders: Obwohl das Wochenende zum Greifen nah ist, wird gearbeitet. Unablässig lässt ein Kran Betonbauteile heranschweben, die von den fünf Facharbeitern zu einem großen Ganzen zusammengefügt werden. Hier, mitten in einer Reihenhaussiedlung, soll eine neue Kita entstehen.
Der private Berliner Kita-Träger „Stepke“ will in dem Gebäude in der Straße An den Havelauen 90 Plätze für die Knirpse bauwilliger Neubürger schaffen – und das bis November. 40 Anmeldungen gebe es bereits, wie Projektleiterin Brit Linde erklärt, und vor Ort scheint es, als lieferten sich die Baubrigaden einen Wettbewerb: An vielen Ecken rotieren Betonmischer, werden Dächer verlattet oder Fundamente gegossen.
Die Entwicklung der Havelauen war eines der großen Themen auf dem gestrigen Werderaner Wirtschaftstag. „Werder erhält Schritt für Schritt eine blühende Gartenstadt, in der Wohnen, Arbeit und Erholung eine Einheit bilden“, so Klaus-Peter Meißner, der mit seiner Havelauen Projektgesellschaft einen Großteil der 100 Hektar großen früheren „Werderschen Wiesen“ baureif macht.
Zusammen mit der Potsdamer Trax–Gesellschaft für Grundstücksentwicklung und Erschließung entwickelt die HPG zurzeit 175 Baugrundstücke, von denen bereits 75 verkauft seien. 33 Prozent der Bauherren seien junge Familien aus Werder, weitere 21 Prozent würden aus Potsdam stammen, bilanzierte Meißner. 10 Prozent seien großstadtmüde Berliner, 9 Prozent würden aus Nordrhein-Westfalen und 4 Prozent aus Bayern stammen. Sogar ein Österreicher sei unter den Käufern.
Insgesamt also „eine gesunde soziale Mischung“, erklärte Meißner, der in einer Umfrage auch nach der Motivation der Käufer gefragt hatte. Viele gaben an, dass sie sich von der Natur, der Infrastruktur, der Geschichte und der Nähe zu Berlin und Potsdam haben locken lassen.
Und manch einer hat ein weiteres Pfund vor Augen gehabt, mit dem Werder wuchern kann: Vielleicht nicht bis zum Wunschdatum, dem 12.12., aber noch im Dezember soll die Blütentherme am Zernsee-Ufer nutzbar sein, so Frank Nägele, Geschäftsführer der Kristall Bäder AG. „Wir sind zuversichtlich, dass es klappt.“ Wie berichtet herrschte auf dieser Baustelle vorübergehend Stillstand. „Das faunistische Gutachten hat uns ein halbes Jahr gekostet“, erklärte er, doch man habe in der Zeit die Planungen weiter vorangetrieben. Die ersten Fertigbauteile sollen demnächst eintreffen, „dann geht es schnell in die Höhe“.
Weiteres großes Thema auf dem Wirtschaftstag: Wie lässt sich in Zukunft Energie besser nutzen – und damit sparen? Werder würde allein für den Strom, den die öffentlichen Gebäude und die Straßenlaternen verbrauchen, jährlich eine halbe Million Euro zahlen, so die Erste Beigeordnete Manuela Saß. Weitere gut 300 000 Euro würden für Fernwärme und Gas fällig werden.
Die Stadt arbeitet seit zehn Jahren mit dem Beratungsbüro WEN zusammen, das nach Sparmöglichkeiten gesucht hat. Allein indem die Heizungen öfter mal runtergedreht werden und Neubauten mit besserer Wärmedämmung ausgestattet werden, habe man 186 000 Euro sparen können. Weitere 20 000 Euro an Stromkosten habe die Stadt durch effizientere Straßenlampen gespart. Unterm Strich könne eine Kommune 20 Prozent weniger an Strom- und Heizkosten ausgeben, ohne viel investieren zu müssen, so WEN-Geschäftsführer Joachim Stöhr.
Er warb auf dem Wirtschaftstag dafür, dass auch Unternehmen nach Sparpotenzialen in ihren Geschäftsräumen suchen. Seine Einschätzung: Zwar würden sich 60 Prozent der rund 2000 Werderaner Betriebe mit dem Thema auseinandersetzen, doch hätten sie kaum Zeit, sich dem intensiv zu widmen. „Manch einer sieht die Sparpotenziale auch als zu gering an“, so Stöhr weiter. Oder es fehle einfach am Überblick. Der Experte verwies auf einen Fördertopf der KfW-Bank, aus dem sich eine Erstberatung für bis zu 1600 Euro mit 80 Prozent bezuschussen ließe. Geht es dann in intensivere Gespräche für bis zu 8000 Euro, seien immerhin noch 60 Prozent Förderung drin. Neun Beratungsbüros gebe es im Werderaner Umkreis.
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