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Von Thomas Lähns: Bauern kritisieren Praxis bei Tierkörperbeseitigung

Landesregierung will Zuschüsse streichen / Lage in der Landwirtschaft nach Preisanstiegen entspannt

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Potsdam-Mittelmark - Gerade erst sind die Milch- und Getreidepreise angestiegen, nun droht den Bauern Ärger von politischer Seite: Die Landesregierung will die Zuschüsse für die Beseitigung von verendeten Tieren streichen. Das geht aus dem Haushaltsentwurf 2011 hervor. Der Kreisbauernverband Potsdam-Mittelmark befürchtet erhebliche Mehrkosten für die Landwirte in der Region: Statt wie bislang 35 bis 70 Euro pro Kadaver müssten sie dann das Doppelte zahlen, erklärte der Vorsitzende des mittelmärkischen Bauernverbandes, Wolfgard Preuß, gegenüber den PNN.

Im Moment teilen sich noch Land, Kreis und Betrieb die Kosten. Das Ende der Drittelfinanzierung ist von Umweltministerin Anita Tack (Die Linke) vorgeschlagen worden, die damit 2,5 Millionen Euro einsparen will. Die Opposition und Abgeordnete von SPD und Linkspartei haben schon Protest angemeldet. Wie die Bauern befürchten auch sie Wettbewerbsnachteile für die märkische Landwirtschaft, denn in den meisten anderen Bundesländern ist die Kofinanzierung nach wie vor üblich. Schon jetzt sei Brandenburg im Hinblick auf die Haltung von Nutztieren eine der ärmsten Regionen. „Eine weitere Schwächung verschlechtert die Arbeitskraftsituation im ländlichen Raum unmittelbar“ heißt es in einem Schreiben des Landesbauernverbandes. Außerdem drohe die Gefahr, dass sich nun auch die Landkreise zurückziehen werden und die Betriebe am Ende allein auf den Kosten sitzen bleiben.

Drei bis fünf Prozent der Tiere in Viehzuchtbetrieben würden durchschnittlich nicht bis zur Schlachtbank kommen, schätzte Preuß. „Kühe können zum Beispiel beim Kalben verenden, oder wenn sich Gas im Verdauungstrakt bildet und sich der Labmagen verändert“, erläuterte er. Die Kadaver werden in Potsdam-Mittelmark vom Landwirtschafts-Dienstleister Saria abgeholt und in Genthin (Sachsen-Anhalt) verwertet.

Bislang konnte durch die Zuschüsse verhindert werden, dass die Bauern ihre toten Tiere anderweitig entsorgen, sie zum Beispiel einfach vergraben. So sei die Drittellösung auch ein Stück Verbraucherschutz. Kritisch bemerkt der KBV-Chef auch, dass es auf dem Entsorgungsmarkt so gut wie keinen Wettbewerb gebe: „Die Verträge schließt das Land, der Kreis stimmt zu, und wir müssen das akzeptieren.“ Besonders ärgerlich ist in seinen Augen die Tatsache, dass noch Anfang der 1990er Jahre mit massivem Fördermitteleinsatz des Landes Beseitigungsanlagen in Brandenburg errichtet wurden, die nicht ausgelastet waren und mittlerweile geschlossen sind.

Die Diskussion um Fördermittelkürzungen trifft die Landwirte zu einem Zeitpunkt, da sich sich die Lage in der Branche gerade entspannt hat. Lagen die Milchpreise vor gut einem Jahr noch bei einem Rekord-Tief von 19 Cent pro Liter, gebe es mittlerweile wieder 34 bis 35 Cent. „Damit können wir relativ gut leben“, so Preuß. Die eher mäßige Getreideernte in diesem Jahr konnte ebenfalls durch gute Preise abgefangen werden: Bis zu 20 Euro könne man für einen Doppelzentner guten Roggens mittlerweile bekommen – das ist eine Verdoppelung gegenüber dem Vorjahr. Der Bauernchef spricht von einer „kleinen Sensation“. Sorgen würden den Landwirten nach wie vor die hohen Betriebskosten für Diesel, Dünger und Saatgut bereiten. Auch die Wetterlage macht ihnen zu schaffen: Im Landkreis sind Ackerflächen dermaßen vernässt, dass sie weder abgeerntet noch für das kommende Jahr bestellt werden konnten. Dort kann nun erst nach dem Winter Getreide angebaut werden – Sommersorten, die geringere Erträge liefern. Trotzdem: „Wer vernünftig gewirtschaftet hat, sollte gut über das Jahr gekommen sein“, vermutet Preuß.

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