zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Beelitz entdeckt sein Wunder neu Ausstellung in der Kirche / Neuer Kirchbauverein

Beelitz - Die Legende vom Beelitzer Blutwunder – im Spätmittelalter zog sie Scharen von Menschen an die Nieplitz. Die Geschichte der Hostie, die durch einen Nadelstich zu bluten begann, ließ die Pilger auf ihr Seelenheil hoffen, wenn sie die Flämingstadt besuchen.

Stand:

Beelitz - Die Legende vom Beelitzer Blutwunder – im Spätmittelalter zog sie Scharen von Menschen an die Nieplitz. Die Geschichte der Hostie, die durch einen Nadelstich zu bluten begann, ließ die Pilger auf ihr Seelenheil hoffen, wenn sie die Flämingstadt besuchen. Das Streben nach Sündenerlass ist heute wohl kaum noch der Grund, die Beelitzer Marienkirche zu besuchen. Vielmehr ist es das Interesse an der Legende und ihrer Entstehung – sowie die Neugierde nach der Geschichte von Kirche Stadt. Am Sonnabend wurde eine Ausstellung zum Beelitzer Blutwunder eröffnet. Diese ist Teil des Kulturlandjahres 2005 der Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischem Stadtkern unter dem Motto „1000 Jahre Christentum in Brandenburg“. Hintergrund dieses – wie auch anderer – Hostienwunder ist die gesteigerte Verehrung des Sakraments in dieser Zeit. Durch Abweichung vom Ritus des Abendmahls oder gar Schändung der Oblaten, wie es in Beelitz angeblich geschah, soll es zu solchen Blutungen gekommen sein. Juden hatten die Hostie demnach einer Magd abgekauft und sie durchstochen, daraufhin fing die Hostie an zu bluten. Von dem Ereignis kündet lediglich eine Abschrift der Urkunde von 1247 – dem vermeintlichen Baubeginn der Kirche St. Marien/St. Nikolai. Das Dokument ist aus dem 16. Jahrhundert. „Die ersten Wallfahrten gab es erst zwischen 1330 und 1340“, berichtete Dieter Hoffman-Axthelm, Initiator der Ausstellung. Er hat sich umfassend mit der Legende beschäftigt und hält das Datum des Beelitzer Wunders für zu früh, die Abschrift der Urkunde für eine Fälschung. Nichtsdestotrotz war das Interesse an der Beelitzer Kirche damals groß, 1370 wurde die Wunderblutkapelle gebaut. Die Kirche wurde erweitert, damit die vielen Wallfahrer Platz haben. Ein größeres Interesse und eine stärkere Identifikation mit dem Gotteshaus würde sich Pfarrer Olaf Prelwitz heute wünschen. Die Stadt sei oft zurückhaltend gegenüber der Kirchengemeinde, sagt er. Zum Beispiel fehle die Absprache bei Festen auf dem Markt, und einige Bürger würden der Kirche gar mit Missgunst gegenüberstehen. Umso mutiger ist das Vorhaben, welches die Beelitzer Christen planen: Sie wollen noch in diesem Jahr einen Förderkreis zur Sanierung ihrer Kirche gründen. „Daran, dass wir die Sanierung schaffen, zweifle ich nicht. Die Frage ist, wie lange es dauert“, so Prelwitz. Mit dem Kulturlandjahr hofft der Pfarrer auf eine Initialzündung. Die Kirche sei schließlich nicht nur ein religiöses, sondern auch ein kulturhistorisches Objekt. „Es wäre schön, wenn dafür zusammengearbeitet wird.“ Bürgermeister Thomas Wardin begrüßte den Forschungsdrang um die Kirchengründung in Beelitz. „Wenn jemand alt wird, hat er viel zu erzählen.“ Wie die Stadt selbst habe auch die Kirche bewegte Zeiten durchlebt. Am Sonnabend zeigte sich, dass die meisten Beelitzer zu ihrem Gotteshaus stehen. Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung gab es eine Aufführung von Händels „Messias“, zu der fast alle Plätze belegt waren. Das Konzert dankten die Beelitzer mit stehenden Ovationen – eine Begeisterung, die, sollte sie sich so fortsetzen, bei einer Sanierung die größte Hilfe wäre. Thomas Lähns Die Ausstellung in der Wunderblutkapelle der Kirche St. Marien/ St. Nikolai ist montags bis sonnabends zwischen 10 und 18 sowie an den Sonntagen zwischen 12 und 18 Uhr geöffnet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })