
© Manfred Thomas
Potsdam-Mittelmark: Beelitz will seinen Bahnhof kaufen
Bürgerarbeiter sollen Servicepunkt betreiben und einen Impuls für die weitere Entwicklung geben
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Potsdam-Mittelmark - Nach zwei Jahren Leerstand gibt es für das Bahnhofsgebäude in Beelitz wieder Hoffnung: Die Stadt will das Haus erwerben und erst einmal mit geringem Aufwand instand setzen. Knapp 30 000 Euro sollen als Kaufpreis aus dem kommunalen Haushalt an die Main Asset Management GmbH gezahlt werden, die das Gebäude zurzeit verwaltet. Das bestätigte Bürgermeister Bernhard Knuth (BBB) am Dienstag gegenüber den PNN. Die Verträge sollen demnächst unterzeichnet werden.
„Die Stadt darf nicht zuschauen, wie solche Häuser verfallen“, sagte Knuth, der damit auch auf die jüngste generelle Kritik an Immobilienankäufen durch die Kommune reagierte. Bereits vor zwei Jahren hatte die Stadt das frühere Hotel „Zum Goldenen Stern“ erworben und lässt es jetzt von der eigenen Wohnungsgesellschaft sanieren. Mit einer Übernahme des ehemaligen Deutschen Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird zurzeit zumindest geliebäugelt. Zwei Hotels in der Berliner Straße, und nun auch noch der Hauptbahnhof – was an ein bekanntes Brettspiel erinnert, habe laut Knuth Hand und Fuß: „Solche Sachen sind immer gegenfinanziert“, unterstrich der Bürgermeister. So sei der „Goldene Stern“, in dem Gewerbeflächen und Wohnungen entstehen, schon jetzt – lange vor Abschluss der Bauarbeiten – zu hundert Prozent vermietet.
Mit dem Kauf ihres Bahnhofes haben die Beelitzer einen Impuls des Landkreises aufgegriffen, der dort im Hinblick auf den Deutschen Wandertag Ende Juni einen Servicepunkt einrichten will. Ab dem Frühjahr sollen im Rahmen des Beschäftigungsprojektes „Bürgerarbeit“ zwei Lanzeitarbeitslose eingesetzt werden, die für Reisende, Pendler und Wanderer als Ansprechpartner bereit stehen. Sie sollen Wanderkarten ausreichen und Tourentipps geben, letztendlich ist auch der Verkauf von Fahrkarten geplant, wie die zuständige Wirtschaftsförderin Eveline Vogel auf Anfrage mitteilte. „Es ist auf jeden Fall eine gute Grundlage für die weitere Entwicklung der Bahnhöfe“, sagte sie. Träger der Bürgerarbeits-Maßnahme ist der Arbeits- und Ausbildungsförderverein.
Neben Beelitz sollen auf diese Weise auch die Bahnhöfe in Brück und Wiesenburg zumindest in Teilen wieder genutzt werden. Für letzteren hatten bereits vor zwei Jahren Bürger eine Genossenschaft gegründet und ihn gekauft. Mit Feierabendarbeit haben die Wiesenburger ihren Bahnhof instand gesetzt und organisieren jetzt Ausstellungen und Themenabende. Ein gutes Beispiel für die Servicepunkte ist auch der Bahnhof in Bad Belzig: Nach der vor gut einem Jahr begonnenen Sanierung sind dort ein Servicezentrum mit Bistro sowie Büros und ein Beratungszentrum des Kreises entstanden. Allerdings hatte Potsdam-Mittelmark hier auch über anderthalb Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket investiert.
Wie viel eine kurzfristige Instandsetzung des Beelitzer Bahnhofshauses kostet, soll nun erst einmal ermittelt werden. Laut Bürgermeister müssten kleinere Reparaturen am Dach erledigt und die Heizung in Gang gesetzt werden. Sobald das Haus wieder mit Leben gefüllt ist, werde damit auch ein „kleiner Brennpunkt“ entschärft. Die momentanen Grafitti an den Wänden zeigen, dass hier im Moment nachts mehr los ist als am Tage.
Fachliche Unterstützung erhalten Kreis und Kommunen vom Berliner Ingenieurbüro Bahnstadt. Das hatte vor zwei Jahren eine Studie über die mögliche Wiederbelebung der Bahnhofsgemäuer im Kreis angestellt und vorgeschlagen, dass herkömmliche Funktionen wie Ticketverkauf und Fahrgastinfo mit neuen Angeboten wie Bistro, Laden und Hol- und Bringdienste ergänzt werden. „Hinter Bad Belzig und Wiesenburg konnten wir schon ein Häkchen setzen“, so Bahnstadtplaner Stephan Wilhelm. Und die Beelitzer seien mindestens genauso kreativ.
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