
© Thomas Lähns
Beelitz: Beelitzer Herzlichkeit
In der Nieplitz-Stadt wird saniert, gebaut und verschönert. Das führt auch zu einem neuen Lebensgefühl
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Beelitz - Bernhard Knuth kommt aus dem Händeschütteln gar nicht mehr heraus. Es schon fast zwei Wochen her, dass der Bürgermeister von Beelitz 50 geworden ist – aber noch immer wird er auf der Straße von Gratulanten angehalten. Vor einem Haus in der Altstadt kommt ein Mütterchen extra vor die Tür gelaufen, als sie ihn sieht und wünscht noch alles Gute. Diese Herzlichkeit kommt nicht von ungefähr: Seit Knuth vor zweieinhalb Jahren als neuer Stadtchef angetreten ist, wirft er Ideen auf, schiebt Projekte an – und hat damit zu einem neuen Lebensgefühl beigetragen: Es ist eine Mischung aus Optimismus und Offenheit, die sich hier breit gemacht hat – gepaart mit einer Prise Lokalstolz. „Beelitz soll ein Ort sein, an dem Menschen gern Zeit verbringen“, sagt er.
Die PNN haben den Bürgermeister gestern zum Spaziergang durch die Altstadt gebeten – und zu einer Bestandsaufnahme dessen, was sich in der jüngsten Vergangenheit hier getan hat. Dazu gehört nicht nur, dass Beelitz jetzt regelmäßig als Kulisse des Polizeiruf 110 über die Mattscheibe flimmert, oder dass Künstler die Stadt mit ihren Werken adeln – wie Lutz Backes mit seinem Herrmanns-Denkmal im Lustgarten oder José Nuevo mit seiner Sitzgruppen-Installation an der Nieplitz. Dazu gehören auch Familienprojekte wie der Baby-Begrüßungsdienst, die Kinder-Patenbäume und die Oma-Opa-Börse „Frieda und Willi“. Solche Dinge werden auch vom Landkreis übernommen – und in andere Kommunen weitergetragen.
Vor allem aber wird Beelitz auch äußerlich immer weiter aufgewertet. Knuth fallen zuerst die Ortsteile ein, in denen saniert und gebaut wird: Die gerade neu eingeweihte Kirche in Rieben als christlich-weltliches Gemeindezentrum sowie der neue Ortskern in Wittbrietzen. In Reesdorf und Klaistow seien die Vorbereitungen für die Dorferneuerung bereits angelaufen. In Fichtenwalde wird zurzeit die Kita erweitert, eine neue Schulsporthalle ist für kommendes Jahr geplant.
Aber da ist vor allem die Kernstadt: Immer wieder setzt der Bürgermeister hier Farbtupfer – lässt Pflanzkübel mit Olivenbäumchen an der kalten Kirchenmauer aufstellen oder Infotafeln an den zentralen Gebäuden über deren Geschichte anbringen. Als Nächstes will er ein professionelles Beleuchtungskonzept für die Altstadt erstellen lassen, um Details wie Stuckelemente an den Häusern im Dunkeln hervorzuheben – mit LED-Lampen, damit sich der Stromverbrauch in Grenzen hält. Es sind die kleinen Dinge, die aber das Besondere ausmachen.
Von sich reden macht die Stadt aber vor allem mit den großen Projekten. Das ehemalige Hotel Zum goldenen Stern, das Beelitz bereits vor vier Jahren gekauft hatte, erhält zurzeit an den Fassaden seinen letzten Schliff. Die frühere Idee, hier eine Jugendherberge einzurichten, ist passé – sie sei unrealistisch gewesen, sagt Knuth. Jetzt kommt hier Gewerbe rein: Eine Physiotherapie, eine Seniorentagesbetreuung und Wohnungen – das riesige Haus ist zur Gänze vermietet, im April sollen die ersten Nutzer einziehen. „Eine Stadt lebt nur mit Handel und Gewerbe“, sagt Bernhard Knuth, der als Optiker einst selbst zur örtlichen Unternehmerschaft zählte.
Nach dieser Maxime lässt die Stadt ihre Häuser sanieren – um Räume zu schaffen, die auch wirtschaftlich genutzt werden. So ist es mit dem Geschäftsgebäude gegenüber, das demnächst saniert und dann ein Fahrradgeschäft beherbergen soll, und so ist es mit dem ehemaligen Kino und Gasthof „Deutsches Haus“ auf der dritten Ecke der Kreuzung. „Schrottimmobilie“, hatte ein Stadtverordneter mal geurteilt. Für Bernhard Knuth ist es eines jener Objekte, die emotional belastet sind, wie er es nennt. „Hier haben Beelitzer Hochzeiten oder Jugendweihe gefeiert. Es hängen viele Erinnerungen daran.“ Deshalb will er es unbedingt erhalten. Nicht mit Walter Momper – dessen Projektgesellschaft soll nur die Flächen dahinter zum Einkaufszentrum entwickeln. Der Gasthof selbst soll mit einem anderen Partner wieder in Betrieb genommen werden – und der Festsaal sich zum kulturellen Zentrum der Stadt entwickeln.
Es gibt unzählige Vorhaben, die Knuth auf der Agenda hat: Für die Freifläche neben dem Rathaus gibt es bereits Entwürfe eines Wohn- und Geschäftsgebäudes, bauen will die Firma Schielicke. Das Mühlenfließ am Rande der Altstadt soll auch bald wieder plätschern – die Gespräche mit dem Landesumweltamt laufen. Am Rande der Mauerstraße steht ein alter Trafoturm: Der Bürgermeister sieht hier schon Kinder spielen – denn Turm und Nebenbau sollen zum Indoor-Spielplatz werden. Dass Knuth gern visioniert, aber nie fantasiert, hat er den Beelitzern bewiesen. Deshalb muss er Hände schütteln, winken, grüßen – auch an Tagen, an denen er nicht Geburtstag hat.
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