
© Kai-Uwe Heinrich
Stammbahn zwischen Potsdam und Berlin: Berlin und Brandenburg sollen Stammbahn vorplanen
Noch stellt der Bund kein Geld in Aussicht für den möglichen Wiederaufbau der Stammbahn. Die Länder Berlin und Brandenburg sollen deshalb in Vorleistung gehen, um bei Geldsegen schnell bauen zu können.
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Berlin/Potsdam - Die Länder Berlin und Brandenburg sollen schnellstmöglich den Wiederaufbau der Stammbahn von Potsdam über Kleinmachnow nach Berlin planen, auch wenn dafür zunächst noch kein Geld vom Bund in Aussicht steht. Das forderten der Berliner Konzernbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Alexander Kaczmarek, und der verkehrspolitische Sprecher der Berliner Linken, Harald Wolf, am Dienstagabend auf einer Podiumsdiskussion im Zehlendorfer Rathaus.
„Wir müssen jetzt die Planung für den Wiederaufbau bis zur Genehmigungsreife vorantreiben, damit wir das Projekt bei einem künftigen Geldsegen des Bundes schnell umsetzen können“, sagte Alexander Kaczmarek. Die Länder Berlin und Brandenburg sollen die Planungen finanzieren. „Bayern macht es ähnlich, und wenn der Bundesbudgets noch nicht ausgeschöpft sind und Geld schnell verbaut werden kann, sind die Bayern oft am Zug.“ Auch Brandenburg habe in diesem Jahr ein ähnliches Projekt angestoßen, so werde der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke von Berlin nach Cottbus ebenfalls auf Vorrat geplant.
Keine Antwort auf die Frage nach den Kosten
„Wenn etwa Projekte wie der Bundesverkehrswegeplan auslaufen, ist am Ende oft noch viel Geld übrig, das schnell verbaut werden kann“, begründet auch Harald Wolf die Forderung. Nach der Berliner Abgeordnetenhauswahl im September werde er einen entsprechenden Antrag in das Landesparlament einbringen. Die Frage aus dem Publikum, was eine solche Planung koste, konnten weder Wolf noch Kaczmarek beantworten.
In Brandenburgs Infrastrukturministerium hat man wenig Verständnis für die Vorplanungs-Forderung. „Wenn die Bahn so großes Interesse an der Strecke hat, hat sie selbst die Möglichkeit, mit der Planung anzufangen“, so Ministeriumssprecher Steffen Streu gegenüber den PNN. Bei den Vorratsplanungen für den Ausbau der Strecke nach Cottbus handele es sich im Gegensatz zur Stammbahn um den Ausbau einer in Betrieb befindlichen Strecke.
Drei Varianten des Stammbahn-Wiederaufbaus geprüft
Das Land Brandenburg prüft derzeit drei Versionen des Wiederaufbaus der Stammbahn, als S-Bahn von Berlin bis nach Kleinmachnow, als S-Bahn bis nach Potsdam oder als Regionalbahn nach Potsdam. „Für uns macht nur die Stammbahn als Regionalbahn Sinn, da man über den eigenen Tellerrand hinausschauen muss“, sagte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD), der ebenso wie Vertreter zweier Kleinmachnower Bürgerinitiativen – Stammbahnbefürworter und ihre Kritiker – auf dem Podium der vom Linken-Bezirksverband Steglitz-Zehlendorf organisierten Diskussion saß.
Peer Hartwig vom Verein Schutzgemeinschaft Stammbahn kritisierte, dass die Stammbahn in Kleinmachnow mehr Verkehrsprobleme schaffe als löse. Die Bahntrasse wurde 1938 angelegt und ist noch immer als solche gewidmet, hat aber drei Bahnübergänge, an denen sich der Autoverkehr nun stauen würde. Zudem tangiert sie Kleinmachnow nur am Rande. Auch aus dem Publikum kam die Frage, warum man für die Lösung der Verkehrsprobleme der Region nicht lieber die S-Bahn nach Potsdam zweigleisig ausbaut, damit dort mehr Züge fahren können.
Laut Alexander Kaczmarek ist der S-Bahn-Ausbau für Pendler aufgrund der geringeren Geschwindigkeit der Bahnen aber weniger attraktiv als ein schneller Regionalverkehr auf der Trasse der Stammbahn. Zudem würde die S-Bahn das Problem der überlasteten Ost-West-Strecke durch Berlin, auf der kaum noch zusätzliche Züge Platz haben, nicht lösen. Ob die Stammbahn heute wieder mit drei Bahnübergängen gebaut werde oder man Tunnel bauen würde, sei auch nicht klar.
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