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Möglichst lange zu Hause bleiben: Bei einem Pflegefall in der Familie geht das nicht ohne Unterstützung.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Besser beraten

Ergebnis der Pflegereform: In Werder wurde gestern der erste Pflegestützpunkt der Region eröffnet

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Werder (Havel) - Ein Pflegefall in der Familie kann auch für Angehörige zur Belastungsprobe werden: Die Pflege muss organisiert, die Wohnung umgebaut oder ein geeignetes Heim gesucht werden. Welche staatlichen Hilfen zu erwarten sind, was zur Behandlung beigesteuert wird, ist meist nur in den endlosen Fluren von Pflegekassen und Behörden zu erfahren. Und das Sozialgesetzbuch wird dicker und dicker. Mit der Pflegereform 2008 hat die Bundesregierung immerhin beschlossen, „Pflegestützpunkte“ als zentrale Beratungsstellen für die Betroffenen einzurichten.

In Werder wurde gestern – mit großem politischen Aufgebot – der erste mittelmärkische Pflegestützpunkt eröffnet. Landesweit ist es nach Angaben des Sozialministeriums nach Erkner, Eisenhüttenstadt und Neuruppin der vierte. Landtags- und eine Bundestagsabgeordnete waren zur Eröffnung zum Gutshof 1-7 gekommen, der Bürgermeister, der Landrat und Ministerin Dagmar Ziegler (SPD).

Landkreise und Pflegekassen finanzieren die neuen Stützpunkte gemeinsam. In Werder teilen sie sich die Kosten für drei Berater und zwei Sozialarbeiter, alle teilzeitbeschäftigt. Letztlich müssten sie die Angebote so gruppieren, dass pflegebedürftige Menschen möglichst lange selbstständig zu Hause leben könnten, so Sozialministerin Ziegler. Durch die Kooperation der Pflegekassen mit den vom Landkreis beauftragten Trägern sieht sie eine neutrale Beratung gewährleistet.

Bis zum Jahresende sollen in jedem Landkreis und jeder kreisfreien Stadt in Brandenburg Pflegestützpunkte eingerichtet sein. In Werder sind AOK und Barmer daran beteiligt. Landrat Wolfgang Blasig (SPD) würde sich wünschen, dass es in Potsdam-Mittelmark nicht bei einem Pflegestützpunkt bleibt. Angesichts der „demographischen Struktur“ stehe viel Arbeit ins Haus: Derzeit seien über 25 Prozent der mittelmärkischen Bevölkerung über 65 Jahre alt, in 20 Jahren würden es über 40 Prozent sein. „Hoffentlich gesund und rüstig, wir müssen uns aber mit dem Thema Pflege auseinandersetzen“, sagte Blasig. Derzeit gibt es 5800 Pflegebedürftige im Landkreis, drei Viertel werden zu Hause betreut und ein Viertel in Heimen.

Ganz neu ist die Beratungsstelle Am Gutshof gleich neben der Maia nicht: Hier waren schon bisher Hilfsangebote konzentriert, zu denen der Landkreis verpflichtet ist: Sucht- und Demenzberatung, Krebs-, Schuldner-, Sozial- und Schwangerschaftsberatung. Der Pflegestützpunkt ist als neues Angebot integriert, statt einer Vollzeitstelle können zwei Vollzeitstellen finanziert werden.

Hermann Schmitt, Landesgeschäftsführer der Barmer Berlin/Brandenburg, räumte gestern ein, dass die Kassen im Gesetzgebungsverfahren gegen die Pflegestützpunkte opponiert hätten, zumal bei ihnen solche Beratungsangebote schon bestehen. Er habe sich letztlich durch ein Modellprojekt in Jena überzeugen lassen, dass von der Jenaer Fachhochschule wissenschaftlich begleitet wurde, sagte Schmitt: „Es hatte sich gezeigt, dass Betroffene lieber neutral beraten werden, statt als Bittsteller zu Institutionen zu kommen.“ Henry Klix

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