Potsdam-Mittelmark: Bestnoten für Oberschule Werder
An der Carl-von-Ossietzky-Schule reifen viele Ideen / Innovationspreis für Teilungsklassen
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Werder - Seit zwei Jahren ist die Carl-von-Ossietzky-Schule in Werder (Havel) nun eine Oberschule. Energisch hatte man sich damals gegen die Umwandlung der bis dahin so erfolgreichen Realschule gewehrt – vergeblich. Direktorin Iris Gerloff, die Lehrer und die Stadt Werder mussten das Beste aus den neuen Richtlinien machen. Dafür gab es jetzt den Innovationspreis des Landes Brandenburg. Mit ihrem Qualitätsmanagement und dem Unterricht in so genannten Teilungsstunden belegten die Werderaner Platz drei.
Mit der Oberschule wurde ein Neuanfang gewagt. Die Stadt als Schulträger hat ihren Teil dazu beigetragen und unter anderem knapp 35 000 Euro für die neue Ausstattung der beiden Medienräume mit Computern und Software investiert. Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder (CDU) sieht das Geld gut angelegt. „Die Oberschule trägt dazu bei, dass die Menschen nach Werder ziehen“, sagt Schröder. Der Erfindungsreichtum bestätige dies ebenfalls:
Das bisherige Realschulsystem wurde überdacht und ein umfassendes Konzept erstellt, das neben den Inhalten des Unterrichts nun auch die Qualität sowie das soziale Klima an der Schule, die Personalentwicklung und auch das Image berücksichtigt. Regelmäßig wird im Unterricht hospitiert, sogar Eltern dürfen sich in die Klassenräume setzen und sehen, wie ihre Kinder lernen.
Der vom Bildungsministerium prämierte Unterricht in Gruppen ist nur ein Teil des neuen Systems. Das Prinzip sieht die Teilung der Klassen in zwei kleinere Kurse vor, ab Stufe sieben in Englisch und Mathematik, ab der 9. Klasse auch in Deutsch und einer Naturwissenschaft. Zwei von vier Unterrichtsstunden im jeweiligen Fach finden damit in einer halb so großen Klasse statt. Das erhöht die Leistungsbereitschaft bei den Kindern und führt zu einem individuelleren Unterricht. Möglich wird dies durch zusätzliche Lehrerstunden, die beim Schulamt für Werder durchgesetzt werden konnten.
„Dabei trennen wir aber nicht nach Leistung, sondern machen einen Schnitt mitten durch die Klasse“, erklärt Schulleiterin Iris Gerloff. Das ist der wesentliche Unterschied zu den Grund- und Leistungskursen an einer Gesamtschule. „Hier soll jeder sehen, dass wir alle zusammen gehören, niemand wird ausgegrenzt.“ Anders als zu Realschulzeiten kann man sich die Schüler jetzt nicht mehr aussuchen, was auch zu einem schlechten Ruf von Oberschulen führt. Um dies zu ändern, habe man sich um den Innovationspreis beworben, so Gerloff.
Für das nächste Jahr wird sogar der erste Platz angestrebt. Momentan nimmt die Idee eines Schule-Wirtschaft-Netzwerkes Gestalt an. Ziel einer engen Zusammenarbeit mit örtlichen Unternehmen soll sein, jedem Absolventen der Oberschule eine Lehrstelle zu vermitteln. Dabei sollen die Schüler bereits ab der 9. Klasse von jeweils einem Betrieb begleitet und beobachtet werden, unter anderem dort ihre zweiwöchigen Praktika machen. „Unter der Voraussetzung bestimmter Leistungen bis zum Abschluss könnte bereits zu diesem Zeitpunkt eine feste Vereinbarung für eine Lehrstelle gemacht werden“ sagt Schulleiterin Gerloff.
Und an einem weiteren Vorhaben wird zurzeit gearbeitet: Zusammen mit dem Innenministerium und der Universität Potsdam soll an der Oberschule Werder im kommenden Jahr eine Wanderausstellung zum Thema Extremismus entwickelt werden. All dies läuft hier parallel zum Schulalltag. „Ohne die Lehrer wäre es nicht zu schaffen. Sogar an freien Tagen wird hier gearbeitet und geplant“, sagt Iris Gerloff. Thomas Lähns
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