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Potsdam-Mittelmark: Betriebe machen Druck

Die Ruhlsdorfer Straße soll geflickt werden

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Teltow - Wenn Stephan Leschke über die Ruhlsdorfer Straße in Teltow zum Sitz seiner IT-Firma fährt, bekommt er schlechte Laune. Ein Schlagloch reiht sich an das nächste. Nur rumpelnd erreicht der Vorstand der Ferrari Electronic AG mit seinem Wagen den Firmensitz. „Wenn ich ankomme, kann ich mein Auto gleich zum Mechaniker nebenan fahren, damit der mir neue Dämpfer einbaut“, sagt Leschke. Der Frust der Unternehmer an der holprigen Landesstraße sitzt tief, denn Besserung ist weiter nicht in Sicht.

Derzeit und in den nächsten Jahren stünden im Landeshaushalt keine Mittel zum Ausbau der Straße bereit, sagte Lothar Wiegand, Sprecher des Verkehrsministeriums Brandenburg auf Anfrage. Die erneute Absage an den Ausbau trifft besonders die Unternehmer hart. Wie zahlreiche Anwohner warten auch sie seit Jahren auf glatten Asphalt. Gegenüber den PNN machten sich jetzt gleich mehrere große Betriebe für die Sanierung stark. Nicht nur die eigenen Autos auf dem Weg zur Arbeit litten unter den schlechten Bedingungen, auch die Laune der autofahrenden Kunden sei miserabel. Denn statt die Löcher zu stopfen, wurde Anfang des Jahres Tempo 30 angeordnet. Schilder warnen nun vor den Kratern im Asphalt und regelmäßig kontrolliert die Polizei die Geschwindigkeit.

Der Ärger bei Thomas Fischer, dem Leiter der Pflanzen-Kölle-Filiale, ist deshalb enorm. Die Straßensituation mache kein gutes Bild. Kunden und auch Mitarbeiter würden immer wieder in die Blitzerfalle geraten. „Die sind sehr geschickt getarnt“, sagt Fischer. Zwei- bis viermal in der Woche seien die Radaranlagen aufgebaut, zum Teil in beide Fahrtrichtungen. „Es ist nicht schön, was den Leuten hier angetan wird.“ Der Pflanzenhändler hänge an der Ruhlsdorfer Straße wie an einem Tropf. „Es wird erforderlich, den Druck zu erhöhen“, so Fischer.

Auch Silvia Geiger, Inhaberin des neuen und benachbarten Rewe-Supermarktes, kann beim Thema Straßenbau nur noch mit dem Kopf schütteln. An der Kasse sind Blitzer und Schlaglöcher oft Thema. Geiger spricht von Abzocke und fordert, die Straße so schnell wie möglich auszubauen, auch wenn man während der Bauphase mit Einbußen rechnen müsse. Aber die Situation sei nicht tragbar. Selbst radfahrende Kunden hätten zu leiden, denn einen Fahrradweg gibt es nicht. „Auf der Straße Rad zu fahren, ist hier lebensbedrohlich“, sagt Geiger.

Im Teltower Rathaus ist die Hilflosigkeit allerdings groß. Seit zwölf Jahren dränge die Stadt das Land, die Straße auszubauen, sagt Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Vergebens. „Die Straße ist ein riesiges Desaster.“ Schmidt appelliert nun an das Land, zumindest die Vorraussetzungen zu schaffen, um den Geh- und Radweg ausbauen zu können. Im Gegensatz zur Straße seien die Wege tatsächlich Aufgabe der Stadt.

Doch das Planverfahren zieht sich weiter in die Länge, sagte Ministeriumssprecher Wiegand. Grund sei eine umfangreiche Änderung der Planungsunterlagen, nachdem zahlreiche Bedenken von Anwohnern gegen den Ausbau angemeldet wurden. Zudem müsse das Land sparen. „Eine Umsetzung des Bauvorhabens ist derzeit finanziell nicht gesichert“, so Wiegand. Eine seriöse Aussage, wann mit dem Bau begonnen werden könne, sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.

Stephan Leschke hört das nicht gern. Nur wenn seine IT-Firma gut erreichbar ist, sei der Standort in Teltow attraktiv. Das habe man auch dem Verkehrsminister bei einem Besuch vor Ort schon versucht zu erklären. Vergeblich. So denkt Leschke schon darüber nach, sich einen gut gefederten Geländewagen zuzulegen – nur so könne man den Frust mit der Straße vergessen. Tobias Reichelt

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