Potsdam-Mittelmark: Bildungs-Abend
„Wie weiter nach der Grundschule?“, fragten die Grünen und suchten Antwort in Wiesbaden
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Teltow - „Man bekommt ja richtig Lust nach Wiesbaden zu ziehen“, meinte eine Frau am Ende des Films „Eine Schule, die gelingt“. Die Dokumentation über die Wiesbadener Helene-Lange-Schule, die Montagabend im Teltower Bürgerhaus gezeigt wurde, war Anlass, darüber zu diskutieren, ob dieses Schulmodell auch in der Region Teltow denkbar wäre.
Eingeladen hatten die Bündnisgrünen der Region zu der Frage „Wie weiter nach der Grundschule“ auch Vertreter der Schulverwaltung und Schulleiter von weiterführenden Schulen. Beeindruckt von dem Film zeigten sich aber besonders die anwesenden Eltern. Der Streifen zeigte u.a. wie Kinder in Mathematik auf Entdeckungsreise gehen und in der 9.Klassenstufe fünf Wochen lang nur Theaterproben auf dem Stundenplan stehen. Im Film ist auch die Rede von Spitzenwerten beim Pisa-Test, obwohl die Schule ein Drittel des üblichen Fachunterrichts Projekten opfert.
Dass Kinder beim Lernen Spaß haben und selbst zum Unterrichtsstoff finden, erschien einigen Eltern auch für ihre Kinder wünschenswert. Doch man braucht deshalb nicht gleich nach Wiesbaden zu ziehen, denn innovative Methoden werden auch an Brandenburger Schulen angewandt - vorrangig allerdings an privaten Schulen. So berichtete eine Mutter begeistert vom neuen Selbstbewusstsein ihrer Tochter nach dem Wechsel auf eine alternative Privatschule. Allerdings müsse sie in Kauf nehmen, dass der Weg zum Abitur 13 statt 12 Jahre dauere. Doch auch an staatlichen Schulen gibt es alternative Ansätze. So verwies Christine Feuerstaake, Leiterin der Kleinmachnower Maxim-Gorki-Gesamtschule, auf die zahlreichen Projekte ihrer Schule und stellte nach dem Film fest: „Ich erkenne unsere Schule in vielen Dingen wieder, denn auch wir sind eine Schule für alle.“ So würde das unterschiedliche Leistungsniveau der Kinder berücksichtigt, um sie zu fördern. Im Ergebnis hätten so wesentlich mehr Schüler in die Sekundarstufe II wechseln können als zuvor von den Grundschulen empfohlen wurden.
FürWinfried Heileck, Schulleiter des Kant-Gymnasiums in Teltow, ist allein die Klassenstärke ein Hemmnis für innovativen Unterricht: „An staatlichen Schulen beträgt die Klassenfrequenz 28 bis 30 Schüler, an Privatschulen ist sie geringer.“ In Brandenburg gebe es zudem eine Zentralprüfung, weil die Schulen zur Abrechnung verpflichtet seien. Interessant fände er es daher schon, wie eine solche Prüfung an der gelobten Helene-Lange-Schule ausfallen würde. Er stimme aber mit der Wiesbadener Schulphilosophie überein, nach der eine offene Atmosphäre auch zu höheren Leistungen befähige.
Zweifel hegte Heileck allerdings, ob ein alternatives pädagogisches Konzept für viele Eltern wirklich vorrangig sei. Denn bisher habe der Elternwille erkennen lassen, dass in der Region ein weiteres staatliches Gymnasium favorisiert werde. Nach einer Prognose des Stahnsdorfer Grünen-Vertreters Gunnar Schilling würden der Region schon im nächsten Jahr vier bis fünf gymnasiale Züge fehlen, trotz Eröffnung des evangelischen Gymnasiums in Teltow. Dagegen meint der Landkreis-Vertreter Volker Meinicke, dass erst 2011 ein „statistischer Berg“ abgebaut werden müsse. „Da liegen noch vier Jahre vor uns, bevor eine temporäre Lösung für fünf Züge gefunden werden muss.“ Und wegen der neuen, strengeren Übergangsregelung zum Gymnasium erwarte man einen Rückgang von zehn Prozent. Eine Option sei auch, das evangelische Gymnasium auf drei Züge zu erweitern, sagte Meinicke. Schilling erinnerte jedoch daran, dass das Land Brandenburg verpflichtet sei, ein schulgeldfreies Angebot bereit zu halten. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
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