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Potsdam-Mittelmark: Billig in jeder Hinsicht

Kik eröffnet Filiale in Michendorf / Der Standort in der Luckenwalder Straße wird Schnäppchen-Mekka

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Michendorf - Jeans für 12,99 Euro, Hemden für nicht mal sechs sowie Baby-Bekleidung für knapp zwei Euro – und dazu allerlei Hausrat von der Tasse bis zum Besen: Seit gestern können die Michendorfer vor der eigenen Haustür auf Schnäppchenjagd gehen. Der Textildiscounter Kik hat jetzt seine neue Filiale am Ortsausgang in der Luckenwalder Straße eröffnet. Der Standort, an dem sich bereits Edeka und Aldi befinden, ist damit wieder ein Stück gewachsen. Ein Ende ist noch nicht in Sicht: Auch Lidl plant, sich hier anzusiedeln und noch im September soll im neuen mintgrünen Kik-Gebäude eine Apotheke einziehen.

Damit dürfte sich die Kaufkraft der Michendorfer und der Bürger aus den Nachbarorten demnächst an diesem einen Punkt ballen. Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) sieht aber zumindest mit dem neuen Textildiscounter keine unmittelbare Konkurrenz zu den Geschäften im Ortskern. „Kik passt hierher“, sagte sie gestern bei der Eröffnung. Sie sei froh, dass der Aufbau schnell erfolgt sei – erst im September waren die Pläne vorgestellt worden – und dass sich für die Zufahrt zum Parkplatz eine Lösung gefunden habe. Nach wie vor ein Problem ergibt sich jedoch, wenn beim Einkaufsbummel die Blase drückt: Es gibt keine öffentliche Toilette und laut Bürgermeisterin werde es vorerst auch keine geben. Allein der Edeka-Markt sei sich seiner Verantwortung bewusst und lasse Kunden auf die Personaltoilette. Sollte Lidl nun auch noch kommen, werde man dort auf die Einrichtung eines Örtchens drängen, so Jung.

Kik setzt indes auf Minimalismus: In der 500 Quadratmeter großen Halle, in die gestern um Punkt 9 Uhr morgens Dutzende Michendorfer drängten, hängen die Kleider dicht an dicht auf schlichten Ständern. „Bei uns steht die Ware im Vordergrund, nicht die Regale“, unterstrich Bezirksleiterin Tina Gassan. Dadurch könne Kik weitaus niedrigere Preise als die Konkurrenz kalkulieren. Dass auch die Produzenten in Asien ihren Anteil daran haben, wollte sie gestern nicht kommentieren. Vor zwei Jahren hatte der Konzern eingeräumt: „Wir können Kinderarbeit bei der Produktion unserer Waren nicht zu 100 Prozent ausschließen.“ Allerdings könne dies kein Textilunternehmen, weil die Sub-Lieferanten schwer zu überwachen seien, so der geschäftsführende Gesellschafter Heinz Speet damals. Kik hatte jedoch angekündigt, künftig stärker zu kontrollieren. Gespart wird aber offenbar auch beim Lohn für die Mitarbeiter in Deutschland: Erst vor einem Jahr hatten zwei Verkäuferinnen erfolgreich gegen den Discounter geklagt, weil sie nur 5,20 Euro pro Stunde verdient hatten. Das Gericht gab ihnen Recht, Kik musste nachzahlen. In Michendorf werden übrigens auch noch Mitarbeiter gesucht, hieß es gestern. Tariflohn gebe es nicht, die Bezahlung sei Verhandlungssache.

Deutschlandweit gibt es mittlerweile knapp 3000 Kik-Filialen, allein gestern sind drei neue hinzugekommen – eine davon in Michendorf. Die Bürger können künftig aber auch noch an anderen Enden sparen: Im Ort wird vermutet, dass auch die Apotheke ein Schnäppchenparadies wird und das Unternehmen „Doc Morris“ sich in den Räumen neben Kik ansiedelt. Seitens der Pressestelle wurde dies gestern allerdings noch nicht bestätigt. Das Unternehmen hatte als Versandapotheke für Schlagzeilen gesorgt, da es mit Sitz in den Niederlanden Arzneimittel preiswerter anbieten konnte als hiesige Apotheken. Es bleibt billig in Michendorf – in jeglicher Hinsicht. Thomas Lähns

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