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Potsdam-Mittelmark: Bisher sieben Masernerkrankungen
Amtsärztin Johanna Aulich rät zur Vorsicht: Impfschutz im Landkreis muss noch verbessert werden
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Potsdam-Mittelmark - Im vergangenen Jahr hat es im Land Brandenburg nicht einen einzigen Fall gegeben – jetzt sind die Masern wieder zu einem Thema geworden. Landesweit wurden seit Jahresbeginn 58 Fälle registriert – in Berlin sind Hunderte Menschen erkrankt. „Die Befürchtung,dass diese Welle auch auf Potsdam-Mittelmark übergreift, hat sich zum Glück bisher nicht bestätigt“, sagte Amtsärztin Johanna Aulich den PNN. Entwarnung könne sie jedoch nicht geben. Auf alle Fälle sollte der persönliche Impfschutz überprüft werden, so ihr Appell.
Insgesamt sind seit Jahresbeginn in Potsdam-Mittelmark sieben Fälle von Masern registriert worden. Fünf von ihnen mussten aufgrund der Schwere der Erkrankung stationär behandelt werden. In einem Fall seien drei Mitglieder einer Familie betroffen gewesen, die sich bewusst gegen eine Schutzimpfung entschieden hat. Die Erkrankungen sind ausschließlich aus dem Raum Teltow gemeldet worden – betroffen waren im Juni auch drei Kindertagesstätten und eine Schule.
Kindereinrichtungen mussten bisher jedoch nicht geschlossen werden, obwohl auch in den betroffenen Kitas einige Erzieherinnen ohne Impfschutz zeitweilig zu Hause bleiben mussten. „Grundsätzlich gilt, dass sie 14 Tage ab dem letzten Kontakt mit einem erkrankten Kind nicht beschäftigt werden dürfen“, sagte Aulich. Betroffene Erzieherinnen erhalten eine sogenannte Riegelungsimpfung, es sei denn, bei ihnen wird durch eine Titerbestimmung ermittelt, dass Antikörper vorhanden sind. Eine Impfpflicht für Lehrer und Erzieher gebe es nicht, so Aulich.
Um für weitere Krankheitsfälle gewappnet zu sein und schnell reagieren zu können, hatte das Gesundheitsamt des Landkreises die Kommunen gebeten, in ihren Kindereinrichtungen den Impfstand zu kontrollieren und zu dokumentieren. Das sei auf ein geteiltes Echo gestoßen, so Aulich. Zwei Gemeinden haben bereits abgelehnt mit dem Hinweis, dass es dafür keine gesetzliche Grundlage gebe. Auch der Städte- und Gemeindebund habe darauf hingewiesen, dass eine solche Dokumentation als reine Vorsorgemaßnahme nur auf freiwilliger Basis erfolgen können. „Auf jeden Fall können wir schneller reagieren, wenn bei einem Masernfall der Impfstand bereits vorliegt“, so die Amtsärztin.
Der Impfschutz bei Kita- und Schulkindern in Potsdam-Mittelmark sei gut, aber noch nicht ausreichend. Aus den Untersuchungen der Kinder- und Jugendärzte des Fachdienstes Gesundheit im Schuljahr 2011/12 ist bekannt, dass 86,9 Prozent der Kindergartenkinder, 93,4 Prozent der Schulanfänger und 93,1 Prozent der Zehntklässler vollständig gegen Masern geimpft waren. Auch damit sei laut Johanna Aulich die geringe Zahl von Erkrankten im Landkreis zu erklären – obwohl viele Einwohner täglich zur Arbeit oder Schule nach Berlin pendeln.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat jedoch eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent in der Bevölkerung empfohlen. Dadurch könnten die Masern sogar ausgerottet werden. Dieses Ziel werde seit Jahren in Potsdam-Mittelmark nicht erreicht, so die Amtsärztin. Zudem liegen die Zahlen noch knapp unter dem Landesdurchschnitt. Ein Grund dafür sei die wachsende Impfmüdigkeit, so die Amtsärztin. „Viele Menschen kennen die Bedrohung durch eine Erkrankung nicht mehr aus eigener Anschauung und schätzen das Risiko für sich und ihre Kinder viel zu gering ein.“ Sie rät auch deshalb noch einmal zur Impfung, weil nach den Ferien möglicherweise weitere Erkrankungen zu erwarten sind, wenn viele Familien von Auslandsreisen zurückkehren. „Wer nach 1970 geboren ist und noch nicht gegen Masern geimpft ist, sollte das nachholen.“ Die kostenlosen Impfungen gibt es beim Hausarzt oder auch im Gesundheitsamt.
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