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Potsdam-Mittelmark: Blindenstöcke aus Stahnsdorf

Ingenieurbetrieb eröffnet im Techno-Park

Stand:

Stahnsdorf - Was haben klappbare Blindenstöcke mit Feinstaubmessgeräten gemeinsam? Beides haben Norbert Derenda und sein Team entwickelt. Der gebürtige Westberliner Ingenieur hat das erste Messgerät für die gesundheitsgefährdenden Staubpartikel erfunden – im Auftrag der Bundesregierung. Das war 1974. Heute stehen rund 20 seiner Messstationen in Brandenburg. Sein Unternehmen Comde produziert die Erfindung noch immer – seit gestern in Stahnsdorf.

Im Techno-Park hat der heute 65-jährige Firmenchef ein 2000 Quadratmeter großes Areal gekauft. Auf dem steht nun nach sechsmonatiger Bauzeit eine 700-Quadratmeter Halle für die 22 Mitarbeiter. Die Firma verkauft ihre selbstentwickelten Produkte – unter anderem rund 1000 Blindenstöcke pro Jahr – mittlerweile nicht nur in Deutschland, sondern bis nach China und Indien. 2006 erwirtschaftete er einen Umsatz von 3,8 Millionen Euro, so Derenda.

Einer der wichtigsten Geschäftspartner dabei: Russland. Zur Einweihungsfeier seines neuen Firmengebäudes sandten ihm der Sankt Petersburger Bürgermeister und das Umweltschutz-Komitee der Stadt ein Dankesschreiben – für die Beratung in Sachen Feinstaub-Messung. Schon in den 80er Jahren handelte Derenda mit der Sowjetunion. Auch die DDR bezog Produkte von Derenda: Er lieferte Speichen-Spann-Vorrichtungen für die Mopeds Typ „Schwalbe“ in die Fabrik nach Suhl. Ganz wohl sei ihm bei dem „Schritt durch den eisernen Vorhang“ nicht immer gewesen. Als Anhänger der freien Marktwirtschaft habe er große Probleme mit Unterdrückungsstaaten gehabt, so Derenda. Seiner Firma haben die Kontakte dennoch gut getan. Auf jeden Fall habe die Wende sein Geschäft erst einmal einbrechen lassen, erklärt Derenda. Fast 17 Jahre nach der Wiedervereinigung hat sich sein Unternehmen aber soweit vergrößert, dass die Räume am ehemaligen Firmensitz in Teltow zu klein geworden sind. Dorthin war er mit seiner Firma 2001 aus Westberlin gezogen.

Er wäre auch dort geblieben, sagt Derenda. Er hatte sich nach eigenen Angaben sogar an die Stadtverwaltung gewandt und um Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Gebäude gebeten. Doch diese habe ihn lediglich an einen Immobilienmakler verwiesen. Die Maklerkaution wollte sich Derenda aber sparen, sagte er. Darum habe er auch in Stahnsdorf nachgefragt, wo ihm das Grundstück auf dem Gewerbepark angeboten wurde.

Die Gemeinde Stahnsdorf hatte sich einst mit 42 Millionen Euro verschuldet, um das rund 52 Hektar große Areal für den Gewerbepark zu kaufen. Mittlerweile sind 65 Prozent der Grundstücke darauf vermarktet. Allerdings müsste die Gemeinde noch die versprochenen Parkplätze bauen, betonte Derenda. Ansonsten sei er in Stahnsdorf sehr zufrieden. Dort könne auch sein Nachfolger die Geschäfte weiter führen, wenn er in Rente geht. Momentan arbeitet er aber noch im Auftrag des Frauenhoferinstituts an einem Instrument zur „Online-Staub-Konzentrationsmessung“.just

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