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Potsdam-Mittelmark: Bratsche statt Politik

Lothar de Maizière kommt nach Michendorf

Stand:

Michendorf - Die amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice tut es und der ehemalige Innenminister Otto Schily. Friedrich der Große tat es und Erich Honecker, letzter Staatsratsvorsitzende der DDR. Und auch Lothar de Maizière, letzter Ministerpräsident der DDR, wird es tun. Am Samstag, 18. November, um 15 Uhr im Michendorfer Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“.

Nein, es geht nicht um Politik. Dieses Mal kommt die Musik zu Worte. Sind Rice und Schily begeisterte Pianisten, spielte Friedrich der Große die Flöte und blies Honecker die Schalmei im Spielmannszug, widmet sich Lothar de Maizière mit Leidenschaft der Bratsche, der größeren und stiefmütterlich behandelten Schwester der Violine. Zusammen mit vier Musikern der Komischen Oper Berlin will de Maizière im Michendorfer Gemeindezentrum Werke von Wolfgang Amadeus Mozart spielen. Und zwischen den Stücken dann doch über Politik plaudern.

Die Erinnerung an Lothar de Maizière ist vor allem durch ein Bild geprägt: Am 23. August 1990 steht de Maizière auf einer Pressekonferenz neben Bundeskanzler Helmut Kohl. Am Vortag hat die Volkskammer dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik zugestimmt. Kohl, zwei Köpfe größer als sein Parteikollege aus der DDR, dominiert das Bild. De Maizière, ohnehin schon hager mit schmalem Gesicht, der großen Brille und dem grauen Bart, wirkt neben Kohl noch schmächtiger. Hier wurde Geschichte gemacht. Und würde man fragen, ob es auf diesem Bild einen Sieger und einen Verlierer gibt, die Antwort fiele leicht. Ein Jahr später zog sich de Maizière völlig aus der Politik zurück. Unstimmigkeiten über die Richtung in der CDU, Stasi-Vorwürfe, die sich später als haltlos erwiesen, de Maizière wollte nicht mehr und gab sein Bundestagsmandat auf.

Lothar de Maizière war nie der Typ Politiker, den es in den Vordergrund drängte. Die erste Geige spielen, um wieder zur Musik zurück zu kommen, wollte er nicht. Und so scheint es fast schon zwangsläufig, dass Lothar de Maizière die Bratsche als sein Instrument wählte und das er von 1959 bis 1965 an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ in Berlin studierte. Die Bratsche mit ihrem weichen, dunklen, fast immer melancholischen Ton steht im Schatten der Violine und des Violoncellos. Sololiteratur für dieses Instrument, das im Orchester in den hinteren Reihen gespielt wird, ist rar. Dafür gibt es viele Witze über die Bratsche, deren Beherrschung, so die Meinung, nicht viel Können abverlangt. Die Bratsche dient im Ensemble, glänzt mit Zurückhaltung und liefert den Grund, auf dem andere Instrumente dick auftragen können. Was es mit den Vorurteilen über die Bratsche auf sich hat, wird Lothar de Maizière dann in Michendorf zeigen.

Der Klassiknachmittag mit Lothar de Maizière beginnt am Samstag, 18. November, um 15 Uhr im Michendorfer Gemeindezentrum „Zum Apfelbaum“, Potsdamer Straße 64. Karten zum Preis von 10 Euro können vorbestellt werden unter Tel.: 0177 51 00 88 5.

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