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Potsdam-Mittelmark: „Celtic Christmas“ in Petzow

Weihnachtliche Harfenklänge der irischen Sängerin Hilary O`Neill

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Werder · Petzow - Eine original-keltische Harfe unterscheidet sich von dem bekannten Konzert-Instrument unserer Tage erheblich. Sie ist etwas kleiner und hat kupferne Saiten, welche ursprünglich „mit krummen Fingernägeln geschlagen“ wurden, bis ein glockenähnlicher Klang entstand. Während ein Pedal die modernen Version ins Reich der Chromatik verweist, ist die keltische Harfe – ohne ein solches – ein diatonisches oder modales Instrument. In Schottland und Irland seit mehr als tausend Jahren beliebt, war ihr Stand derart integrativ, dass Oliver Cromwell „praktizierende“ Harfenisten bei seinem Einmarsch in Irland einst sogar hinrichten ließ, um nur alles Nationalgefühl zu ersticken. Er war sowieso ein Schuft.

Das Instrument der irischen Sängerin Hilary O`Neill nun ist ein Mittelding zwischen Alt und Neu. Es hat zwar die Größe ihrer ehrenwerten Ahnen, aber aus Nylon und Metall gefertigte Saiten, welche sie mit den Fingerkuppen zupft. Über vier Oktaven gespielt, ähnelt sein Klang einer heutigen.

Im Rahmen ihrer Deutschland-Tournee gab sie am Sonntagnachmittag in Petzows Schinkel-Kirche ein belebendes Adventskonzert: „Celtic Christmas“ war ein aus irischer Folklore und weihnachtlich-christlichem Liedgut gemischtes Programm. Ihre „neukeltische Harfe“ begleitete die gälisch, englisch und deutsch gesungenen Lieder zwar mit harmonischem Maß, doch der Bardin eigentliches Kapital ist ihre Stimme, ein elastischer Mezzo-Sopran von penetrierender, also „eindringender“ Wirkung.

Mit ihm brachte sie sogar das Kunststück fertig, einen beträchtlichen Teil des zahlreich erschienenen Auditoriums „Donna nobis pacem“ und „Leise rieselt der Schnee“ mitsingen zu lassen – alle Achtung. Und weil das pedallose Instrument stets neue Intonationen fordert, trat sie zur Überbrückung auch als so charmante wie humorvolle Moderatorin in Erscheinung, erzählte von Mistel- und Stechpalmen-Bräuchen, trug, nicht ohne Biss, das selbst gereimte „Advent-Event“ vor, welches mit „was wir zu schenken haben, ist ein friedliches Weihnachtsfest“ endete. Vorne erstrahlte der Baum.

Überhaupt verhehlte sie ihr Engagement für alte Werte und neue Haltungen nicht, als sie etwa von irischen Obdachlosen („The Spanish Lady“) oder vom „Engel Gabriel“ sang. Das Heilige bleibt bei ihr heilig, das Weltliche weltlich: Hübsch, wie sie in „The Spinning Wheel“ die Unruhe eines blutjungen Mädchens beschrieb, als es in Gegenwart der nickenden Großmutter den Geliebten vor ihrer Spinn-Tür hörte. Zum Standard gehört natürlich der bekannteste aller Songs, „What Child Is This“. „My Lagan Love“ appelliert an die Toleranz der rechts und links dieses Flusses wohnenden Menschen. Heiterer Art waren „The Seven Joys of Mary“, welche Hilary O`Neill kurzerhand auf fünf abkürzte – Heiterkeit.

Auch die „keltische“ ohne Pedal gab immer ihr Bestes. Bekannte Weihnachtslieder dann beim deutsch gesungenen „Maria durch den Dornwald ging“ und „Stille Nacht, heilige Nacht“, mit viel Modulation und einigem Vibrato vorgetragen, aber kein bisschen kitschig.

Gehen irische Kinder zum Adventus singend von Türe zu Türe, um dafür Trunk und süßen Kuchen zu erhaschen, so hatte der sonst rührige Veranstalter diesmal nicht für Pausen-Glühwein gesorgt, man vertrat sich die Beine – fast „keltisch“ – im Kalten. Na ja, beim nächsten Male vielleicht. Aber dieses Konzert hatte ja Wärme und modale Stimmung für alle, traurig-langsame Folklore, aber auch Temperament.

Hilary O`Neill tritt am Freitag mit ihrem Programm um 20 Uhr in der Gatower Dorfkirche auf. Eine weiteres Konzert gibt es am Sonntag um 18 Uhr im Planetarium Am Insulaner in Berlin.

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