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KulTOUR: Cousin und Cousine Lesung in Caputh aus Briefen von Elsa Einstein

Schwielowsee - Das neue Gemeindehaus in Caputh ist nicht nur für gottesdienstliche Abläufe gut. Jüngst wurde hier die neue Saison der „Caputher Musiken“ eröffnet, auch der Initiativkreis „Albert Einstein-Haus“ darf diese Versammlungsstätte nutzen.

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Schwielowsee - Das neue Gemeindehaus in Caputh ist nicht nur für gottesdienstliche Abläufe gut. Jüngst wurde hier die neue Saison der „Caputher Musiken“ eröffnet, auch der Initiativkreis „Albert Einstein-Haus“ darf diese Versammlungsstätte nutzen. Am Sonnabend gab es im Rahmen des neuen Projektes „Frau Einstein“ gleichsam zwei Anlässe, an den Schwielowsee zu kommen: Während der Verein mit Liebe und internationaler Hilfe im Bürgerhaus eine Ausstellung mit bisher unveröffentlichten Fotos und Dokumenten zu „Einsteins Sommeridyll in Caputh“ vorbereitet hatte, präsentierte man im neuen Gemeindesaal nun Elsa Einsteins Korrespondenzen in Form einer kommentierten Lesung.

Eine direkte Zusammenarbeit mit dem „Kulturland Brandenburg“ kam diesmal nicht zustande, dafür war die Veranstaltung dank des Einstein-Biographen Dietmar Strauch und der lesenden Schauspielerin Kathrin Freundner ein würdevoller Beitrag zum „Literaturtag im Landkreis PM“. Der enorme Besucherandrang sprach für sich, trotz des allerbesten Frühlingswetters.

Die Mütter von Albert und Elsa waren Schwestern, sie lebten sogar in Berlin mit ihren Familien unter einem Dach. Cousin und Cousine spielten bereits in einem Sandkasten. Beide waren bereits einmal verheiratet, brachten in toto drei erwachsene Kinder mit in die Ehe, als sie 1919 zum zweiten Mal „Ja“ sagten, er mit Vierzig, sie mit Dreiundvierzig. Eigentlich, meinte Dietmar Strauch in seiner erfrischend-lakonischen Art, wollte sich die diensthabende Genie-Ikone ja für Elsas Tochter Ilse entscheiden, aber es siegten „Pflichtgefühl und Dankbarkeit“: Elsa hatte Albert, den sie wegen seiner schönen blauen Augen von Kindheit an liebte, durch viele Krankheitskrisen hindurch gesund gepflegt.

Nach dem Nobelpreis 1921 war der Wissenschaftler weltweit auf Tour, die eifersüchtige Gattin blieb meist zu Hause. So vernahm man anfangs noch ihre Mahnungen, seine wissenschaftliche Würde doch auch in seinem Äußeren kundzutun, doch schon ein Jahr später gab sie „alle Verhaltensmaßregeln“ auf. Dem erklärten Sockenfeind war nicht zu helfen. Scheinbar seines „lockeren Lebens“ zum Trotz, nannte sie ihn in den privaten Briefen „Du mein Dummes, Übergescheites“, in der weitläufigeren Korrespondenz aber hörte man auch bittere Untertöne heraus. Manchmal unterschrieb sie mit „Frau Albert Einstein“.

Einen guten Teil dieser (mehr innigen als spektakulären) Lesung nahm Caputh ein, wo das hochverehrte Relativitäts-Genie bis 1933 in Wachsmanns Holzhäusl seine glücklichste Zeit hatte. Sie wirkte stets im Hintergrund für ihn, auch karitativ. Im Gegensatz zu ihrem Cousin war sie in einer begüterten Familie aufgewachsen. Als ihre Tochter Ilse 1933 in Paris mit dem Tode rang, konnte sie sogar einen deutschen Arzt aus Berlin einfliegen lassen. Da lebte das berühmte Ehepaar (sie hatte sich vor den Behörden um drei Jahre jünger gemacht) längst in Princeton. Hier erreichte sie eine Flut böser Briefe aus Deutschland. Viele waren von hasserfüllten Juden geschrieben, die Einstein für ihr Elend verantwortlich machten. Elsa kränkte das besonders.

In der Pause gab es nur alkoholfreie Getränke, das Genie trank ja auch nicht. Die Veranstaltung endete mit dem Tod Elsas 1936, ihr Testament umfasste nur acht Zeilen. Sandy Cash aus Israel widmete ihr ein Lied, darin beschrieben ist, wie sie den Gatten „mit allem Lebensnotwendigem versorgte und ihm dabei half, seine Schuhe wiederzufinden“.

Gerold Paul

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