Potsdam-Mittelmark: Das „große Loos“ für Güterfelde
Schon Fontane bedachte Schloss Gütergotz in seinen Erzählungen / Ab Juli soll eine Ausstellung von seiner Geschichte berichten
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Schon Fontane bedachte Schloss Gütergotz in seinen Erzählungen / Ab Juli soll eine Ausstellung von seiner Geschichte berichten Von Kirsten Graulich Stahnsdorf. Es gibt Perlen, die müssen erst geputzt werden, damit sie strahlen können. Solche Perlen findet man auch in Güterfelde. Grau und heruntergekommen wirkt das Schloss auf Vorüberfahrende, denen es meist keinen zweiten Blick wert ist. Viele Einwohner nennen es „Heim", weil es seit 1952 als Altenpflegeheim genutzt wird. Ein Verein hat sich vorgenommen die Perle zu putzen. „Gütergotz – Kultur & Landschaft" heißt der Förderverein, der im vergangenen November von zwölf Mitgliedern gegründet. „Die kulturelle Entwicklung der Region zwischen Potsdam und Berlin zu fördern" ist laut Satzung Vereinszweck. Und so kommen die Gründungsmitglieder aus Berlin, Güterfelde, Potsdam, Stahnsdorf und Teltow. Zu den drei Hauptprojekten gehören das Schloss mit Park und die Alte Seeschule. In Zusammenarbeit mit dem Heimatverein und dem Verein Kulturland Brandenburg e.V. soll eine Ausstellung im Juli den „verlorenen Ort" wieder ins Blickfeld rücken. Schon Theodor Fontane lobte in seinen „Märkischen Wanderungen“ den geschichtsträchtigen Ort und seine Bewohner, auch wenn sie „keinen Ketzer verbrannt und keinen Heiligen geboren haben". Fontane berichtete in seinem Gütergotz-Kapitel auch vom „großen Loos" eines General-Lotterieunternehmers, dem der Losgewinn vor 200 Jahren den Bau des Schlosses ermöglichte. Ob das Original-Manuskript in der Ausstellung gezeigt werden kann, hängt aber auch davon ab, die Alte Seeschule im Sommer als Ausstellungsort nutzen zu können. „Dringend notwendig ist der Einbau von Sanitäranlagen", erklärte SPD-Fraktionschef Dietmar Otto gegenüber den PNN. Weiterhin müssen Fußbodenbeläge erneuert und die Räume renoviert werden, eine entsprechende Liste liege der Verwaltung vor, in der heutigen Gemeindeparlamentssitzung wird sich Klärung erhofft. Ebenso sind Sicherheitsmaßnahmen erforderlich. Denn neben einer professionell gestalteten Dokumentation sollen Leihstücke aus Archiven und von privaten Sammlern gezeigt werden, um die Geschichte von Schloss und Park lebendig erzählen zu können. Damit die Leihgaben versichert werden, müsse jetzt gehandelt werden. Dabei hofft der Verein auf einen finanziellen Zuschuss der Gemeinde. „Bürgermeister Enser hat uns bereits Unterstützung zugesagt, aber entscheiden müssen die Gemeindevertreter", so Otto. Auch wenn die Gemeinde die Schule später veräußere, stelle die Renovierung eine Wertsteigerung des Objektes dar, die nicht verloren ginge, meint Vereinsvorsitzende Rosemarie Döhle. Diese Perle des kleinen Ortes zu putzen lohne sich auch, da in die landesweite Ausstellung der Schlosspark einbezogen werden soll. Diese zweite Perle soll rekonstruiert werden und an den Hofgärtner Ferdinand Jühlke erinnern. Wieviel brandenburgische und preußische Geschichte im Ort steckt, verdeutlichte Projektleiter Dirk-Marko Hampel auch am Schloss. Das wurde 1804 vom Schinkel-Schüler David Gilly erbaut und erlebte viele Besitzer. Zu ihnen gehörte der Kriegs- und Marineminister Emil Roon, später der jüdische Bankier Gerson von Bleichröder, der Bismark finanzierte und als einer der ersten Juden in Deutschland geadelt wurde. Auch Kaiser Wilhelm I. besuchte 1877 Bleichröder. Das Schloss wurde nach Bleichröders Tod als Lungensanatorium genutzt. Ab 1927 war es Stabstelle der Reichswehr und nach dem Kriege zog die Ortskommandantur der Roten Armee ein. Seit einem halben Jahrhundert ist darin ein Altenpflegeheim untergebracht. Mit dem Ausstellungstitel „Das große Loos – 200 Jahre Schloss und Park Gütergotz in Güterfelde", möchten die Initiatoren einen Anstoß geben, das kulturelle Erbe des Ortes als Gedwinn zu begreifen und die sich daraus bietenden Chancen zu nutzen. Der Förderverein lädt am 26.Februar um 19 Uhr in die Alte Schule, Potsdamer Str. 16 ein, um über das Ausstellungsprojekt zu informieren.
Kirsten Graulich
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