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Protest „am laufenden Band“: Demonstranten mit Schild und Banner.

© Andreas Klaer

Flugrouten: „Das ist feige, Herr Platzeck!“

Am späten Montagnachmittag gab es vor der Staatskanzlei in Potsdam eine Demo gegen geplante Anflugrouten des Schönefelder Flughafens. Zum Protest hatten Bürgerinitiative "Fluglärmfreie Havelseen" und die Bürgermeister der Regionen Schwielowsee, Werder, Michendorf und Nuthetal aufgerufen.

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Schwielowsee / Potsdam - Keine Ferien für Fluglärm-Gegner: Gestern sind rund 500 Bürger aus den Gemeinden Schwielowsee und Michendorf sowie der Stadt Werder (Havel) vor die Potsdamer Staatskanzlei gezogen. Die meisten waren in Schwarz gekleidet – um ihr Vertrauen in die Landesregierung zu Grabe zu tragen, wie sie sagten. Nach einer Kundgebung und einem Zug um das Regierungsgebäude wollten sie ein hundert Meter langes, als „Flugroute“ aufgemachtes Banner mit Protestlosungen und Botschaften an Brandenburgs Ministerpräsidenten Matthias Platzeck (SPD) übergeben.

Konkreter Anlass: In der vergangenen Woche hat die Deutsche Flugsicherung ihre Variante für Anflüge aus westlicher Richtung zum künftigen Großflughafen Schönefeld näher erläutert (PNN berichteten). Demzufolge sollen die Flugzeuge nach derAirport-Eröffnung in einem Jahr direkt über der Gemeinde Schwielowsee in den Landeanflug gehen. Vom Lärm betroffen wären auch Werder und Michendorf. Die Bürgerinitiative „Fluglärmfreie Havelseen“ sieht sich in den schlimmsten Befürchtungen bestätigt. „Wer sagt, dass wir kein Problem bekommen, der lügt“, sagte der Caputher Steffen Freundner während der Kundgebung. Der Tatort-Regisseur hatte die Demo organisiert. Es sei bezeichnend für die Landesregierung, dass man erst auf die Sommerferien gewartet habe, um mit der Wahrheit herauszurücken – wenn viele im Urlaub sind. „Das ist feige, Herr Platzeck!“, rief er.

Auch Peter Kreilinger, Sprecher der „Fluglärmfreien Havelseen“, griff den Regierungschef an: „Sie müssen nicht auf ihren nächsten Einsatz als Deichgraf warten“, sagte er. In Werder finde sich bestimmt noch eine Obstkiste, auf die Platzeck steigen könne – um von dort aus das Ende der „unseligen Anflugroute“ zu verkünden. „Dann jubeln auch wir ihnen zu“, so Kreilinger. Aber außer dem „künftigen Frührentner“ Rainer Bretschneider (SPD), Staatssekretär im Infrastrukturministerium, wolle im Land niemand mit dem Thema in Berührung kommen.

Unter den Demonstranten waren auch die Bürgermeister von Werder und Schwielowsee, Werner Große und Kerstin Hoppe, sowie der Michendorfer Gemeinderatsvorsitzende Reinhard Mirbach (alle CDU). Die Gemeindeoberhäupter wollen versuchen, über den Bund noch eine Änderung durchzusetzen. Am Donnerstag soll es dazu ein erneutes Gespräch mit dem Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Klaus-Dieter Scheurle, geben. Der habe bereits in Aussicht gestellt, dass er die Sorgen der Havelsee-Gemeinden ernst nehme und noch Spielraum vorhanden sei, so Hoppe.

Die symbolische Flugroute haben am Ende übrigens weder Platzeck noch sein Verkehrsminister entgegengenommen – beide sind zurzeit im Urlaub. Dafür kam immerhin eine Abteilungsleiterin aus der Staatskanzlei vor die Tür. 

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