
© René Garzke
Nach dem Auslandseinsatz zurück in Beelitz: Den Alltag zurückgelassen
Fast 200 Soldaten des Logistikbataillons Beelitz sind aus vier Einsatzländern zurückgekehrt und wurden am gestrigen Donnerstag mit einem Appell empfangen. Hauptfeldwebel Robert Sternstein erzählte, wie es sich im Auslandseinsatz anfühlt.
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Beelitz - Fünf Monate war Robert Sternstein in Masar-i-Scharif stationiert. „Für die Familie ist es schon schwierig“, sagt der Vater eines siebenjährigen Sohnes. „Die Kinder sehen ja auch im Fernsehen, was im Einsatzgebiet passiert.“ In den Auslandseinsatz geschickt zu werden ist für Bundeswehrsoldaten immer eine Herausforderung: Ehepartner und Kinder, Freunde und der gewohnte Alltag müssen für Monate zurückgelassen werden. Dann kann es um Leben und Tod gehen.
Nach Afghanistan wurden die meisten Soldaten geschickt
Gleichzeitig in vier Ländern – Afghanistan, Mali, Kosovo und Türkei – waren in diesem Jahr fast 200 Soldaten des Beelitzer Logistikbataillons 172. Am gestrigen Donnerstag wurden sie nach ihrer Rückkehr an ihrem Heimatstandort, der Hans-Joachim-von-Zieten-Kaserne, empfangen. Die 200 Soldaten des Bataillons – zu dessen Aufgaben hauptsächlich Transport, Instandsetzung und Materialversorgungen gehören – verteilten sich auf gleich vier Einsatzländer, ein Novum für das Bataillon.
Zwei waren von Dezember bis August in Mali, elf von Februar bis Juli in der Türkei, weitere 79 von Januar bis Juni im Kosovo. Die meisten Soldaten, 104 an der Zahl, wurden, wie Hauptfeldwebel Sternstein, von Februar bis Juli nach Afghanistan entsendet. Verwundet oder getötet wurde während der Einsätze niemand, alle sind ohne sichtbare Verletzungen zurückgekommen.
Der Vizepräsident des Landtags Brandenburg, Dieter Dombrowski (CDU), war Gast des gestrigen Rückkehrappells. Jeder der Soldaten habe während des Einsatzes hohe physische und psychische Anforderungen bewältigt und Entbehrungen hingenommen, sagte Dombrowski. „Was Sie geleistet haben, verdient hohe Anerkennung. Dafür möchte ich Ihnen im Namen des Brandenburger Landtages danken.“
Keine größeren Zwischenfälle im Einsatz
Hauptfeldwebel Robert Sternstein war fünf Monate in Masar-i-Scharif stationiert. Während seines Afghanistan-Einsatzes sei es zu keinen größeren Zwischenfällen gekommen, sagte Hauptfeldwebel Robert Sternstein den PNN. Lediglich einmal sei das Lager mit einer Rakete beschossen worden.
Gefahren nehme man aber in Kauf, wenn man ins Ausland geht, sagte Hauptfeldwebel Sternstein. Außerdem könne er mit solchen Vorfällen mittlerweile routiniert umgehen, schließlich war es für ihn nicht der erste Auslandseinsatz. „Es ist mein Job, den ich auch sehr gern mache“, resümierte Sternstein. „Im Einsatz vermisst man seine Familie schon sehr. Aber die Kameraden werden eine Art Ersatzfamilie, die lange Zeit schweißt zusammen.“
Nach Truppenabzug mehr zivile Opfer in Afghanistan
Die Beelitzer unterstützten die Ausbildung der afghanischen Sicherheitskräfte. Der Kampfeinsatz der internationalen ISAF-Truppen wurde Ende 2014 beendet. Das hatte einen Anstieg der zivilen Opferzahlen zur Folge: Im ersten Halbjahr 2015 wurden einem UN-Bericht zufolge 1592 Menschen getötet, 3329 verwundet – trauriges Rekordniveau seit der Erfassung. Hauptfeldwebel Sternstein wundert sich nicht darüber: „Wenn die internationalen Streitkräfte weniger werden, ist klar, dass sich die Opferzahl erhöht.“
70 Prozent der Opfer gehen auf das Konto der Taliban oder anderer regierungsfeindlicher Gruppen, die zum größten Teil abgezogenen internationalen Truppen sind gerade noch für ein Prozent der Opfer verantwortlich. Dabei haben Mordanschläge, Kämpfe und Schusswechsel die Sprengfallen als Todes- und Verletzungsursache abgelöst.
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