Potsdam-Mittelmark: Den Anschluss nicht verpasst
Abwasserverbände: Bilanz nach 20 Jahren
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Michendorf - Es ist ein Luxus, der zur Selbstverständlichkeit wurde: Während zwei Milliarden Menschen auf der Welt keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, muss man hierzulande nur den Hahn aufdrehen. 125 Liter pro Tag verbraucht der Deutsche im Durchschnitt, und das meist unbewusst. Aber wenn die Leitung mal trocken bleibt, ist der Ärger groß. Die Kleine Bühne Michendorf hat in einem Sketch den typischen Verbraucher persifliert: „Die können das doch nicht einfach machen,“ schimpft ein Schauspieler im Pyjama. „Die wissen doch, dass ich heute zur Arbeit muss.“
Der Sketch wurde für die Wasser- und Abwasserzweckverbände Der Teltow und Mittelgraben inszeniert, beide feierten gestern ihr 20-jähriges Bestehen. Nach dem Ende der DDR hätten sich in der Region „mutige Menschen Gedanken gemacht, wie man die Region weiter versorgen kann“, erinnerte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) in seiner Festrede. Ein erster Anlauf in der Region Teltow und in Wilhelmshorst wurde bereits 1990 mit der Gründung des Zweckverbandes „Südring“ genommen – allerdings ging der schnell pleite. Erst 1992 kam es zur Gründung der heutigen Verbände „Der Teltow“ mit der Stadt Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf einschließlich ihrer heutigen Ortsteile und „Mittelgraben“ mit den heutigen Großgemeinden Michendorf und Nuthetal.
Über die Jahre wurden die Trink- und Abwassernetze ausgebaut, heute hat das Rohrnetz in beiden Verbänden eine Gesamtlänge von 890 Kilometern und versorgt insgesamt 79 000 Einwohner. Die Entwicklungszahlen sind beachtlich: Lag der Anschlussgrad in der Region Teltow beim Trinkwasser 1992 noch bei 70 und beim Abwasser bei 40 Prozent, sind heute 99 Prozent der Bürger ans Trink- und 97 Prozent ans Abwassernetz angeschlossen. Am Mittelgraben waren es 1992 beim Trinkwasser noch 80 und beim Abwasser 35 Prozent, heute sind es rund 90 und 89 Prozent.
Die beiden Verbände hatten gemeinsam die Mittelmärkische Wasser- und Abwasser GmbH als Verwalter gegründet, heute eine Firma 71 Mitarbeitern. Mit der MWA als Bindeglied sei man auf gutem Wege, so Blasig weiter. Die Frage werde künftig sein, ob es bei dieser Kooperation bleibt oder die beiden eine Ehe eingehen wollten. „Auch wenn man mit 20 Jahren heutzutage fast zu jung zum Heiraten ist.“
Als große künftige Herausforderungen für die Zweckverbände nannte Turgut Pencereci, Geschäftsführer des Landeswasserverbandstages, den demografischen Wandel sowie technische Probleme wie Nitrate oder anthropogene Stoffe wie Medikamente im Trinkwasser. Auch kartellrechtliche Fragen könnten den kommunalen Körperschaften irgendwann das Leben schwer machen, vor allem, wenn es um Fusionen geht. „Aber es sind Probleme, die wir lösen können.“
Die beiden Verbandsvorsteher – Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) und Michendorfs Gemeindechef Reinhard Mirbach (CDU) – nannten die Altanschließerproblematik als derzeit drängendstes Problem. Seit kurzem müssen die Verbände auch Beiträge für Abwasseranschlüsse erheben, die vor 1990 gelegt worden sind – um damit auch die Altanschließer an späteren Investitionen ins Netz zu beteiligen. Während am Mittelgraben derzeit differenzierte, also verbilligte Beiträge, diskutiert werden, wird das vonseiten des Teltow-Verbandes abgelehnt. „Man hätte diesen Bereich vielleicht auch gar nicht regeln müssen“, so Gruberts vorsichtige Kritik in Richtung der Verwaltungsgerichte. Thomas Lähns
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