Potsdam-Mittelmark: Den Havelseen auf den Grund gegangen Heimatverein Werder beschäftigte sich mit der Ökologie heimischer Seen und Havelgewässer
Werder - Im Frühjahr ist das Wasser braun, im Sommer kann es grün werden. Richtig klar ist es wohl nirgendwo in Brandenburg, aber warum sind die Seen in und um Werder solchen Veränderungen ausgesetzt?
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Werder - Im Frühjahr ist das Wasser braun, im Sommer kann es grün werden. Richtig klar ist es wohl nirgendwo in Brandenburg, aber warum sind die Seen in und um Werder solchen Veränderungen ausgesetzt? Warum ist der Glindower soviel sauberer als der Schwielowsee und warum ist der Plessower See ein Trinkwasserreservoir, obwohl die Sichttiefe nicht gerade tief ist? Diesen Fragen wollte der Heimatverein Werder auf den Grund gehen und hatte sich dazu diese Woche den Experten Hartwig Vietinghoff vom Institut für angewandte Gewässerökologie Seddin eingeladen. Das als Unternehmen geführte Institut beteiligt sich seit Mitte der 90er Jahre an der Sanierung von Gewässern in der Region, aber auch deutschlandweit sind die Seddiner aktiv. Ein Projekt führt man direkt vor der eigenen Haustür durch: In Zusammenarbeit mit Kreis und Kommune wurden und werden die beiden Seddiner Seen gereinigt. Dadurch habe sich die Sichttiefe bereits von 50 Zentimetern auf über 1,30 Meter im großen See erhöht. Der Phosphorgehalt im kleinen sei auf ein Drittel des ursprünglichen Gehalts gesunken. Phosphor und Stickstoff seien eine Ursache für grünes Wasser, so der Experte. Ein grundsätzliches Problem in Brandenburg: Nährstoffe aus Landwirtschaft oder Abwasser führen zum erhöhten Wachstum von Algen und Plankton, welche wiederum den Sauerstoffgehalt strapazieren. Unter Umständen könne ein Gewässer sogar „umkippen“, nämlich wenn auch unten abgelagerte Nährstoffe an die Oberfläche dringen. Die Werderaner erinnerten sich dabei an das Fischsterben vor zwei Jahren im Petzower Haussee. „Phosphor ist für den Menschen nicht giftig, aber was uns nicht stört, könnte für einen See tödlich sein“, veranschaulichte Vietinghoff. Daher könne der Plessower See auch trotz mangelnder Klarheit als Trinkwasserspeicher genutzt werden. Flache Gewässer wie die Havelseen würden von Natur aus sehr nährstoffreich sein, hinzu käme die lange Verweildauer des Wassers an einer Stelle – die Fließgeschwindigkeit sei gering. So würden sich die Algen absetzen. Darüber hinaus würden sich noch Belastungen aus DDR-Zeiten bemerkbar machen, zum Beispiel im Göttinsee. Hier befand sich früher eine Karpfenzucht. Das Fischfutter wurde massenweise eingebracht, was das Gewässer auf lange Sicht belastet hat. Schwielow- und Templiner See seien noch heute weniger qualitativ als die anderen Havelseen, weil hier geklärtes Abwasser aus Berlin entlang fließe. „Zwar ist die Klärtechnik fortgeschritten, ein Restgehalt an Phosphor bleibt aber trotzdem“, so Vietinghoff. Befürchtungen, dass der Wassertourismus Einfluss auf die Qualität der Seen habe, konnte der Fachmann zerstreuen: „Wenn sich jeder an die Regeln hält, der Motor nicht ölt und die Chemietoilette nicht ins Wasser ausgeleert wird, gibt es da kein Problem.“ Auch der Ausbau der Havel habe zumindest auf Querschnitt und Wasserspiegel keinen Einfluss. Das bedeute nicht, dass Pflanzen- und Tierwelt durch die Baumaßnahmen unberührt bleiben. Und warum ist nun der Glindower See sauberer als die anderen? „Stimmt es, dass er von Quellen gespeist wird?“, wurde gefragt. Dies bestätigte Vietinghoff. „Durch den Zufluss von Grundwasser verbessert sich die Qualität, also kann man davon ausgehen.“ Thomas Lähns
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