Potsdam-Mittelmark: Der Krise davonwandern
Reiseregion Fläming will mit Wanderern den Rückgang im Tagungstourismus ausgleichen
Stand:
Potsdam-Mittelmark - Die Reiseregion Fläming schaltet auf Schrittgeschwindigkeit: In den kommenden Jahren soll das Angebot für Wanderer, Nordic-Walker und Rollstuhlfahrer erweitert werden. Damit sollen mehr Wochenend- und Kurzurlauber angelockt und die zurzeit rückläufigen Übernachtungszahlen im Geschäftstourismus ausgeglichen, langfristig sogar überflügelt werden. Das sagte Traugott Heinemann-Grüder, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fläming, gestern gegenüber den PNN.
Wie berichtet, hat die Wirtschaftskrise mittlerweile auch die Tourismusbranche in Brandenburg erreicht. So ist laut Angaben des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg die Zahl der Übernachtungen allein im Fläming zwischen Januar und März um 13,5 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gesunken. Allerdings würde dieser Rückgang allein die Bereiche Geschäfts- und Tagungstourismus betreffen, unterstrich Heinemann-Grüder. Die Unternehmen würden weniger Geld für Übernachtungen ihrer Mitarbeiter ausgeben und statt dessen Geschäftsreisen auf einen Tag beschränken. Auch was Seminare und Tagungen angeht, würden gerade kleinere Unternehmen den Gürtel enger schnallen. Die Folgen sieht der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fläming vor allem im nördlichen Raum der Reiseregion: Zwischen Kleinmachnow, Teltow, Großbeeren und Mahlow würden viele große Hotels auf den Tagungstourismus setzen. Dass gerade in diese Bereich einiges weggebrochen sei, bestätigte Corinna Donath, Verkaufsleiterin im Hotel Courtyard Berlin-Teltow: „Die ersten Monate bis April liefen schlecht, der Mai dafür wieder gut.“ Das Hotel in der Teltower Warthestraße mit 198 Zimmern und 16 Tagungsräumen setze zwar weiterhin auf Seminar- und Tagungsgäste, stelle sich aber kurzfristig auf die Situation ein: Mit Spezialangeboten und Service-Paketen für Individualtouristen.
Demgegenüber verbucht der Tourismusverband Fläming in den beiden mittelmärkischen Naturparks und rund um die Flaming-Skate südlich von Luckenwalde Zuwachs – sowohl bei den Übernachtungszahlen als auch bei den Unternehmensgründungen. „Alle 14 Tage öffnet hier ein neuer Herbergsbetrieb“, so Geschäftsführer Heinemann-Grüder. Dabei handele es sich zumeist um kleinere Pensionen und Ferienwohnungen. In nächster Zeit soll die touristische Infrastruktur weiter ausgebaut werden, so sollen die Nordic-Walking-Strecken im Naturpark Nuthe-Nieplitz bis Jahresende auf eine Gesamtlänge von 500 Kilometern erweitert werden. Bis zum Jahresende sollen diese speziell befestigten Wanderwege eine Gesamtlänge von 500 Kilometern erreicht haben. Die Fläming skate wiederum soll für Rollstuhlfahrer stärker beworben werden, so Heinemann-Grüder. Mit der Ausrichtung des Deutschen Wandertages im Jahre 2012 – ein Ereignis, zu dem erfahrungsgemäß Zehntausende ihr Ränzlein schnüren – erwartet der Verband einen großen Werbeeffekt. „Mit dem Wandern wollen wir ein weiteres Standbein in der Tourismusregion entwickeln“, sagte er.
Im Naturpark „Hoher Fläming“ rund um die Städte Wiesenburg und Belzig ist dieses Standbein schon gut ausgeprägt, wie Stefan Ratering, Leiter des Naturparkzentrums in Raben berichtet. Bis zu 12 000 Besucher würden jährlich allein in die „Alte Brennerei“ kommen. In dem Mitte der 90er Jahre vom Landkreis sanierten Gebäude befindet sich das Naturparkzentrum nebst Ausstellungsräumen und Fahrradverleih. Schon jetzt seien Wanderer, Reiter und Menschen mit Behinderung die Zielgruppen des Naturparks. Viele Hotels, Sehenswürdigkeiten und sogar Wanderwege sind per Rollstuhl erreichbar. Thomas Lähns
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: