zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Der „Michel“ rollt

Auftakt zum neuen Tauschring in Michendorf / Bereits jetzt breites Angebot

Stand:

Michendorf - Währungsreform in Michendorf: Kleinere Dienstleistungen im Rahmen der Nachbarschaftshilfe werden seit gestern mit dem „Michel“ abgegolten. Dieses fiktive Zahlungsmittel gilt beim neuen Tauschring in der Großgemeinde, der am Donnerstag im Ortsteil Wilhelmshorst seinen Auftakt feierte. Auf monatlichen Börsen können von nun an Bürger ihre Fähigkeiten anbieten, „Michel“ sammeln und dafür wiederum die Dienste anderer beanspruchen.

Es gilt der Einheitslohn: Für eine Stunde Arbeit, gleich welcher Art, gibt es vier Michel. Dabei handelt es sich lediglich um Vermerke auf einer Liste, in materieller Form gibt es den Michel nicht. Einige Teilnehmer hätten am Donnerstag zwar vorgeschlagen, auf das Bezahlungsmittel gleich zu verzichten und Dienstleistung gegen Dienstleistung direkt zu tauschen, doch die Initiatoren wollen vorerst an der lokalen Währung festhalten, sagte Klaus-Dieter Becker, Vorsitzender des Michendorfer Kulturbundes, gestern. Dies erleichtere den Überblick über die Tauschgeschäfte. Außerdem halten Michel den Markt in Bewegung: Man darf nicht mehr als 40 sammeln, denn schließlich geht es ums Tauschen von Dienstleistungen und nicht ums sparen. Im Minusbereich liegt die Grenze ebenfalls bei 40, denn zu viele Schulden soll auch niemand machen.

„Wir haben bereits eine breite Angebotspalette zusammenstellen können“, so Klaus-Dieter Becker weiter. Diese umfasse unter anderem Hilfe bei Computerproblemen, Gartenarbeit, Anpacken bei Umzügen, Nachhilfe für Schüler sowie Kochen und Backen. Die Einsatzbereitschaft der Teilnehmer sei überraschend gewesen, eine Frau hatte sogar vegetarische Häppchen für das Treffen vorbereitet. Auch die stehen jetzt auf der Angebotsliste des Tauschringes. Schon für die kommende Woche sind erste Aufträge vergeben worden.

Die Mitglieder stammen aus verschiedenen Ortsteilen, dies komme dem Grundgedanken zugute, die junge Großgemeinde mit Hilfe dieses Projektes enger zusammenzuschweißen. „Deshalb wollen wir die Treffen auch jedes Mal in einem anderen Ortsteil abhalten“, kündigte die Langerwischerin Marion Rosenthal gestern gegenüber den PNN an.

Sie hat das Projekt Tauschring initiiert. Man sei noch in der Findungsphase, und das gelte nicht nur für das Projekt. „Die Teilnehmer überlegen, was sie leisten können und entdecken dabei schon längst vergessene Fähigkeiten. Auch darauf zielt unser Tauschring ab.“ Fest steht bereits, dass kein Verein gegründet werden soll: Zu groß wäre die Hemmschwelle für neue Teilnehmer – und eine Hierarchie von Vorstand und Basis brauche man bei solchen Projekten nicht.

Anläufe zu einem Tauschring hatte es bereits vor Jahren im Michendorfer Jugendclub gegeben, wie sich Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) erinnern kann. Auch vom „Michel“ sei damals bereits die Rede gewesen, doch leider sei das Vorhaben nie umgesetzt worden – bis gestern. Thomas Lähns

Anmeldungen unter Telefon (033 205) 46 935 oder geben-nehmen@web.de

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })