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Potsdam-Mittelmark: Der Reiz der ersten Liebe
Caputher Schüler im Gespräch mit dem Defa-Kinderfilmregisseur Rolf Losansky
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Schwielowsee - Liebeskummer, Schmetterlinge im Bauch, in Gedanken ganz woanders: Die Kapriolen der ersten Liebe besprechen junge Schüler der Grundschule Caputh mit dem fast siebzig Jahre älteren Defa-Kinderfilmregisseur Rolf Losansky. „Damals wurde in der Defa gesagt: Erste Liebe mit elf Jahren, naja...“, erinnert sich der 82-jährige Filmemacher aus Potsdamer an die Zweifel aus dem DDR-Filmbetrieb. Noch heute findet er das Thema wichtig und zeigt seinen Film „Weiße Wolke Carolin“ von 1984, der von der Liebe zweier Fünftklässler handelt, am Dienstag in der Caputher Grundschule.
Für zehn Schülerinnen der fünften und sechsten Klasse ist das der Auftakt für ihr Filmprojekt zur ersten Liebe. In dieser Woche wollen sie im Rahmen einer Schulprojektwoche – begeistert vom zeitlosen Kinderfilm des Meisters – selbst einen Film drehen. Rolf Losansky erzählt ihnen, wie das funktioniert: Um dramatische Szenen zu drehen, muss man sich etwas einfallen lassen.
Damit seine jungen Schauspieler zum Beispiel in einer Bootsszene mit schwerer See zu kämpfen hatten, ließ er zwei große Kipploren mit Wasser füllen und auf Gerüste stellen. Auf Kommando wurden sie ausgeschüttet, das Boot schwankte, die Szene war im Kasten. „Danach hatten einige von uns Rheuma, weil wir zu lange im kalten Ostseewasser standen“, erzählt Losansky. Immer wieder verwebt er nützliche Informationen mit seinen Erfahrungen aus den vergangenen 50 Jahren. Und obwohl er viel gesehen und erlebt hatte, musste er dennoch lachen, als einer seiner Filme auf Chinesisch synchronisiert wurde. Als er versucht, die Sprache zu imitieren, lachen die Mädchen los.
Das Eis ist gebrochen, die Fragestunde kann losgehen: Wie lange dauert eine Filmproduktion? Wie viel kostet das? Und wie viele Menschen stehen hinter der Kamera?, wollen die Mädchen wissen. Offene Münder und großes Staunen, als Losansky verrät, dass er nie teure Filme mache. Sein Film „Hans im Glück“ von 1998 habe eine Millionen D-Mark gekostet. Schnell fügt er hinzu, dass jeder, der beim Film mitmacht, bezahlt werden muss, um eine Familie zu ernähren oder mal ein Bier trinken zu können, selbst der Fahrer. Das leuchtet den Kindern ein.
Wenn der Regisseur begeistert von seiner Arbeit erzählt, gestikuliert er mit den Händen und ist überzeugter Filmemacher. Über 20 Kinder- und Jugendfilme hat er für das Kino produziert. Zu den bekanntesten gehören unter anderem „Ein Schneemann für Afrika“, „Moritz in der Litfaßsäule“ und „Das Schulgespenst“. Im letzten Jahr hat er in Erkner den medienpädagogischen Film „Wer küsst Dornröschen“ gedreht, in diesem Jahr realisiert er mit Schauspielstudenten in Usedom einen Kurzfilm. „Ich kann nichts anderes machen als Filme drehen“, sagt Losansky mit einem verschmitzten Lächeln.
Während seiner Defa-Zeit machte er Kinderfilme, die allen gefielen. „Bei den Jugendfilmen wurde es aber politisch.“ Das Drehbuch eines seiner kritischen Filme, „Abschiedsdisco“, habe neun Jahre in der Schublade gelegen. Zum Ende der DDR wurde der Film doch noch realisiert. „Dank meiner Kinder erkannte ich, dass der Jugend in der DDR mehr geboten werden muss – ein Trabant oder die Ostsee reichen eben nicht aus.“
Von Reisefreiheit müssen die Caputher Schülerinnen heute nicht mehr träumen. Sie beschäftigt vielmehr das Kinderschauspielpaar aus „Weiße Wolke Carolin“ und die Frage, was aus ihnen geworden ist. Losansky verrät: „Das Mädchen ist heute Dozentin an der Uni Rostock und der Junge arbeitet bei einer Hamburger Werft. Ein Paar waren sie nie, aber bis heute sind sie Freunde.“ Eva Schmid
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