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Ausgezeichnet. Gerhard Casperson bekommt das Bundesverdienstkreuz am Bande.

© Andreas Klaer

Bundesverdienstkreuz für Kleinmachnower Naturschützer: Der Schleusen-Schließer

Der Kleinmachnower Naturschützer Gerhard Casperson ist mit dem Bundesversdienstkreuz ausgezeichnet worden. Schon zu DDR-Zeiten engagierte er sich für umweltpolitische Fragen.

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Kleinmachnow - Bäketal, Buschgraben, Parforceheide: Diese und einige andere Orte in Brandenburg würden heute wohl ganz anders aussehen, wenn es Gerhard Casperson nicht gäbe. Seit 1990 kämpft der Biologe aus Kleinmachnow unermüdlich dafür, dass Naturgebiete geschützt anstatt zugebaut zu werden. Für sein Engagement um den Umweltschutz wird ihm heute in der Potsdamer Staatskanzlei das Bundesverdienstkreuz verliehen.

Casperson lebt seit 1957 in Kleinmachnow. Schon zu DDR-Zeiten dokumentierte er den Artenreichtum der Region, indem er etwa Pflanzen kartierte. Eine Professur blieb dem ausgebildeten Biologen zu SED-Zeiten verwehrt, als Christ stand Casperson dem sozialistischen Staatsapparat kritisch gegenüber. Für kurze Zeit konnte er als Dozent an der Humboldt-Universität tätig sein.

Nach dem Mauerfall setze er sich für die Unterschutzstellung ein

Nach dem Mauerfall erkannte Casperson schnell, dass der Umweltschutz in den Wirren der Wendezeit zu den Verlieren der Wiedervereinigung werden könnte. „Es lag auf der Hand: Wenn man sich jetzt nicht einsetzt, passiert nichts.“ Casperson wurde Sprecher einer Bürgerbewegung, die sich dafür einsetzte, Gebiete in und um Kleinmachnow unter Naturschutz zu stellen, bevor Investoren und Bauherren Tatsachen schaffen konnten. „Das Zeitfenster dafür war sehr klein“, sagt Casperson. Sein Fachwissen spielte dabei eine entscheidende Rolle: Er konnte Gutachten erstellen, die die Schutzwürdigkeit bestimmter Gebiete auswiesen. Das Bäketal, der Buschgraben oder die Parforceheide zählten zu den ersten Naturschutzgebieten im wiedervereinigten Brandenburg. Wenig später erstellte Casperson solche Gutachten auch für Gebiete im Fläming, im Havelland, in Chorin und an der Schwarzen Elster.

„Für unsere Region ist Herr Casperson von unschätzbarem Wert“, sagt Ursula Theiler, Vorsitzende des Fördervereins Landschaftsschutzgebiet Buschgraben/Bäketal, dem Casperson selbst viele Jahre lang vorstand. Theiler lobt die Beharrlichkeit und das Fachwissen, mit dem Casperson sich für die Umwelt einsetzt: „Mit seiner Überlegtheit, Erfahrung und Menschenkenntnis hat er viel erreicht.“

Casperson kämpfte gegen de Ausbau der Kleinmachnower Schleuse

Nach der Wende wurde Casperson Mitglied der Grünen und saß für zwei Legislaturperioden im Kleinmachnower Umweltausschuss. 1991 war er Mitgründer des Fördervereins LSG Buschgraben/Bäketal, der sich für die nächsten 20 Jahre vor allem einem Thema widmete: Den Ausbau der Kleinmachnower Schleuse zu verhindern. Das Bauprojekt sollte dem erwarteten Anstieg des Schiffsverkehrs Rechnung tragen, doch Casperson, der selbst als Gutachter in das Projekt involviert war, erkannte, dass die Planer von falschen Basisdaten ausgingen: Prognostiziert wurde ein stark wachsendes Transportaufkommen auf dem Teltowkanal, das sich bis heute nicht erfüllt hat.

Der 86-Jährige engagierte sich vehement gegen das Bauvorhaben, das den landschaftlichen Charakter Kleinmachnows nachhaltig verändert hätte: Ein großer Teil des Ufers des Kleinmachnower Sees hätte abgegraben werden müssen, inklusive 70 alter Buchen. „Der See wäre verschwunden gewesen“, so Casperson. Fällarbeiten waren schon ausgeschrieben, doch im letzten Moment konnte der Förderverein einen Baustopp erwirken. Auch ein Waldstreifen mit 17 Eichen westlich der Schleuse konnte erhalten werden. Die Mühe hat sich gelohnt: 2011 sprach der damalige Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ein Machtwort, der Ausbau war fürs Erste vom Tisch.

Nicht die erste Ehrung für den Kleinmachnower

Für sein Engagement hat Casperson bereits einige Ehrungen erhalten: 2011 durfte er sich in das Goldene Buch der Gemeinde eintragen, zum 85. Geburtstag erhielt er von Weggefährten, der Gemeinde und mehreren Naturschutzvereinen ein ganz besonderes Geschenk: Eine Sitzbank am Ufer des Kleinmachnower Sees, genau in dem Bereich, den es ohne Caspersons Engagement heute nicht mehr geben würde.

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